Visions of Mana – im Test (PS5)

Seite 1

Spiel:Visions of ManaPublisher:Square EnixDeveloper:Ouka StudiosGenre:Action-RollenspielGetestet für:PS5Erhältlich für:PS4, PS5, XSXUSK:12Erschienen in:10 / 2024

Wenn eine Community in den letzten Jahren einen langen Atem bewies, dann wohl jene der japanischen Action-Rollenspiel-Serie Mana. Zuletzt bekam die Reihe zwar immer mal wieder Ausflüge in den Mobile-Sektor spendiert und auch die eine oder andere Neuauflage dürfte die Sehnsucht nach frischen Abenteuern in der Welt von Mana kurzfristig gestillt haben. Mit dem PS2-Titel Dawn of Mana liegt der letzte Hauptableger nun aber schon über 15 Jahre zurück. Was muss die Freude unter Fans also groß gewesen sein, als Square Enix die Bühne der Game Awards zum Jahresende 2023 nutzte, um mit Visions of Mana tatsächlich ein brandneues Konsolen-Hauptspiel anzukündigen. Ob sich das lange Warten gelohnt hat, lest Ihr auf den folgenden Seiten.

Euer Abenteuer startet im beschaulichen Dorf Tiana am Fuße eines Vulkans. Ihr seid Val, ein junger Mann, der als sogenannter ”Seelenwächter” eine ehrbare Pflicht schultert. Die frisch gebackenen Geweihten der acht Elemente müssen zum heiligen Manabaum, um das Gleichgewicht der Welt zu sichern, und Ihr sorgt dafür, dass sie auch gesund und munter am Ziel ankommen. Gemeinsam mit Eurer Kindheitsfreundin Hina – die zur Geweihten des Feuers ernannt wird – macht Ihr Euch also auf den Weg, um die restliche Prominenz aufzugabeln.

Als Seelenwächter braucht Ihr auf dem langen Marsch zum ­Manabaum natürlich etwas zu tun und so setzt Euch der Titel in aller Regelmäßigkeit serien­typisch knuffige Feinde vor, denen Ihr in einem gewohnten Echtzeit-Kampfsystem das Fell über die Ohren zieht. Seid Ihr mit der Neuauflage von Trials of Mana vertraut, wisst Ihr im Kern bereits, was Euch erwartet. Ihr drescht beherzt auf die bunte Riege an Schergen ein und setzt zeitig zum Ausweichschritt an – vor Angriffen mit Flächeneffekt wird durch frühzeitige Markierungen am Boden gewarnt. Natürlich nutzt Ihr auch eine breite Fülle an Zaubern und Gegenständen zu Eurem Vorteil. Die finden wahlweise in Eurer eigens zusammengestellten Schnellauswahl Platz oder aber Ihr pausiert das Kampfgeschehen, um sie im serientypischen Ringmenü anzusteuern.

Die neuen Geisterreliquien verleihen den Kämpfen zusätzliche Tiefe. Ihr macht nicht nur von den individuellen Fähigkeiten der Artefakte Gebrauch, sondern nutzt sie ebenso, um die Klassen Eurer Gruppe anzupassen. Rüs­tet Ihr Protagonist Val etwa mit der Windreliquie aus, greift er als Runenkämpfer kurzerhand zum wuchtigen Zweihandschwert. Die Mondreliquie lässt ihn hingegen als Aegis mit Lanze und Schild in den Kampf ziehen. So lasst Ihr Eure – allesamt spielbaren – Mitstreiter potenziell jeweils in bis zu acht individuelle Rollen schlüpfen, die mit eigenen Fähigkeiten locken. Tatsächlich spielerische Auswirkungen gibt es aber nur in Form dreier verschiedener Waffen- beziehungsweise Kampfstile je Charakter – spätere Reliquien drücken Euch bereits bekannte Kriegswerkzeuge in die Hand. Genug Platz zum Austoben bieten die Klassen trotzdem, kommt doch jede mit einem eigenen Fertigkeitenpfad daher, den Ihr nach und nach freilegt.

Seite 2

Egal, für welche Klassenkombinationen Ihr Euch entscheidet – die Kämpfe in Visions of Mana bleiben bis zum Ende recht simpel und schnörkellos. Die einen werden sich am flotten Spielfluss erfreuen, andere werden die vielen Kloppereien als oberflächlich bemängeln. Ich fand mich zwischen den Stühlen wieder: Über weite Strecken erfreute ich mich an der flinken Natur der Kämpfe, die im Laufe des Abenteuers aber etwas eintönig werden können. Auch hier dürfte Euer Verhältnis zum Trials-Remake ein guter Indikator dafür sein, wie Euch die Keilereien in Visions gefallen. Konntet Ihr bereits mit der Neuauflage wenig anfangen, werdet Ihr wohl auch am neuen Abenteuer anecken. Gefielen Euch die Scharmützel hingegen, wartet Visions mit sinnvoll modernisiertem Nachschlag auf.

