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Überspitzt ausgedrückt, hat SingStar vorgemacht, wie man den zahlungswilligen Massenmarkt zur Kasse bittet. Nun folgt Guitar Hero dem Beispiel. Um die Wartezeit auf Guitar Hero: World Tour zu verkürzen, hat sich Activision die prestigeträchtige Lizenz der Rock-Legende Aerosmith gesichert und widmet der Band aus Boston den neusten Spross der Guitar Hero-Serie. Wirklich neu ist Neversofts Werk allerdings nicht: Kennt Ihr Guitar Hero III bereits, gibt es in Sachen Präsentation und Spielablauf nichts, was Ihr nicht schon kennt. Beide Titel spielen sich gleich und sehen identisch aus.
Alles Aerosmith, oder was? Nicht ganz. Den Löwenteil der Trackliste machen zwar Songs von Aerosmith aus, aber auch Musiker, die irgendwie in Verbindung mit der Band stehen, dürfen im Rampenlicht stehen. Im Karriere-Modus verfolgt Ihr in kurzen Interviews und Zeichentrick-Einspielungen die Erfolgsgeschichte von Aerosmith. Steven Tyler & Co. plaudern aus dem Nähkästchen und verraten die eine oder andere Anekdote aus ihrem wilden Rocker-Alltag. Danach spielt Ihr in einer für Aerosmith bedeutenden Location, wie zum Beispiel ihrer alten High School.
Bevor Ihr aber mit dem virtuellen Joe Perry die Bühne unsicher macht, muss das Vorprogramm absolviert werden – das besteht aus zwei Nicht-Aerosmith-Bands. Habt Ihr die zwei Songs gemeistert, übernehmen die digitalen Alt-Rocker die Bühne und geben die eigenen Songs zum Besten. Auffällig ist, dass einige ihrer Hits nicht auf der Tracklist stehen: ”I don’t wanna miss a thing” sowie ”Jamie’s Got a Gun” fehlen zum Beispiel. Auch aktuelle Songs sind rar, während ältere und unbekanntere Lieder stark vertreten sind. Die Setliste ist auch recht kurz: Auf dem Profi-Schwierigkeitsgrad müsst Ihr nur 31 Songs absolvieren.
Neben der Karriere warten wie bereits in Guitar Hero III das schnelle Spiel für zwischendurch oder der Multiplayer-Modus auf Euch. Unterschiede zum Vorgänger sucht Ihr vergebens.
Auch in puncto Bonus-Inhalt ist Schmalhans Küchenmeister: Gerade mal zehn Songs gibt es zu kaufen. Immerhin warten viele Cameo-Charaktere auf ihren Auftritt. Für Fans der Band sind eher erweiterte Interview-Videos interessant. Bis Ihr genug Punkte für alle Clips beisammen habt, müsst Ihr lange abrocken.
Aerosmith-Fans werden mit dem neuen Guitar Hero-Spross bis auf die nicht perfekte Songauswahl bestens bedient. Alle anderen Gitarreros müssen selbst entscheiden, ob ihnen Aerosmith liegt oder nicht. Da der Sound der Band sehr gitarrenlastig ist, machen die Songs auch auf der Plastik-Klampfe viel Spaß. Eine komplizierte Nummer wie ”Through The Fire And Flames” von Dragonforce fehlt aber.
Meinung
Jan Königsfeld meint: Ich liebe Guitar Hero, nur bin ich kein großer Aerosmith-Fan. Trotzdem haben mich Songs wie ”Walk This Way” oder ”Livin’ on the Edge” an die Plastik-Gitarre gefesselt. Es gilt die Devise: Jeder Song macht Spaß, solange er gut gemacht ist. Und das sind in diesem Guitar Hero alle. So habe ich auch die Werke der Bostoner zu schätzen gelernt, denn die Gitarren-Parts von Joe Perry eignen sich perfekt für ein Guitar Hero. Enttäuscht bin ich aber von der mageren Songauswahl. Gerade mal 41 Songs für 50 Euro, während der Rest des Spiels exakt dem Vorgänger entspricht? Für mich wirkt das eher wie ein teures Add-On. Daher warte ich lieber auf Guitar Hero: World Tour oder den angekündigten Metallica-Ableger.
Die Songs
Da die meisten Songs von Aerosmith stammen, geben wir nur andere Interpreten in Klammern an. Alle Songs stammen von Master-Bändern. Nur bei mit * gekennzeichneten Titeln handelt es sich um Cover-Versionen.
All Day and All of the Night (The Kinks) *
All the Young Dudes (Mott the Hoople) *
Always on the Run (Lenny Kravitz)
Back in the Saddle
Beyond Beautiful
Bright Light Fright
Cat Scratch Fever (Ted Nugent)
Combination
Complete Control (The Clash)
Draw the Line
Dream On
Dream Police (Cheap Trick)
Hard to Handle (The Black Crowes) *
I Hate Myself for Loving You (Joan Jett)
King of Rock (Run D.M.C.)
Kings and Queens
Let The Music Do The Talking
Livin‘ on the Edge
Love in an Elevator
Make It
Mama Kin
Mercy (Joe Perry)
Movin‘ Out
No Surprize
Nobody‘s Fault
Pandora‘s Box
Personality Crisis (New York Dolls) *
Pink
Rag Doll
Rats In The Cellar
Sex Type Thing (Stone Temple Pilots)
Shakin‘ My Cage (Joe Perry)
She Sells Sanctuary (The Cult)
Sweet Emotion
Talk Talkin (Joe Perry)
Toys In The Attic
Train Kept A Rollin
Uncle Salty
Walk This Way (featuring Run D.M.C)
Wertung
41 Songs, größtenteils Originale
viele Aerosmith-Evergreens
auf PS3, 360 und Wii online spielbar und mit ”Guitar Hero”-Homepage verknüpfbar
einzeln oder im Bundle mit Gitarre erhältlich
Rock-Business as usual: Solider ”Guitar Hero”-Teil mit einseitiger Songliste – für Aerosmith-Fans ein Fest, für den Rest nett.
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