Seit Dezember 2023 ist Throne and Liberty in Südkorea verfügbar, im September 2024 soll der Launch im Westen folgen. Jetzt hat ein bekannter Youtuber und Streamer nach „tausenden Stunden“ mit T&L ein Fazit gezogen. Ist das MMORPG von NCSoft und Amazon Games eine Empfehlung wert?
Wer hat Throne and Liberty so ausgiebig gezockt? Der Youtuber und Twitch-Streamer Kanon veröffentlicht bereits seit vielen Monaten sehr regelmäßig Videos zu Throne and Liberty, aber auch zu anderen Online-Games wie Blue Protocol, Diablo 4, Lost Ark oder auch Path of Exile 2.
Im Januar 2024 hatte MeinMMO bereits über ein Video von Kanon berichtet, in dem es um die Monetarisierung der koreanischen Version von Throne and Liberty ging. In seinem jüngsten Werk zieht der Gildenleiter einer Allianz mit mehr als 600 Mitstreitern und „tausenden Stunden“ Spielzeit sein Fazit.
Der neue Trailer von Throne and Liberty stimmt auf das kommende MMORPG ein:
Autoplay
Ein halbes Jahr nach dem Launch – was taugt Throne and Liberty?
Was berichtet Kanon?
Viele Inhalte von Throne and Liberty werden freigeschaltet, sobald der Charakter den entsprechenden Meilenstein erreicht. Wer alle Inhalte des MMORPGs freischalten möchte, muss laut Kanon etwa ein bis zwei Monate lang regelmäßig spielen.
Die vertikale Charakterprogression läuft in T&L über Dungeons, die Herstellung von Ausrüstung und über Gildeninhalte. Mit viel Glück könnt ihr zudem über Item-Upgrades stolpern, wenn ihr in der offenen Welt Monster umhaut. Die Ausrüstungsteile besitzen dabei eine Grundstufe und müssen sukzessive aufgewertet werden, ähnlich wie in Black Desert oder Lost Ark.
Die besten Ausrüstungsteile soll es aktuell über Dungeons geben. Arch-Bosse aus Gildenherausforderungen droppen hingegen einmal pro Woche die besten Waffen des Spiels (die Waffen können wohl auch über das Auktionshaus an andere Spieler verkauft werden).
Jeden Tag steht euch eine bestimmte Zahl an Dungeon-Punkten zur Verfügung, mit denen ihr die Öffnung der Truhen bezahlt, die am Ende eines Dungeons auf euch warten. Im aktuellen Stand der Korea-Version reichen die Punkte für zweimal Dungeon-Loot pro Tag – jeder Run soll etwa 15 bis 20 Minuten dauern. Die Punkte lassen sich bis zu einem gewissen Grad ansammeln.
Über die optionale, kostenpflichtige „Aura“ Solisium’s Blessing (10 US-Dollar pro 21 Tage) erhaltet ihr diverse Boni, darunter mehr Dungeon-Punkte (für ein drittes Mal Dungeon-Loot pro Tag), eine erhöhte Zahl an Quick-Slots und günstigere Schnellreise.
Neben dem optionalen Abo gibt es auch noch einen Battle Pass, mit einem kostenlosen und einem kostenpflichtigen Pfad (20 US-Dollar pro Monat), über die man sich Verbrauchsgegenstände, Materialien, kosmetische Goodies und Währung verdienen kann.
Jeden Tag kann man bis zu zehn Contract-Quests abschließen – das sind die Daily-Quests von Throne and Liberty. Auch hier ist es möglich, Dailys für andere Tage aufzuheben, bis zu 60 Daily-Quests pro Tag kann man maximal stapeln. Über die Dailys erspielt man sich vor allem Aufwertungsmaterialien.
Waffen lassen sich am besten in den sogenannten Open-World-Dungeons leveln, da man dort unzählige Mobs für den Grind findet. Nachts verwandeln sich diese Areale in Open-PvP-Gebiete.
Die mächtigen Arch-Bosse sowie die einfachen Weltbosse, die mehrmals täglich spawnen, gibt es in PvP- und friedfertigen (also ohne PvP-Komponente) Varianten.
