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”Lair sah mal wie ein vielversprechender PS3-Titel aus, das fertige Produkt ist jedoch alles andere als spielenswert”, ”Lair ist eine hübsch aussehende Katastrophe”, ”Ihr werdet permanent von sinnlos erscheinenden Zwischensequenzen bombardiert” – das Ich-fliege-auf-einem-Drachen-durch-eine-Fantasy-Welt-und-verbrenne-alles-was-meinem-Reittier-vors-Maul-kommt-Game musste in der US-Spielepresse bereits Häme und schlechte Wertungen einstecken. Typische amerikanische XXL-Übertreibung oder ungeschönte Wahrheit?
Im Kern ist Lair eine Abwandlung von Factor 5s früheren ”Star Wars”-Spielen: In über einem Dutzend Levels müsst Ihr Drachen mit Feuerbällen vom Himmel holen, Katapulte in Brand setzen, Städte mit Explosionsfässern bombardieren, fliegende Wale eskortieren und Reittiere mit Enterhaken zu Fall bringen – ”Krieg der Sterne” mit Drachen eben.
Der Spielablauf wurde einfach übernommen: Ihr startet nach dem Briefing mit einem oder mehreren Missionszielen, die sich im Laufe der Schlacht verändern und Ortswechsel notwendig machen. Vage Orientierung bietet ein Richtungspfeil am rechten oberen Bildrand, ein Radar hat Euer Drache leider nicht an Bord. Ebensowenig wie eine funktionierende Zielhilfe: Durch Druck auf die Schultertasten könnt Ihr zwar die Lock-on-Funktion aktivieren, aber die nimmt mehr oder weniger zufällig die Feinde ins Visier; ein Durchschalten der Ziele ist nicht möglich. Eure Feuerechse dirigiert Ihr durch Kippen des Sixaxis-Pads, eine alternative Knüppelsteuerung fehlt.
Da Drachen letztlich doch keine X-Wings sind und das Pad über Motion-Sensoren verfügt, gibt’s noch ein paar Besonderheiten: Zum einen könnt Ihr in bestimmten Situationen einen Kampf Drache gegen Drache aktivieren, bei dem Ihr Knöpfchen drückt und mal verliert oder gewinnt. Bei den ’Takedowns’ heißt es dagegen, vorgegebene Pad-Kommandos wie ’Controller hoch und runter bewegen’ akkurat auszuführen. Dann entert Ihr in einer Quick-Time-Sequenz das feindliche Flugtier und befördert den Reiter aus dem Sattel. Auch bei anderen Gelegenheiten kommen die Sixaxis-Talente zum Einsatz.
Meinung
Oliver Schultes meint: Dass Factor 5 dermaßen dreist von den eigenen Spielen klaut, stört mich weniger. Sie hätten es allerdings kompetent machen können. Das Missionsdesign mit den chaotischen Zwischensequenzen und den vagen Angaben über Ziele nervt, die Lock-on-Funktion arbeitet meist nach dem Zufallsprinzip und die Bosskämpfe sehen zwar gut aus, sind an Primitivität aber fast nicht mehr zu überbieten. Ein Lairstück der Marke ’Außen hui, innen pfui!’
Matthias Schmid meint: Wie gern hätte ich mein Sixaxis-Pad einfach an die Wand geschmissen! Was nutzt mir eine einwandfrei funktionierende Steuerung, wenn die Missionen frustig und das Ziel nur selten klar erkennbar sind? Wozu fette Explosionen und himmlische Wasseranimationen, wozu Bombast-Szenarien im Stile eines ”Herr der Ringe”-Streifens, wenn’s doch ruckelt und ich tausend grundlose Tode sterbe? Überflüssig ist zudem der Beat’em-Up-Exkurs der Drachen.
Wertung
1080p-Wiedergabe
7.1-Surround-Sound
Drachensteuerung via Motion-Sensoren
freischaltbare Making-ofs
erinnert frappierend an frühere ”Star Wars”-Spiele von Factor 5
Grafisch und akustisch opulente Flug-Action mit angenehmer Sixaxis-Steuerung, aber chaotischem wie frustrierendem Spielablauf.
Singleplayer53MultiplayerGrafikSound
