Warum war Lost Ark so viel erfolgreicher als Throne and Liberty? MMORPG-Experte analysiert den Launch

Eigentlich hat Throne and Liberty einen starken Launch auf Steam sowie den Konsolen hingelegt. Im Vergleich zu den vorherigen MMORPG-Launches von Amazon Games sieht es jedoch nicht mehr so rosig aus. Wie erklären sich die krassen Unterschiede bei der Spielerzahl? Unser MMORPG-Experte Karsten Scholz analysiert die Starts von Lost Ark und Throne and Liberty (aber auch New World).

Wie ist Throne and Liberty auf Steam und den Konsolen gestartet? Dank offizieller Zahlen ist bekannt, dass Amazon Games sowie NCSoft beim westlichen Launch von Throne and Liberty mehr als drei Millionen registrierte Spieler in Solisium begrüßen durften.

Ebenfalls klar, dank Webseiten wie steamdb.info: Das Allzeithoch (vom ersten Launch-Wochenende) liegt bei 336.300 gleichzeitig aktiven Steam-Nutzern. Auch in den Folgetagen konnte das neue MMORPG regelmäßig mehr als 250.000 Spieler für sich verbuchen. Auf Steam. Dazu kommen noch die T&L-Fans, die auf PlayStation 5 oder Xbox Series zocken.

Wie haben sich die vorherigen MMORPGs von Amazon Games geschlagen? Der Vergleich zwischen Throne and Liberty und Lost Ark drängt sich förmlich auf. Beide MMORPGs setzen auf ein Free2Play-Modell, kommen von asiatischen Entwicklern, nutzen Amazon Games als westlichen Publisher und waren vor dem West-Release bereits einige Zeit in anderen Ländern live.

Der Launch-Trailer von Throne and Liberty:

Lost Ark konnte im Februar 2022 jedoch einen deutlich größeren Hype erzeugen und zum Launch 1.325.305 Steam-Nutzer gleichzeitig auf die Server locken. Das reicht auch heute noch für Platz 5 in der All-Time-Liste von Steam. Dazu kommen in diesem Fall keine Konsolen-Spieler, da Lost Ark nur via Steam erschienen ist.

Nach zwei Wochen soll das MMORPG von Smilegate auf mehr als 10 Millionen westliche Spieler gekommen sein, weltweit waren es 20 Millionen. Davon ist Throne and Liberty noch ein gutes Stück entfernt (wobei es aktuell unklar ist, wie viele Spieler die koreanische Version von T&L bisher gespielt haben).

Wer schreibt hier? Karsten Scholz ist der MMORPG-Experte von MeinMMO. Er befasst sich seit 15 Jahren fast täglich mit dem besten Genre der Welt und war natürlich auch bei den Launches von Lost Ark, New World und Throne and Liberty am Start.

Die Gründe für den unterschiedlichen Erfolg

So viele Gemeinsamkeiten Throne and Liberty und Lost Ark auch besitzen, so unterschiedlich sind die Ausgangslagen der jeweiligen Starts. Hier die Rahmenbedingungen von Lost Ark:

Für Lost Ark gab es bereits 2014, also acht Jahre vor dem West-Lauch, einen fast 20 Minuten langen Gameplay-Trailer, der visuell alles in den Schatten gestellt hat, was bis dato in isometrischer Perspektive erschienen war – inklusive der Diablo-Trilogie.

Der damals entfachte Anfangs-Hype wurde über die Jahre mit immer neuen, umfassenden und spektakulär inszenierten Gameplay-Trailern am Lodern gehalten.

Als Lost Ark im Jahr 2019 in Südkorea und Russland erschien, waren diverse gehypte englisch- und deutschsprachige Streamer am Start, die das MMORPG bereits früh und sehr ausgiebig auf ihren Kanälen bespielten.

Amazon Games nutzte natürlich die Synergie mit Twitch, um den Hype für Lost Ark immer stärker anzufeuern.