Wirklich ärgerlich gestaltet sich allenfalls die KI Eurer Mitstreiter. Trotz kleinteilig anpassbarer Strategien erwischte ich meine Kameraden häufig dabei, schwere Angriffe mit offenen ­Armen zu empfangen, anstatt zeitig in Sicherheit zu springen. Ihr habt immerzu die Möglichkeit, die spielbare Figur per Knopfdruck zu wechseln, um Euch drohender Gefahren kurzerhand selbst anzunehmen. Trotzdem: Etwas mehr Grips hätte Euren Kameraden gut gestanden.

Außerhalb der Kämpfe führt Euch der Titel regelmäßig durch abgegrenzt weitläufige Gebiete, die zur entspannten Erkundung einladen, aber nur bemüht kaschieren, dass es sich eigentlich um ein lineares Abenteuer handelt. Euer Ziel ist jederzeit auf der Karte markiert, wie auch Schätze und andere Sehenswürdigkeiten. Letzterer Umstand wirkt etwas befremdlich, wird so doch jegliche Entdeckerlust im Keim erstickt. Während Ihr also Punkte von der Karte abarbeitet, erfreut Ihr Euch immer wieder an malerischen Szenerien mit satten Farben, die manch ­anderem visuellen Aspekt des Spiels mit Leichtigkeit die Schau stehlen. Einige Panoramen gehören gar zu den bislang hübschesten Bildern des Spieljahres und dürften Fanherzen vor Freude hüpfen lassen.

Dieser detailverliebte Eindruck lässt sich nicht ganz auf die Spielbarkeit übertragen – Visions steuert sich toll, kleinere Makel schmälern den Spielfluss aber unnötig. Etwa wenn Ihr im Sprint an Hindernissen hängen bleibt oder es einen Tick zu lang dauert, das knuffige Reittier Pikul herbeizurufen oder von ihm abzusteigen. Auch die zuweilen bockige ­Kamera könnte Feinschliff vertragen. ­Allesamt keine Katastrophen, die künftig noch ausgemerzt werden könnten.

Viel wichtiger: Visions unterhält über weite Strecken mit liebenswerten Charakteren und einer soliden Geschichte, die in vielen Gesprächen vorangetrieben wird. Genrefans wissen recht flott, wo die Reise hingeht – ein paar frische und spannende Themen und Ideen sind trotzdem im Gepäck. Sowohl spielerisch als auch erzählerisch präsentiert sich Visions dabei so herrlich unkompliziert, puristisch und traditionell, dass es fast etwas aus der Zeit gefallen wirkt. Erneut ist hier der Vergleich zum Trials-Remake angebracht: War es bei der Neuauflage des 1995er-Titels noch tatsächlich der Fall, mutet auch Visions wie die modernisierte Version eines SNES-Serien­ablegers an.

Meinung

Kevin Pinhao meint: Wie Serien-Produzent Masaru Oyamada seinerzeit bereits andeutete, diente die Neuauflage von Trials of Mana als Fundament für dieses brandneue Abenteuer, und die Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen. Im Gegenteil: Visions of Mana fühlt sich wie eine konsequente Weiterentwicklung der gelungenen Neuinterpretation von 2020 an und legt in so ziemlich allen Aspekten eine Schippe drauf. Das bedeutet aber eben auch, dass die lang erwartete Serienfortführung spielerisch recht puristisch ausfällt. Mit seinem Ansatz, Tradition mit moderner Technik zu verweben, erinnert mich Visions of Mana etwa entfernt an Dragon Quest XI und mutet zuweilen gar selbst wie die Revitalisierung eines vergessenen SNES-Ablegers an. Ein Umstand, der viele Fans der Serie be­geistern wird, bei einigen Serienneulingen jedoch auch anecken dürfte.

Wertung

Performance-Modus mit weitgehend stabilen 60 fps
kostenfreie Demo verfügbar
über 100 Musikstücke im Soundtrack
erfordert keine wirklichen Vorkenntnisse 

Traditionelles, sinnvoll weiter­entwickeltes Abenteuer im Stil der ”Trials”-Neuauflage, der nur im letzten Drittel etwas die Luft ausgeht.

Singleplayer82MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *