The Witcher 3 gehört zweifelsfrei zu den besten Rollenspielen der letzten Jahre. Nun erschien das erste Brettspiel aus dem Hexer-Universum. Doch kann so eine analoge Umsetzung überhaupt funktionieren? MeinMMO-Autorin Linda B. ist großer Witcher-Fan und hat das Spiel getestet.
Was ist „The Witcher: Die Alte Welt“?
The Witcher: Die Alte Welt (orig. The Witcher: Old World) ist ein Brettspiel von „Go on Board“ in offizieller Zusammenarbeit mit dem Entwickler der Witcher-Videospiele „CD Project Red“.
Das Spiel wurde über die Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“ finanziert und spielte dort bereits die beeindruckende Summe von 6.800.000 € ein.
Ihr könnt das Spiel mit 2–5 Personen in etwa 90–150 Minuten erleben.
Hier könnt ihr euch im offiziellen Trailer zum Brettspiel ein eigenes Bild machen:
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Autoplay
Wir sind wieder ein Hexer, aber Geralt ist nicht dabei
Eins vorweg: das Spiel handelt weit vor den uns bekannten Geschehnissen. Geralt, Yennefer, Triss und Co. sind daher nicht mit von der Partie.
Dafür lässt uns „The Witcher: Die Alte Welt“ in die Rolle eines Hexers aus einer von 5 verschiedenen Hexerschulen schlüpfen. Diese Prämisse finde ich schon mal ziemlich cool, da man von den anderen Hexerschulen bisher noch nicht so viel gesehen hat.
Mit diesem Hexer zieht ihr dann durch die Welt, erlebt Abenteuer, werdet stärker, erledigt fiese Monster und seid dabei hoffentlich schneller als eure Konkurrenten.
Wie funktioniert das Spiel? Grob zusammengefasst führt ihr jede Runde drei Aktionen aus:
Ihr bewegt eure Hexer-Figur auf dem Spielbrett und könnt die Effekte der besuchten Orte ausführen
Ihr bekämpft ein Monster oder zieht eine Story-Karte
Ihr kauft eine neue Karte für euer Deck
Spielbrett mit Komponenten der Deluxe-Version und Kickstarter-Erweiterungen
Spielfigur: Hexer von der Wolfsschule (im Grundspiel enthalten)
Im Herzen ist „The Witcher: Die Alte Welt“ dabei ein Deck-Builder. Das bedeutet, jeder startet mit den gleichen (schlechten) Karten und verbessert sein persönliches Kartendeck im Laufe des Spiels, indem neue Karten gekauft und alte entsorgt werden.
Der besondere Kniff besteht darin, mit den wenigen Handkarten richtig zu haushalten. Denn jede Karte kann für Bewegung, Kampf oder zum Einkaufen neuer Karten verwendet werden. Das macht den Kauf neuer Karten schön kniffelig, da auf alles gleichzeitig geachtet werden muss.
Generell finde ich die Deck-Building-Mechaniken hier sehr innovativ und gelungen. Viele Deckbuilder haben zum Beispiel das Problem, dass Karten nicht häufig genug entfernt werden können und das Deck daher buchstäblich zumüllt. Das ist hier nicht der Fall. Gleichzeitig wird übermäßiges Power-Play verhindert, da die Anzahl an Karten gleichzeitig eure Lebenspunkte im Kampf darstellt. Hält man also sein Deck klein, um ständig die super starken Karten zu ziehen, hat man auch nur wenig Leben.
Aber was ist mit dem Kampf? Meine größte Sorge vor der ersten Partie galt dem Kampfsystem. Denn im Kern geht es ja darum, Monster zu bekämpfen. Doch wie setzt man das actionreiche Kampfsystem von einem „Witcher 3“ als Brettspiel um?
Auch hier hat mich das Spiel mit einer coolen Mechanik positiv überrascht.
Jede Karte in eurem Deck hat eine Farbe, die eine bestimmte Kampfaktion darstellt – zum Beispiel Ausweichen, schneller oder schwerer Angriff. Die meisten Karten besitzen zudem eine oder mehrere Kombinationsmöglichkeiten, an die Karten der passenden Farbe angelegt werden können.
Seid ihr im Kampf an der Reihe, versucht ihr nun eine möglichst starke Kombinationskette zu legen.