Die Begeisterung der Streamer übertrug sich auf viele ihrer Zuschauer. Am Launch-Tag im Westen kam Lost Ark auf Twitch auf 1,2 Millionen gleichzeitige Zuschauer. Bis zum 25. März gab es mehr als 290.000 Streams und mehr als 158 Millionen geschaute Stunden auf Twitch.

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Lost Ark profitierte aus meiner Sicht dabei von gleich drei Faktoren:

Durch die isometrische Perspektive und die Kampferfahrung erinnerte das MMORPG stark an Hack&Slay-Titel wie Diablo. Fans solcher Action-RPGs warteten indes bereits seit etwa zehn Jahren auf ein Spiel, das Diablo 3 ablösen und die Wartezeit auf Diablo 4 verkürzen kann.

Gleichzeitig sprach Lost Ark durch sein Genre viele MMORPG-Fans an, die ebenfalls auf eine lange Dürre-Zeit zurückblickten (es gab zwar ein Jahr zuvor New World, doch enttäuschte das erste Online-Rollenspiel von Amazon Games viele Spieler).

Als Lost Ark im Februar 2022 erschien, steckte die Welt noch mit einem Bein in der Corona-Pandemie – die internationale Gesundheitsnotlage wurde im Mai 2023 von der WHO aufgehoben. Vor allem Online-Games profitierten in den COVID-Jahren von hohen oder steigenden Spielerzahlen.

Dieser Trailer zeigt, was euch in Lost Ark erwartet:

Was war die Ausgangslage für Throne and Liberty? Das neue MMORPG von NCSoft befand sich ebenfalls viele Jahre in der Entwicklung, machte jedoch nicht mit tollen Gameplay-Trailern auf sich aufmerksam, sondern mit Berichten über die problematische Entwicklung.

Kaum besser sah es aus, als Throne and Liberty in Südkorea den ersten Launch absolvierte. Statt Hype auf Twitch gab es Kritik der Spieler (etwa zum grundlegenden Kampfsystem und Auto-Systemen, die man eigentlich nur von Mobile-Spielen kennt) und enttäuschende Spielerzahlen. Das Ergebnis: ein Führungswechsel beim verantwortlichen Team.

Doch trotz umfassender Patches, mit denen die Entwickler auf das Feedback der koreanischen Community eingingen, hagelte es auch bei der offenen Beta im Juli Kritik von den westlichen Testern – die anschließende Liste von Hausaufgaben für die Devs war lang.

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Bereits durch diese Gemengelage konnte die Vorfreude auf Throne and Liberty nie mit dem Hype rund um Lost Ark mithalten. Dazu kamen aber noch weitere Faktoren:

Auf die Corona-Pandemie folgte für die Spieleindustrie eine Katerstimmung, viele Releases ab 2023 konnten deutlich weniger Spieler oder Käufer für sich verbuchen als erhofft.

Während Lost Ark den Fans von zwei Genres potenziell gefallen konnte, nimmt Throne and Liberty mit seinem Fokus auf Großgruppen-Inhalte, Gilden und PvP eine vergleichsweise kleine Hardcore-Zielgruppe ins Visier.

Dazu kamen Bedenken bezüglich der Monetarisierung in Kombination mit dem starken Fokus aufs PvP und kompetitive Gildeninhalte, was es in Lost Ark in der Form nicht gab (auch wenn man sicherlich auch dort die Monetarisierung kritisieren kann).

Durch später hinzugefügte Inhalte wie die kooperativen Dungeons oder den Solo-Turm hat sich der Fokus von Throne and Liberty mittlerweile zwar etwas geöffnet, doch ist das Spiel weiterhin kein MMORPG, das jedem gefallen möchte und eine möglichst große Spielerschaft ins Auge fasst.

Throne and Liberty erscheint in einem Jahr, in dem die größten MMORPGs auf dem Markt jeweils eine umfassende Erweiterung erhalten haben.