Was sind die Stärken von Throne and Liberty?
Das Kampfsystem hat sich durch die umfassenden Überarbeitungen stark verbessert und erinnert im Endgame an ArcheAge.
Die Gegenstände von Throne and Liberty bringen besondere Effekte mit, die sich spürbar auf die Spielweise auswirken. Während sich die Klassen aus beispielsweise Black Desert und Lost Ark von Anfang bis Ende recht ähnlich spielen, entwickelt sich die Spielweise des Charakters aus T&L ständig weiter. Selbst zwei Endgame-Charaktere, die den gleichen Meta-Build nutzen, sollen sich dennoch unterschiedlich anfühlen.
Ähnlich wie in Final Fantasy XIV könnt ihr euch auch in T&L auf einen einzigen Charakter konzentrieren und mit diesem alle Spielweisen lernen und leveln. Dabei lassen sich stets die passiven und aktiven Fertigkeiten von zwei Waffen in eurer Fertigkeitsleiste frei kombinieren.
Anders als bei Lost Ark kommen die Ausrüstungsaufwertungen in T&L ohne frustrierende Zufallselemente aus, durch die der Fortschritt vollständig blockiert werden kann.
In den vergangenen sechs Monaten hat NCSoft das Grundgerüst von T&L durch zig Updates bereits enorm verbessert.
Hier könnt ihr euch die 28 Minuten lange Video-Review von Kanon anschauen:
Was sind die Schwächen von Throne and Liberty?
Zu Beginn des Abenteuers kann sich das Kampfsystem recht zäh und undynamisch anfühlen, da man anfangs nur wenige Fertigkeiten besitzt und man schnell in eine Ressourcen-Knappheit läuft. Kanon vergleicht die Spielerfahrung mit niedrigstufigen Kriegern in World of Warcraft.
Für die Events und Endgame-Inhalte in der Spielwelt gibt es festgelegte Zeiten. Hier die optimale Balance zu finden, ist schwierig. Anfangs fiel die Taktung der Inhalte derart hoch aus, dass selbst ambitionierte Spieler keine Zeit hatten, um sich anderen Aufgaben wie Daily-Quests zuzuwenden. NCSoft passte die Taktung zwischenzeitlich an, doch beschweren sich jetzt einige, dass es nicht mehr genug zu tun gibt.
Wer sich den Battle Pass und das optionale Abo nicht gönnt, verzichtet auf jede Menge Zeug, das in Kombination einen enormen Boost gewährt. Dass man zusätzlich auch noch Ingame-Währung mit Echtgeld kaufen kann, ist dann doch etwas zu viel des Guten.
Ähnlich wie in Lost Ark sind Bots auch in Throne and Liberty ein riesiges Problem, und dank Free2Play-Modell und Echtgeld-Komponente dürfte das auch alle westlichen Interessierten erwarten.
Dazu kommen Cheater, die etwa im PvP in der offenen Welt Auto-Blocken nutzen, um sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen. Viele der Schummler wurden laut Kanon bis heute nicht bestraft.
Ist Throne and Liberty Pay2Win?
Der Youtuber beschäftigt sich erneut mit der Frage, wie fair das Bezahlmodell von Throne and Liberty ist. Seiner Meinung nach verdient sich das MMORPG ganz klar das „Pay2Win“-Label. In T&L gibt es zwei Geld-Währungen, die Silber und Gold aus Lost Ark entsprechen.
Mit dem Gold-Pendant bezahlt man im Auktionshaus für Ausrüstung und Aufwertungsmaterialien. Mit dem Silber-Pendant leistet man sich quasi alles andere. Gold ist härter als Silber zu farmen. Beide Währungen lassen sich mit Echtgeld kaufen.
Ihr könnt also Geld ausgeben, um euch dann im Auktionshaus mit Ausrüstung und Aufwertungskram einzudecken. Das bietet gerade zu Beginn des Abenteuers einen großen Vorsprung. Wer in einer ambitionierten Gilde spielt und regelmäßig an Inhalten teilnimmt, die mit dem Gold-Pendant belohnen, soll mittelfristig aber keinen Grund haben, um hierfür Echtgeld zu investieren.