Kartenkombo aus “The Witcher: Die Alter Welt”
Thematisch ist das wirklich schön umgesetzt. So könnt ihr nach einem Ausweichmanöver eben besonders gut einen schnellen Hiebt austeilen, und wie auch in Witcher 3 endet die Kombi nach einem schweren Schlag.
Vom PC- zum Brettspiel
Auch neben dem Kampfsystem findet man in „The Witcher: Die Alter Welt“ viele kleine und große Dinge wieder, die man aus Witcher 3 kennt.
Mein persönliches Highlight sind dabei die „Erkundungskarten“. Diese Karten erzählen kleine Geschichten, die immer stimmig in die Welt passen und nicht selten Anspielungen an bekannte Quests oder Geschichten enthalten. Am Ende muss man sich für eine von zwei möglichen Reaktionen entscheiden, die natürlich unterschiedliche Folgen haben.
Die Geschichten können auch fortlaufende Nebenquests auslösen, die ihr in bester Rollenspiel-Manier horten könnt.
Insgesamt gibt es im Grundspiel 72 Erkundungs- und 56 Quest-Karten. Natürlich wird man nach einigen Partien Karten bereits kennen. Ich finde die Anzahl aber vollkommen ausreichend, um sehr viele Stunden Spaß mit dem Spiel zu haben. Mit der Erweiterung „Abenteuerset“ wird diese Kartenanzahl dann nochmal mehr als verdoppelt. Das Add-On ist aber aktuell aber noch nicht im Handel erhältlich.
Questkarte, durch die man als Belohnung einen Gegenstand erhält
Natürlich levelt ihr euren Hexer auch in verschiedenen Disziplinen, sammelt Tränke und „Gerüchte“ mit wertvollen Informationen über Monster, um bestmöglich für den Kampf vorbereitet zu sein.
Auch die Monster selbst dürften Witcher-Fans geläufig sein. Vom Nekkernest über die Muhmen vom Buckelsumpf bis hin zum Waldschrat ist alles vertreten.
Und als besonderen Bonus gibt es sogar ein Minispiel im Brettspiel, das „Würfelpokern“. Die vereinfachte Kniffel-Variation kann es natürlich nicht mit einem Gwent aus „The Witcher 3“ aufnehmen. Das würde hier aber wohl auch den Rahmen sprengen. Und eine lustige Abwechslung ist es allemal.
Insgesamt schafft es das Spiel für mich sehr gut, die Essenz von „Witcher 3“ aufzugreifen und in ein neues Medium zu transportieren.
Was gibt es nicht? Zwar trefft ihr im Spiel regelmäßig Entscheidungen. Die Hexer selbst bleiben aber, abgesehen von je einer Spezialfähigkeit, weitestgehend charakterlos. Für meinen Geschmack hätten sich die Charaktere auch spielerisch ruhig noch mehr unterscheiden können, wirklich stören tut es beim Spielen aber nicht.
Für wen würde ich das Spiel empfehlen?
Mir persönlich bereitet das Spiel sehr viel Freude. Es ist aber nicht für jeden geeignet. Treffen folgende Punkte auf euch zu, würde ich das Spiel empfehlen:
1. Brettspiel-Kenner
Zwar ist das Spiel von seinen Mechaniken her nicht übermäßig komplex. Dennoch könnte das Spiel für Brettspiel-Neulinge etwas „erschlagend“ wirken.
Aufgrund der vielen verschiedenen Elemente des Spiels müssen auch viele kleine Regeln beachtet werden. Die beiliegenden Übersichts-Karten helfen dabei ungemein. Dennoch kann man schnell mal durcheinanderkommen oder etwas vergessen.
Außerdem sammelt man im Laufe eines Spiels wirklich einiges an. Und wo in einem Videospiel Effekte häufig automatisch angewandt werden, muss in einem Brettspiel jeder Effekt einzeln bedacht werden. Da den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach.
Charaktertableau gegen Ende des Spiels
2. Witcher-Fans
Auch wenn das Spiel einige coolen Mechaniken enthält, machen doch die vielen Anspielungen auf die Vorlage den eigentlichen Charme aus.
Kann man mit „The Witcher“ so gar nichts anfangen, muss man sich dieses Brettspiel meiner Ansicht nach nicht unbedingt zulegen, gerade auch mit Hinblick auf den Preis.
Vor allem Fans von „The Witcher 3“ können jedoch einiges wiederentdecken, und erneut in die Welt von Hexern und Monstern eintauchen.