Aber: Throne and Liberty ist nicht nur eine Erweiterung für ein bestehendes MMORPG, sondern eine frische Spielerfahrung. Und anders als die vorher von Amazon Games veröffentlichten MMORPGs gibt’s Throne and Liberty nicht nur auf Steam, sondern auch auf den Konsolen.

Der Start von New World

Was ist mit New World? Das bisher einzige von Amazon Games entwickelte MMORPG profitierte beim Launch im September 2021 enorm davon, dass es seit 2014 (Wildstar und The Elder Scrolls Online) kein Online-Rollenspiel mehr gab, das von einem großen, westlichen Studio entwickelt wurde.

Es gab auch noch kein Lost Ark. Dafür steckten wir 2021 noch tiefer in der Corona-Pandemie, und über diverse Streamer und die Twitch-Synergien gelang es Amazon Games, im Vorfeld des Releases einen spürbaren Hype aufzubauen.

Der Trailer von New World Aeternum:

Da machte es auch nichts, dass das Team von New World auf eine schwierige Entwicklung zurückblickte und aufgrund des Feedbacks der Tester zwischendrin den Fokus von Survival und PvP auf ein Themenpark-Gerüst mit Quests, PvE-Herausforderungen und mehr Story-Inhalten wechseln musste.

913.634 Steam-Nutzer befanden sich zum Launch zeitgleich auf den Servern. Eine echte Hausnummer für ein Spiel, das man kaufen muss. Wie viele Versionen des Spiels bis heute über die Ladentheke gegangen sind, ist unklar. 2022 geisterte die inoffizielle Zahl von knapp 17 Millionen Käufern im Netz herum (via forbes.com).

In Aeternum treiben sich heutzutage aber keine 10.000 Spieler mehr zeitgleich herum. Die Zahlen sind nach dem starken Launch sogar noch drastischer gefallen als bei Lost Ark. Ob die neue Aeternum-Version ab dem 15. Oktober 2024 für einen langlebigen, dritten Frühling sorgen kann, muss die Zeit zeigen.

Für die Ausgangslage ein starker Launch

Wenn man all diese Faktoren in einen Topf wirft, kann es aus meiner Sicht nur ein Fazit geben: Throne and Liberty hat – für die (von NCSoft in Teilen selbst verschuldete) Ausgangslage – einen starken Launch hingelegt.

Nach der enorm schwierigen Entwicklung, den ständigen Pay2Progress-Diskussionen sowie dem Start mit einem Kampfsystem, das automatisierte Mobile-Systeme genutzt und sich auch sonst schlecht angefühlt hat, ist es eigentlich ein Wunder, dass die westliche Launch-Version von Throne and Liberty letztlich doch so viele Spieler anlocken kann.

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Umso mehr in einem Jahr voller anderer, großer MMORPG-Releases und ohne – so doof das klingt – unterstützende Pandemie, durch die viele Leute zu Hause bleiben und deutlich mehr spielen. Dass die Zahlen trotz all dieser Faktoren vergleichsweise hoch ausfallen, dürfte unter anderem an zwei Punkten liegen, die ich bereits erwähnte habe:

Throne and Liberty ist ein neues MMORPG mit einer frischen Spielerfahrung

Das Spiel erscheint auch auf den Konsolen, wo die Konkurrenz nicht ganz so groß ist

Dazu kommt, dass NCSoft und Amazon Games enorm viel Aufwand betrieben haben, um große Teile des Feedbacks der Spieler umzusetzen und etwa das Kampfsystem spürbar zu verbessern sowie die Monetarisierung zu entschärfen.

Wie schnell die Spielerzahlen in den kommenden Wochen und Monaten fallen, wird spannend zu beobachten sein. In ein paar Tagen steht mit New World Aeternum ja bereits das nächste Online-Rollenspiel an, das den einen oder anderen Genre-Interessierten binden dürfte. Throne and Liberty macht Spielern sogar Lust auf dieses andere MMORPG, das zwar Geld kostet, aber weniger Pay2Win ist.

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