Das größte Pay2Win-Element sieht Kanon bei den sogenannten Traits, da es enorm aufwendig ist, sich die Ausrüstungsteile mit den besten Traits (Zusatzeffekte) zu erfarmen. Wer sich diese einfach kauft, spart unfassbar viel Zeit und freut sich über einen riesigen Leistungsschub.
Kanon liefert zu dieser Einschätzung zwei Disclaimer mit: Zum einen gibt es für ihn in fast jedem aktuellen MMORPG eine Pay2Win-Komponente. Zum anderen kommt es in der koreanischen Version bisher extrem selten vor, dass die mächtigen Waffen der Arch-Bosse über das Auktionshaus verkauft werden. Aufgrund der limitierten Zahl an Drops verteilen Gilden diese bislang lieber an ihre Mitglieder.
Außerdem hat NCSoft für die koreanische Version bereits Änderungen vorgenommen, um die Pay2Win-Elemente zu entschärfen. Viele der besten Ausrüstungsteile kommen aktuell aus Dungeons und diese lassen sich nicht im Auktionshaus handeln. Zudem muss man Trait-Slots mittlerweile erst einmal freischalten, was den zeitlichen Vorteil von Echtgeld-Investoren etwas abmildert.
Welches Fazit zieht Kanon?
Trotz seines Pay2Win-Fazits betont Kanon, dass viele andere MMORPGs unfairere Bezahlmodelle besitzen und man Throne and Liberty als Free2Play-Spieler absolut genießen kann.
Viele seiner Gildenmitglieder zahlen nichts für Battle Pass, Abo und Währungen und landen dennoch regelmäßig in den Auswertung-Charts ganz oben. Zudem konnte sich seine Allianz bei einer prestigeträchtigen Gildeneroberung durchsetzen und damit das aktuell größte Ziel des Spiels meistern.
Doch lohnt sich Throne and Liberty überhaupt? Kanon ist sich sicher, dass das MMORPG im Westen keine breite Masse von Spielenden langfristig begeistern wird. Dafür ist der Fokus auf Gilden und PvP einfach zu groß. Solisten und Fans von Kleingruppen-PvE-Inhalten haben das Nachsehen.
Man muss zudem davon ausgehen, dass jeder Server von einigen wenigen Gilden dominiert werden wird, und dass zwischen den Gemeinschaften Rivalitäten entstehen. Beef, Drama und Troll-Moves dürften, ähnlich wie in Korea, auch im Westen zur Tagesordnung gehören.
Wer jedoch nach genau dieser Spielerfahrung sucht und mit Bots, Cheatern und den angesprochenen Pay2Win-Elementen klarkommt, der dürfte mit Throne and Liberty eine Menge Spaß haben, so das Fazit des Youtubers.
Wie bewertet MeinMMO-Redakteur Karsten Scholz den Bericht von Kanon? Aufgrund der im Video gezeigten Szenen bin ich mir ziemlich sicher, dass der Youtuber tatsächlich schon sehr viel Zeit mit Throne and Liberty verbracht hat.
Umso mehr, weil sich sein Bericht mit den Erfahrungen diverser anderer Spieler deckt, die sich die Korea-Version bereits angeschaut haben. Da Amazon Games aktuell betont, dass Throne and Liberty mit Blick auf den westlichen Markt entwickelt wurde, dürfen wir wohl nicht allzu viele Änderungen für den Launch im Westen erwarten. Am meisten Sorgen machen mir derzeit die Bots und Cheater.
Wie negativ sich die auf die Spielerfahrung auswirken können und wie schwer es ist, diese nachhaltig zu bekämpfen, zeigt beispielsweise Lost Ark. Und in T&L dürfte sich das Problem durch die Open-PvP-Inhalte sogar noch verschärfen. Wie seht ihr das? Mehr Infos zum Spiel: Throne and Liberty – Alles Wichtige zu Release, Klassen, Gameplay, Open Beta, Preis und Plattformen
Der Beitrag Gildenleiter einer Allianz mit 600 Spielern verrät nach 1.000+ Stunden, ob Throne and Liberty Spaß macht und Pay2Win ist erschien zuerst auf Mein-MMO.de.