Ich hab 300 Stunden in einem Game auf Steam, das fast keiner gespielt hat, dabei gehört es zu einer der beliebtesten Spielereihen

Die Strategiespiel-Reihe Total War hat sich in über 20 Jahren eine große Fangemeinde erarbeitet. Der neueste Titel kommt bei der Community und auf Steam allerdings nicht gut weg. Und genau dieses Spiel zählt MeinMMO-Autor Odysseas Grigoriadis nach über 300 Stunden zu seinen Lieblingen.

Ich habe da so eine Eigenheit, wenn es um Spiele geht: Manch einer nennt es vermutlich einfach nur schlechten Geschmack. Ich würde aber sagen, ich habe ein Herz für Spiele, die einen schlechteren Ruf haben, als sie es verdienen. Ein solcher Fall ist für mich auch Total War: Pharao.

Wer schreibt hier? Das erste Videospiel von MeinMMO-Autor Odysseas Grigoriadis war Age of Empires. Kurz darauf bekam er von einem Freund eine Disc zu Rome: Total War geschenkt. Seitdem hat er jeden neuen Teil der Total-War-Reihe gespielt.

Weltuntergang im antiken Ägypten

Was für ein Spiel ist Total War: Pharao überhaupt? Wie für die Reihe üblich ist das Spiel ein Mix aus Echtzeit-Gefechten und Grand-Strategy im Rundenformat. Bei Pharao handelt es sich um den neuesten Eintrag in der Total-War-Hauptreihe. Mit Dynasties erschien im Nachhinein ein kostenloses Update, das die Größe der Map auf einen Schlag verdoppelt und zahlreiche neue Systeme hinzugefügt hat.

Als Setting dient die späte Bronzezeit um das Jahr 1200 v. Chr. – eine Zeit, in der die sogenannten „Seevölker“ im Mittelmeerraum gewütet haben. Darüber, wo genau sie herkamen und warum, streiten Gelehrte bis heute. Ziemlich sicher ist allerdings, dass die Seevölker eine wichtige Rolle beim Untergang vieler großer Städte und Zivilisationen in dieser Region gespielt haben. Mit der späten Bronzezeit hat man also eigentlich ein spannendes (wenn auch recht unbekanntes) Setting gewählt.

Katastrophaler Release und fehlende Spieler

Bei der Ankündigung kam Total War: Pharao nicht so gut an: Dem Spiel wurde vorgeworfen, ein Asset-Flip eines vorherigen Titels zu sein, nämlich A Total War Saga: Troy. Außerdem sei der Umfang für einen Vollpreistitel (als der Pharao ursprünglich erschien) viel zu klein. Die Karte umfasste „nur“ Ägypten, Kanaan (die heutige Levante) und das Reich der Hethiter in Kleinasien. Noch dazu war das Spiel nicht Medieval 3 oder Empire 2 – beides Spiele, die sich Fans schon seit langer Zeit wünschen.

Die Kritik vor Release hat dem Erfolg des Spiels deutlich geschadet. Es gehört aktuell zu den am wenigsten gespielten Total-War-Teilen auf Steam. Zu den Spielern auf Epic Games liegen keine Zahlen vor.

Laut steamdb.info hatte die Release-Version von Pharao ihren Peak bei rund 5.400 gleichzeitigen Spielern. Nach dem umfangreichen Update zu Pharao Dynasties waren es immerhin fast 8.000 Spieler (via steamdb.info). Zum Vergleich: Rome 2 hatte laut steamdb.info einen Peak von knapp über 118.000 Spielern. Es ginge also deutlich mehr.

Einzigartige Ästhetik und tiefes Gameplay

Warum bin ich also ausgerechnet an Pharao so sehr hängen geblieben? Zum einen natürlich, weil mich das Setting bereits seit meiner Kindheit fasziniert. Die Bronzezeit hat eine einzigartige Ästhetik und wird in Videospielen viel zu selten behandelt. Mit den Hethitern war auch von vornherein eine Kultur mit dabei, die ich persönlich sehr spannend finde und die ich seit dem ersten Age of Empires in keinem anderen Spiel gesehen habe.

Optisch gesehen hält die Bronzezeit bereits sehr viel her, wie der König Babylons hier unter Beweis stellt.

Der Grund, aus dem ich Total War: Pharao liebe (mehr noch als andere Spiele der Reihe), ist aber nicht nur Nostalgie. Denn von subjektiven Vorlieben abgesehen, lässt sich ein Großteil der Kritik schon dadurch entkräften, das Spiel zu spielen. Auch wenn Pharao und Troy sich oberflächlich ähneln mögen, so fühlen sie sich in vielerlei Hinsicht sehr anders an. Das gilt sowohl in den Gefechten als auch auf der Kampagnenkarte.

Hier nur einige Beispiele:

Die Gefechte wurden stark entschleunigt und spielen sich deutlich taktischer

Außenposten bieten auf der Kampagnenkarte deutlich mehr strategische Möglichkeiten, euer Reich aufzubauen und eure Armeen schnell zu bewegen

Der Kampf um die Krone lässt sich nicht nur in der Schlacht, sondern auch mit Einfluss und Legitimation am Hof austragen

Zu den Charakteristika der einzelnen Fraktionsführer kommen Uralte Vermächtnisse hinzu, die ihr selbst auswählen könnt und einzigartige Mechaniken bieten

Der Hof bietet vor allem aufsteigenden Herrschern Gelegenheiten, ihre Macht auch abseits des Schlachtfelds zu festigen.

Ob der Umfang zu Release für einen Vollpreistitel ausreichte, darüber lässt sich streiten. Shogun 2 und Three Kingdoms bieten zum Beispiel durch den Fokus auf eine Kultur einen deutlich kleineren Scope und die einzelnen Fraktionen unterscheiden sich noch weniger voneinander.

Trotzdem sind beide Spiele sehr beliebt – Three Kingdoms liegt auf Steam bei 82 % positiven Rezensionen und Shogun 2 sogar bei 91 % (via Steam). Das ist auch berechtigt, denn die Spiele sind wirklich sehr gut. Aber eine fokussierte Map scheint da auch kein so großes Ausschlusskriterium gewesen zu sein.

Großes Update verdoppelt Spielinhalt, kostet nichts

Spätestens nach dem kostenlosen Dynastie-Update hat sich die Stimmung gegenüber Pharao auch in der Community stark gewandelt. Das Spiel ist spürbar größer geworden und wird nun auch von den Spielern besser bewertet. Auf Steam fallen die Rezensionen insgesamt zu 85 % positiv aus.

Mit dem Update kamen lang erwünschte Elemente wie ein Familienstammbaum hinzu. Außerdem wurde die Karte nach Osten und Westen hin erweitert. Die reicht jetzt von Griechenland bis nach Mesopotamien. Jetzt gesellen sich auch die Mykener, Trojaner, Assyrer und Babylonier zu den spielbaren Fraktionen.

Die Zahl an spielbaren Fraktionen ist im Vergleich zu Release deutlich gewachsen.

Neben den 14 Hauptfraktionen gibt es 25 spielbare Nebenfraktionen. Die haben keine einzigartigen Mechaniken, aber neue Startpositionen und einen besonderen Mix aus Einheiten. Apropos: Wem zu Beginn Kavallerie gefehlt hat, der wird jetzt bei den Mesopotamiern fündig. Kavallerie hätte zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht existieren sollen, auf Wunsch vieler Spieler ist die aber trotzdem drinnen.

Wenn ihr neu in Total War: Pharao einsteigen wollt, dann ist jetzt der ideale Zeitpunkt dazu. Das Spiel ist so komplett, wie es nur sein wird und bietet sehr viel mehr als noch zu Release. Der Standardpreis ist zudem auf 40 Euro gesunken. Es steht also nicht mehr viel zwischen euch und dem, was sich mit stetigen Updates und einem Haufen kostenloser Inhalte – zumindest in meinen Augen – zum besten historischen Total War seit langem gemausert hat.

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