God of War: Chains of Olympus – im Klassik-Test (PSP)

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Spiel:God of War: Chains of OlympusPublisher:SonyDeveloper:Ready at DawnGenre:ActionGetestet für:PSPErhältlich für:PSPUSK:18Erschienen in:4 / 2008

Kratos kam, sah und siegte: Obwohl God of War seine PS2-Premie­re erst in den Rentenjahren der Hardware-Lebensspanne feierte, eroberte der grimmige Spartaner sofort die Spitzenposition im Hack’n’Slay-Genre. Nicht nur Dante musste neidlos anerkennen, wer der neue Chef im Ring war – auch konsolenübergreifend schickte Kratos die Samanosukes und Ryu Hayabusas der letzten Konsolengeneration in den Staub. Nebenbei lieferte ­Sonys Santa Monica Studio eine technische PS2-Meisterleistung ab, die nur der Nachfolger zu übertreffen vermochte. Weil die findigen Programmierkünstler aus Kalifornien derzeit wohl am (noch geheimen) PS3-Nachfolger basteln, wurde für das PSP-Debüt das junge Entwickler­studio Ready at Dawn engagiert – das hatte mit der Handheld-exklusiven Hüpferei ”Daxter” bereits seine optisch wie spielerisch großartige Meisterprüfung abgelegt.

Mit God of War: Chains of Olympus – so viel sei schon verraten – ­legen die Jungs die grafische Messlatte noch ein ganzes Stück ­höher. Trotz gelegentlich auftretendem Tearing und manch grobem Charaktermodell ist Chains of Olympus das bisher schickste Handheldspiel ­aller Zeiten, auf der ganzen Welt und überhaupt. Immer wieder klappt Euch die Kinnlade runter, wenn der weißgetünchte Meuchelmörder epische Hintergründe (vom zerklüfteten Tartarusgebirge bis hin zu einer ­wogenden Blumenwiese) durchwandert oder fette Zauber­effekte vom Stapel lässt – zum Sterben schön (das ist wörtlich gemeint) ist schließlich der Nebel, in den Traumgott Morpheus die Welt der Menschen hüllt.

Das abwechslungsreiche Grundprinzip der God of War-Serie übernahmen die neuen Entwickler unverändert: In angenehmem Rhythmus wechseln sich blutige Schlacht­szenen mit entspannten Sightseeing-Touren ab, gehen brachiale Bosskämpfe in sehenswerte Zwischensequenzen über.

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Chains of Olympus gelingt es erneut, eine interessante Geschichte zu erzählen – Ihr taucht tief in die glaubwürdig präsentierte Sagenwelt der alten Griechen ein. Dafür ­sorgen in erster Linie die zahlreichen Schauplätze, die Euch von den ­Klippen Attikas über den Tempel des Helios bis zu den blutigen Wassern des Höllenstromes Styx führen.

Die feinen Kontrollen haben den Sprung auf die PSP unbeschadet ­überstanden. Kratos’ Bewegungen steuert Ihr mit der Analogscheibe, leichte wie schwere Angriffe, Sprünge und kontextsensitive Aktionen ­lösen die vier Buttons aus – gezaubert und geblockt wird via Schultertaste. ­Haltet Ihr L und R gedrückt und ­bewegt dann den Stick, rollt Kratos elegant aus der Schusslinie. Neben den Chaosklingen, die Ihr mit eingesammelten Orbs zu Combo-­tauglichen Mordwerkzeugen auflevelt, haut Kratos im späteren Spielverlauf auch mit Zeus’ Panzerhandschuh herzhaft zu. Um Bossgegnern den Rest zu geben, meistert Ihr zusätzlich die bekannten Reaktionstests – dann wird’s blutig.

Auf Gimmicks wie die Ikarusflügel oder die Macht, an bestimmten Stellen die Zeit zu verlangsamen, müsst Ihr verzichten – schließlich spielt Chains of Olympus zeitlich vor den PS2-Episoden. Eure Lebensenergie und Magieleiste möbelt Ihr aber wie gewohnt mit in Kisten verborgenen Gorgonenaugen und Phönixfedern auf – die sind leider nicht so trickreich versteckt wie üblich. Auch sonst ist Euer Grips selten gefragt – nur zweimal im ganzen Spiel kommt Ihr ohne Köpfchen nicht weiter.

Dennoch ist God of War: Chains of Olympus technisch wie spielerisch großartig und überträgt das epische Spielgefühl formidabel ins Handheldformat. Ein dickes Problem hat das Spiel aber: Es ist viel zu kurz – nach nur fünf Stunden seht Ihr den Abspann und ärgert Euch, dass Euer Abenteuer schon vorbei ist. Nachdem alles geklärt wäre, das ­Wichtigste zum Schluss: Kratos hat auch auf der PSP Quick-Time-Event-Sex mit zwei vollbusigen Mädels.

Meinung

Matthias Schmid meint: Was hättet Ihr gesagt, wenn der dritte ”Herr der Ringe”-­Kinofilm nur 60 Minuten gedauert hätte? Ihr wärt sicherlich hin und her gerissen zwischen ’Mann, ist der Streifen genial!’ und ’Was? Schon vorbei?’ Genau so erging es mir bei God of War: Chains of Olympus. Nach nur fünf Stunden habe ich den Endgegner besiegt, alle Umgebungen gesehen, alle Schlachten geschlagen. Diese fünf Stunden waren genial, keine Frage: Bombast-Grafik, tolle Kämpfe, prachtvolle Umgebungen – die PSP-Fassung bietet genau das, wofür ich die PS2-Spiele so geliebt habe. Doch fünf Stunden sind mir zu wenig: Zu wenig Rätsel, zu wenig Waffen, zu wenige große Tempel, zu wenig Neues aus dem God of War-Universum. Ich empfehle das Spiel dennoch jedem Actionfan – wer die PS2-Episoden allerdings kennt, für den ist dieses Abenteuer viel zu schnell vorbei.

Ulrich Steppberger meint: Matthias hat schon Recht: Chains of Olympus ist sehr kurz – aber auch sehr gut. Mich stört der knappe Umfang weniger, denn ein Handheld-Abenteuer braucht nicht zwingend so lang zu sein wie ein Heimkonsolen-Teil. Was Kratos mir hier bietet, das hat es in sich: Die wuchtig inszenierten Kämpfe sind blutig wie immer, ein paar Neuheiten wie z.B. der Efreet-Zauber machen optisch besonders viel hier. Die Steuerung funktioniert auf der PSP tadellos und witzige Freischalt-Boni gibt’s ebenfalls – klasse!

Wertung

gewohnte Mixtur aus Kämpfen & Staunen
nach 5 Stunden schon vorbei
viele freispielbare Extras (entfernte Szenen, Kostüme, Mini-Missionen)
sehr wenige Rätsel
spielt vor der ersten PS2-Episode

Gewohnt brachiale Monstermetzelei, die leider viel zu schnell vorüber ist und von allem ­weniger bietet als die großen PS2-Brüder.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

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