Seite 1
”Nur 80% Spielspass für Stranglehold? Sollte das nicht einer der Actionkracher des Jahres werden?” So mögen diejenigen fragen, die ihren Blick nach rechts unten zu unserer Spielspaßwertung schweifen lassen. Wir aber sagen: Diese 80% sind eine klare Empfehlung für Actionfans – wir gehen noch weiter: Jeder John-Woo-Fan, der die ’Style-over-Substance’-Werke der Regie-Legende zu seinen Lieblingsfilmen zählt, muss Stranglehold in seiner Sammlung haben.
Warum? In keinem anderen Spiel werdet Ihr derart coole Actionmoves finden. Mit dem digitalen Chow Yun Fat slidet Ihr Treppengeländer herab oder pumpt Gegner während eines Sprungs vom Balkon mit Blei voll. Auf Knopfdruck könnt Ihr die Zeitlupe aktivieren – dann wird’s noch spektakulärer: Während die Luft für feindliche Kugeln jetzt zu einer zähen Masse wird, entladet Ihr Euer Magazin blitzschnell in ganze Gegnergruppen. Die dafür benötigte Energie regeneriert sich selbstständig, Ihr müsst mit dem Slow-Motion-Einsatz also nicht sparsam umgehen. Seid Ihr mit der gleichzeitigen Kontrolle von Zeitlupe und kontextsensitiven Moves (z.B. von der Wand abspringen oder auf einem Servierwagen durchs Level rollen) überfordert, stellt die Zeitverlangsamung im Menü auf automatisch um.
Wer fleißig stylische Kills vollführt, lädt die Spezialenergie-Anzeige auf: Damit löst Ihr zusätzliche Manöver aus – einen tödlichen Sniper-Schuss, kurze Unverwundbarkeit oder eine genial animierte Smartbomb (Stichwort: weiße Tauben). Steht Ihr hingegen kurz vor der Reise ins Nirwana, verwandelt die angesammelte Energie in einen Heilcocktail – sehr praktisch. Dies werdet Ihr im Verlauf der zirka achtstündigen Kampagne oftmals nötig haben: Denn Stranglehold ist nicht nur reich an strunzdummen, aber treffsicheren Schergen, sondern auch an unfairen Situationen – selbst die besten Zocker marschieren nicht unbeschadet durch den Kugelhagel; zumal sich die Kamera oft gegen Euch richtet. Auf Eurer Habenseite stehen martialische Projektilwaffen (z.B. Doppel-Uzi) sowie ein fast unbegrenzter Munitionsvorrat. Den habt Ihr in den optisch abwechslungsreichen Arealen nötig. Ihr ballert Euch durch ein Fischerdorf oder zerlegt ein Casino, bis Ihr schließlich einen besonders herzhaften Bossbuben ausschaltet. Im Mehrspieler-Modus blüht dieses Schicksal Euren bis zu sieben menschlichen Gegnern.
Meinung
Matthias Schmid meint: In manchen Situationen ist Stranglehold einfach nur fett: Brocken spritzen aus Betonsäulen, ich schwinge in Zeitlupe am Kronleuchter durchs Museum oder lasse während eines Hechtsprungs einen Gegner durchs Level fliegen – begleitet von den besten Grüßen meiner Shotgun. Da stören mich die Schnitte der deutschen Fassung nicht groß – schließlich will ich einen Actionhelden verkörpern und keinen Metzger spielen. Wenn da nur nicht diese Macken wären: Zum einen ist die Steuerung vor allem in engen Räumen etwas hakelig, zum andern sind die Feinde doof und der Spielablauf immer derselbe. Bleibt eine deftige Schießerei, die den Actionfan in mir jubilieren lässt, objektiv den MAN!AC-Award aber klar verfehlt.
Ulrich Steppberger meint: Eins macht Strangehold richtig gut: Wenn die Action losgeht, fühlt Ihr Euch wirklich wie in einem John-Woo-Film. Obwohl die Animationen teilweise etwas hampelig wirken, finde ich die Grafik sehr ansehnlich, die Synchro wiederum ist nicht das Gelbe vom Ei. Als saftiger Actionhappen macht Stranglehold seine Sache gut, auch wenn mehr Tiefgang schön gewesen wäre.
Wertung
ein Actionfilm zum Selberspielen (virtuelle Fortsetzung von ”Hard Boiled”)
7 Levels mit je 4-10 Abschnitten
reichlich Bonusmaterial freispielbar
Zeitlupe & kontextsensitive Manöver
deutsche Version blutleer
Wuchtiges Ballerspektakel mit sensationell stylischer Action, das jedoch Spieltiefe und Feinschliff vermissen lässt.
Singleplayer80MultiplayerGrafikSound
