Der Prozess gegen den ehemaligen Chefkreativdirektor Serge Hascoët, den früheren Vizepräsidenten für Redaktion und Kreativdienste Thomas François sowie den ehemaligen Spieledesigner Guillame Patrux beginnt am 2. Juni. Dieser war ursprünglich im März angesetzt, wurde aber auf Wunsch der Anwälte vertagt, da wichtige Unterlagen erst kurz vor Beginn eingereicht wurden.
Die französische Gewerkschaft Solidaires Informatique macht nicht nur den drei Ex-Führungskräften schwerwiegende Vorwürfe, sondern auch Ubisoft als Unternehmen sowie dem CEO Yves Guillemot und der Personalchefin Marie Derain. Während keine direkten Vorwürfe gegen diese bestehen, sollen sie das Fehlverhalten mitgetragen oder gedeckt haben.
Die Vorwürfe
Die Vorwürfe reichen von sexueller Belästigung und Mobbing bis hin zu rassistischen und erniedrigenden Verhaltensweisen. Hascoët soll unter anderem einer muslimischen Mitarbeiterin absichtlich respektlose Streiche gespielt haben, etwa indem er ihren Desktop-Hintergrund durch Bilder von Speck-Sandwiches ersetzte und während des Ramadans Essen auf ihrem Schreibtisch platzierte. François wird systematische psychische und sexuelle Belästigung vorgeworfen, darunter öffentliches Bloßstellen von Angestellten und einen versuchten sexuellen Übergriff auf einer Weihnachtsfeier, während andere Mitarbeiter das Opfer festhielten. Patrux steht wegen psychischer Belästigung vor Gericht.
Die Anschuldigungen waren im Sommer 2021 von der Gewerkschaft und zwei Opfern öffentlich gemacht worden, was 2023 zu den Festnahmen der drei ehemaligen Führungskräfte führte. Hascoët und François hatten das Unternehmen bereits 2020 verlassen, nachdem Vorwürfe gegen sie bekannt wurden. Im Zuge der Aufarbeitung hatte Ubisoft 2021 eine anonyme Mitarbeiterbefragung durchgeführt, bei der 20 Prozent der Teilnehmer angaben, sich am Arbeitsplatz nicht sicher oder respektiert zu fühlen, und 25 Prozent von Fehlverhalten berichteten.
Kritik und Reaktion
Trotz öffentlich bekundeter Verbesserungsmaßnahmen und der Einführung neuer Richtlinien kritisiert die Mitarbeiterinitiative A Better Ubisoft, dass viele Täter nur versetzt oder befördert wurden und Betroffene weiterhin nicht ausreichend geschützt seien. Ubisoft betont, dass man die Vorfälle sehr ernst nehme und sich verpflichtet habe, die Unternehmenskultur nachhaltig zu verändern. Der Prozess wird nun zeigen, inwieweit die Verantwortung bei den einzelnen Personen und dem Unternehmen liegt.
Was denkt ihr, wie ein Unternehmen reagieren sollte, wenn solche Vorwürfe öffentlich werden?
VGC
