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Sei es Signalis oder auch Crow Country – Low-Poly-/Pixel-Horror scheint offenbar wieder en vogue. Mit Conscript geht nun ein schauriger Mitbewerber ins Rennen, der sich in der PSone-Optik früher Genre-Pioniere ebenfalls sichtlich wohlfühlt. Der Weltkriegs-Horror aus der Feder von Jordan Mochi knüpft aber nicht nur visuell an Survival-Horror-Klassiker an, er zeigt sich auch spielerisch deutlich von seinen großen Vorbildern beeinflusst.
Conscript spielt im Jahr 1916, der Erste Weltkrieg tobt. Inmitten des Chaos der Schlacht von Verdun schlüpft Ihr in die Rolle eines jungen französischen Soldaten, der seinen vermissten Bruder sucht. Seid Ihr mit den Serienanfängen von Resident Evil vertraut, wisst Ihr genau, was Euch spielerisch erwartet: Conscript macht kein Geheimnis daraus, bis in die Haarspitzen von Capcoms Genregröße inspiriert zu sein. Bahnt Euch Euren Weg durch die verwinkelte Karte verwüsteter Schützengräben; sammelt spärliche Ressourcen, die im begrenzten Inventar Platz finden; sucht nach den passenden Schlüsseln für verriegelte Türen. Hier und da dürft Ihr natürlich auch ein wenig rätseln – wirklich gefordert werdet Ihr dabei aber selten.
Mit Zombies bekommt Ihr es aber nicht zu tun – die Bedrohung geht von deutschen Soldaten aus. In den Konfrontationen setzt Ihr Euch mit Feuerkraft oder behelfsmäßig Spaten und anderen Nahkampfwaffen zur Wehr. Die Kämpfe fallen recht behäbig aus: Angriffe wollen vernünftig ausgerichtet und vorbereitet werden, um Feinden zuzusetzen. Kommen sie Euch zu nahe, lauft Ihr davon oder setzt zur zeitigen Ausweichrolle an, ohne die eigene Ausdauer aus dem Auge zu verlieren. Was sich anfangs sperrig anfühlt, wird zwar nie wirklich dynamisch, geht im Spielverlauf aber in Fleisch und Blut über. Später wollen dann die Leichen bezwungener Feinde verbrannt werden, sofern Ihr es nicht mit fiesen Ratten zu tun bekommen möchtet – das erinnert an das Remake von Resident Evil. Auch jenseits der etablierten Spielmechaniken spielt Conscript regelmäßig auf sein Vorbild an. Im sicheren Hafen sinnvoll platzierter Speicherräume deckt Ihr Euch mit Ressourcen ein und verbessert Eure Waffen. Der erste Einkauf wird dann auch stilgerecht mit einer Trophäe belohnt, die auf den Namen ”What’re Ya Buyin’?” hört. Zum Speichern wollen zudem Farbbänder benutzt werden, es sei denn, Ihr wählt die Option vor Spielbeginn ab.
Mit seinem eigenen Setting zeichnet Conscript aber bei allem Augenzwinkern ein frisches Bild, das lediglich von teils überbordendem Backtracking in Kombination mit einem doch arg knapp bemessenen Inventar etwas geschmälert wird. Bei aller Liebe zu den Genrewurzeln hätte hier ein moderner Anstrich gutgetan.
Meinung
Kevin Pinhao meint: Conscript ist ein toller Liebesbrief an die Pioniere des Survival Horror und vor allem Resident Evil. Bis ins Detail vom großen Vorbild inspiriert, beweist es dabei, dass das beliebte Spielprinzip von einst auch heute noch prima funktioniert, wenngleich ihm die eine oder andere Modernisierung ganz gut zu Gesicht gestanden hätte. Leider mangelt es etwas an Fokus, um über die gesamte Spielzeit von rund 10 bis 12 Stunden zu fesseln. Auch etwas mehr audiovisuelle Abwechslung hätte vermutlich verhindert, dass aus Grusel flott Routine wird. Trotzdem: Mit seinem unverbrauchten Setting und dichter Atmosphäre erfindet Conscript das Rad zwar nicht neu, erfreut aber über weite Strecken mit einer gelungenen klassischen Survival-Horror-Erfahrung.
Wertung
mehrere Enden
diverse Anpassungen der Spielerfahrung
verpakte Deluxe-Edition mit Boni
Spielerisch und audiovisuell toll präsentierte Verbeugung vor dem PSone-Horror der 1990er und ”Resident Evil” im Speziellen.
Singleplayer78MultiplayerGrafikSound
