Was einen guten Gamer ausmacht, hat nichts mit Skill oder Aim zu tun

Was macht eigentlich eine gute Spielerin aus? Das will Cortyn analysieren und richtet den Fokus dabei auf etwas, das häufig vernachlässigt wird.

Die allermeisten, die auf diesen Artikel hier aufmerksam werden, halten sich vermutlich für zumindest halbwegs begabt in Hinblick auf Videospiele. Aber was macht Leute eigentlich zu „guten“ oder „schlechten“ Spielerinnen und Spielern? Allein bei uns in der Redaktion von MeinMMO hatten wir mehrere, teils drastisch unterschiedliche Ansichten dazu.

In eine Reihe von Artikeln wollen wir in den nächsten Tagen analysieren, was denn „einen guten Gamer“ (oder eine gute Gamerin) ausmacht. Ich mache heute den Anfang und zeige euch meine Sicht der Dinge.

Wer schreibt hier? Cortyn spielt überwiegend MMORPGs wie World of Warcraft und tummelt sich hier in Raids oder Dungeons. Gelegentlich werden auch Shooter wie Overwatch ausgepackt oder in MOBAs wie Heroes of the Storm oder SMITE 2 versunken. Wenn es ganz düster zugeht, darf auch eine Runde Killer in Dead by Daylight nicht fehlen. Generell liegt der Fokus eher auf kooperativen und kompetitiven Spielen, wenn nicht gerade der Hunger nach einem guten JRPG zuschlägt.

In den meisten MMORPGs will man Spielerinnen und Spieler dabei haben, die als “gut” zählen:

Aim und Reaktion – Wichtig, aber nicht das wichtigste

Ich habe lange darüber nachgedacht, was für mich einen wirklich guten Gamer ausmacht. Als Erstes kamen mit Dinge in den Sinn wie schnelle Reaktionen oder Präzision. Das sind beides Eigenschaften, die in den allermeisten Videospielen gefordert werden. Doch letztendlich fühlte sich die Antwort für mich zu einfach an. Denn klar: Profis brauchen das. Die weltbesten Gamer haben irrsinnig schnelle Reaktionen und Zielen schneller als ich begreifen kann, dass da überhaupt ein Feind auf dem Bildschirm zu sehen ist.

Doch das ist zu einem gewissen Grad trainierbar. Zielen lässt sich üben und auch Reaktionen können geschult werden (auch wenn das mit zunehmendem Alter nachlässt).

Analyse: Die Fähigkeit, Fehler bei sich selbst zu erkennen

Die für mich wohl mit Abstand wichtigste Eigenschaft, die aus meiner Sicht eine gute Spielerin oder einen guten Spieler ausmacht, ist die Fähigkeit zur Analyse und Reflexion.

Wenn man nach einer gescheiterten Partie, egal ob in einem Shooter wie Apex Legends, einem Strategie-Spiel wie Stellaris oder einem Dungeon-Besuch in einem MMORPG wie World of Warcraft im Anschluss in der Lage ist, zu erkennen: Was habe ich falsch gemacht? Wie kann ich die Situation beim nächsten Mal besser angehen? Was kann ich aus diesem Fehler lernen und ihn zukünftig vermeiden?

In MMORPGs gibt es immer wieder meckernde Leute – und Leute, die auch mit sachlicher Kritik nicht umgehen können.

Dabei geht es mir ganz ausdrücklich um die Fähigkeit, sich selbst zu analysieren. Also die Probleme bei sich selbst zu sehen und an diesen zu arbeiten. Denn andere auf ihre Fehler hinweisen, das kann im Internet fast jeder. Doch die eigenen Schwächen zu erkennen und zu reflektieren, wie man selbst besser werden kann, das gelingt nicht allen.

Klar geht das nur mit anderen Dingen einher. Ein hohes Spielverständnis ist in der Regel notwendig, um Fehler überhaupt analysieren zu können. Wer keine Ahnung hat, was die Feinde einem da um die Ohren werfen, wird auch nur schwierig analysieren können, was in einer bestimmten Situation schieflief oder wie man sich verbessern kann.

Natürlich kann auch in der Kritik anderer etwas Nützliches liegen, dem man sich nicht verschließen sollte.

Vermutlich kennt jeder auch ein paar Mitspielerinnen und Mitspieler, die über diese Fähigkeit nur eingeschränkt (oder gar nicht) verfügen. Gerade bei Team-Spielen kann es sehr anstrengend sein, wenn bei der Fehler-Analyse direkt in eine „Kritisier mich und wir spielen gar nicht mehr“-Haltung gewechselt wird, im Sinne von: „Ja, ich kann auch einfach gar nicht mehr mitkommen, wenn dir das lieber ist“ (und mindestens eine Person fühlt sich gerade bestimmt sehr stark angesprochen!).

Das ist dann auch nicht hilfreich und trägt weder zu einer Verbesserung der Gruppe noch zu einem angenehmen Spielklima bei, das Spaß und Fortschritt unter einen Hut bringt.

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Wer respektvoll analysiert, hat auch mehr Spaß

Die meiner Meinung nach „besten“ Spielerfahrungen hatte ich immer dann, wenn ich mit einer Gruppe unterwegs war, die offen und trotzdem respektvoll miteinander über die eigenen und Probleme anderer sprechen konnte. In denen sich niemand direkt gekränkt fühlt, wenn ein Problem zur Sprache kam und in denen jeder und jede aufmerksam war, was man am eigenen Spielstil verbessern könnte.

Dieser Gemeinschaftssinn zusammen mit einer gesunden Akzeptanz zur Fehleranalyse macht für mich „gute“ Spielerinnen und Spieler aus. Klar, das kann viele andere Eigenschaften nicht vollends ausgleichen. Doch ich spiele lieber auf einem niedrigeren Niveau mit einer Gruppe, die sich versteht und aktiv verbessern will, als mit einem Superprofi, der sich in seinem eigenen Skill suhlt und alle anderen permanent wissen lässt, dass sie überhaupt keine Ahnung haben und alle 3 Minuten die Mutter von irgendwem beleidigt.
Oder wie seht ihr das?

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