Er ist eine Rarität und er hat viel überlebt: der älteste Schuldschein der Welt, der bis heute Zinsen einbringt. Seine Geschichte beginnt 1624.
Wer kassiert denn nach 400 Jahren noch Zinsen? Es sind nur etwa 360 Euro, die der New York Stock Exchange (NYSE) kürzlich übergeben worden. Doch die Geschichte dahinter ist einzigartig.
Der Niederländer Jeroen Haan lud seine Gäste extra von New York nach Utrecht, um den 400. Geburtstag eines ganz besonderen Dokuments zu feiern. Dabei sollte eine über Jahre angesammelte Schuld beglichen werden – in Münzen aus einer Holztruhe. Denn die knapp 360 Euro sind Zinsen, die der NYSE als Eigentümer eines Weltrekordhalters zusteht: die älteste Anleihe der Welt, für die noch Zinsen ausgezahlt werden, 13,61 Euro pro Jahr (via Financial Times).
Das Prinzip von Anleihen: Jeder oder eine ausgewählte Gruppe kann Geld beisteuern, das in ein Projekt/ Unternehmen investiert werden soll. Zum Nachweis wird ein Papier ausgegeben. Der Besitzer ist berechtigt, jährlich Zinsen zu erhalten.
Heutzutage ist das Unternehmen und Wasser-Behörde Hoogheemraadschap De Stichtse Rijnlanden (HDSR) Ansprechpartner für Verpflichtungen, die sich auf das 400 Jahre alte Schriftstück gründen. Ihr Vorsitzender ist obiger Jeroen Haan (via HDSR).
Deutlich alltäglicher und doch irgendwie seltsam kommen eine ganze Reihe USB-Sticks daher. Sie ragen an scheinbar willkürlich gewählten Orten aus Wänden. Was es damit auf sich hat, verrät euch folgendes Video:
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400 Jahre und Geste der Freundschaft
Wofür wurde die Anleihe vor 400 Jahren ausgestellt? Im Januar 1624 bedrängten winterliche Wassermassen mit Eis beladen die gebeutelten Deiche der Niederlade und brachen schließlich bei Tull und ‘t Waal. Große Landstriche wurden überflutet, die Schäden waren immens.
Um die Schäden am Deich zu reparieren, gibt die damals verantwortliche Vorgängerbehörde der HDSR, Hoogheemraadschap Lekdijk Bovendams, mehr als 50 unbefristete Anleihen heraus. Eine geht an eine Bürgerin Amsterdams, Elsken Jorisdochter.
Wie kam die Anleihe nach New York? Zu einem nicht genannten Zeitpunkt irgendwann um die Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert ersteigerte Albert Andriesse die Anleihe auf einer Auktion. Er war ein Mitglied des Vorstands der Amsterdam Stock Exchange. Während einer Reise nach New York im Jahr 1938 schenkte er das Dokument der NYSE – eine Geste der Freundschaft mit historischem Hintergrund. Denn die Metropole wurde im Jahr der Ausgabe der Anleihe 1624 als New Amsterdam gegründet.
1941 fand er mit seiner Familie auf der Flucht vor den Nazis in New York sogar eine neue Heimat. An der Zeremonie zur Übergabe der Zinsen nahm seine Enkelin teil. Er selbst starb 1965. Die 360 Euro an Zinsen hat die NYSE übrigens an ein Museum gespendet (via Financial Times).
Wer sich das auf Pergament (Schafshaut) aufgetragene Dokument im Detail anschauen möchte, findet auf der Website der HDSR eine eigene Unterseite für die Rarität.
Die letzten Vertreter ihrer Art
Wo sind die anderen Anleihen von damals? Auch wenn sie unbefristet sind, konnten sie jederzeit durch die Geldgeber eingelöst werden. Andererseits sind in den Jahrhunderten seit ihrer Ausgabe etliche verschwunden. Die Niederlande und ihre Bürger durchlebten wie der Rest Europas Krisen, Kriege und gewaltige Umbrüche.
Übrig sind sieben Stück, die allesamt zur Finanzierung von Investitionen im 17. Jahrhundert ausgegeben worden sind. Mit ihrem Datum vom 10. Dezember 1624 ist diese Anleihe die älteste von Ihnen (via HDSR).
Um eine Postsendung in ein für die meisten Menschen auf der Welt abgeriegeltes Land geht es in einem anderen Artikel bei uns. Denn ein Paket nach Nordkorea ist nichts Alltägliches, aber kann es überhaupt gelingen? Das müsste ja an sich mal getestet werden, dachte sich auch ein Bundesbürger und überlegte sich ein Experiment: Ein deutscher YouTuber will Pakete nach Nordkorea schicken – Ein kleines Gadget zeigt ihm, wie DHL dabei trickst
Der Beitrag Vor 400 Jahren brach in den Niederlanden ein Deich – Für die Folgen zahlt ein Unternehmen bis heute Zinsen erschien zuerst auf Mein-MMO.de.