3. Geduldige Spieler
Da ein Spielerzug aus mehreren Phasen und vielen Unteraktionen besteht, kann das gerade bei Spielern, die gerne gründlich überlegen, etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Auch bei den Monsterkämpfen handelt es sich um längere Phasen, in denen primär eine Person spielt. Bei Partien zu zweit macht das fast gar nichts, da die andere Person die Züge des Monsters übernimmt.
Gerade bei Spielen zu viert oder fünft sehe ich allerdings die Gefahr einer zu hohen „Downtime“, also Zeit, in der man warten muss, bis man wieder an der Reihe ist.
4. Abenteurer
Obwohl ihr im Spiel gegeneinander antretet, ist die Spieler-Interaktion untereinander eher gering. Hauptsächlich schnappt ihr einander die Monster weg. Ihr könnt zwar auch direkt gegeneinander kämpfen, zumindest in unseren Spielen ist es aber nie dazu gekommen, da es immer Wichtigeres zu tun gab. Das hängt aber natürlich sehr stark von der Spielergruppe ab.
Insgesamt bleibt „The Witcher: Die Alte Welt“ aber ein Abenteuerspiel, in dem die Reise an sich das Ziel ist.
Einen „Patch“ braucht ihr unbedingt
Eine der größten Kritikpunkte an „The Witcher: Die Alte Welt“ ist wohl die Gleichförmigkeit der Monster im Kampf. Zwar hat jeder Gegner einen besonderen Effekt, die „Kampfkarten“ sind jedoch immer gleich. Dadurch fühlen sich die Monster nicht so abwechslungsreich an, wie sie es sein sollten.
Eine spürbare Verbesserung verschafft die Erweiterung „Monsterjagd“. Diese fügt jedem Monster eine Passive und 4 Spezialattacken hinzu. Außerdem könnt ihr jetzt spezifische „Schwächen“ entdecken, um im Kampf Vorteile zu erhalten.
Zusätzlich enthält die Erweiterung unter anderem die aus Witcher 3 bekannten Bomben, „Mutagenkarten“, mit denen ihr eure Hexer weiter spezialisieren könnt sowie einen neuen spielbaren Charakter.
„Monsterjagd“ zählt allerdings leider zu den Erweiterungen, die bisher noch nicht regulär im Handel erhältlich sind. Habt ihr bis zum Release aber Spaß am Grundspiel gefunden, kann ich sie nur empfehlen.
Ein Wort zu Miniaturen: Seid ihr Fans von „The Witcher“ und Miniaturen? Dann kann ich euch die Deluxe-Version wärmstens ans Herz legen. Neben den im Grundspiel enthaltenen Hexerfiguren erhaltet ihr damit Miniaturen zu allen 28 Monstern.
The Witcher: Die Alte Welt – Miniaturen von den “Muhmen vom Buckesumpf”
Alle Figuren kommen in einem Stück und müssen nicht zusammengebaut werden. Gerade dafür ist die Qualität überraschend gut.
Welche Erweiterungen gibt es? Da es doch einige verschiedenen Versionen und Erweiterungen gibt, hier eine Übersicht sowie grob die zugehörigen Preise:
The Witcher: Die Alte Welt (Grundspiel) (ca. 75 €)
The Witcher: Die Alte Welt (Deluxe Version) (ca. 175 €)
The Witcher: Die Alte Welt – Legendäre Monster (Erweiterung) (ca. 50 €)
The Witcher: Die Alte Welt – Skellige (Erweiterung) (ca. 45 €)
The Witcher: Die Alte Welt – Zauberinnen und Magier (Erweiterung) (ca. 55 €)
Die Erweiterungen „Monsterjagd”, „Abenteuerset” und „Die Wilde Jagd” (kooperative Kampagne) waren bisher nur im Rahmen der Kickstarter-Kampagne erhältlich. Sie sollen aber auch noch regulär im Handel erscheinen.
„The Witcher” ist inzwischen in vielen Bereichen populär vertreten. Neben den ursprünglichen Büchern, den Videospielen und dem Brettspiel produziert Netflix seit 2019 auch eine Serie zu Hexer Geralt und seinen Abenteuern.
Viele Fans trauern jedoch Geralt-Schauspieler Henry Cavill nach, der kürzlich aus der Produktion ausstieg. Wie Regisseurin Bola Ogun die letzten Szenen mit Cavill inszenierte, erfahrt ihr hier auf MeinMMO: