Dieses Boss-Duo aus WoW hat mich gebrochen, sorgte für meinen Rücktritt aus der Gilden- und Raidleitung

Unser MMORPG-Experte Karsten Scholz zockt schon seit 20 Jahren World of Warcraft. Für die erste Pause sorgten zwei Bosse aus der Erweiterung „The Burning Crusade“, die zu den härtesten Herausforderungen der ersten WoW-Jahre gehören.

Meine schönste und intensivste Zeit in World of Warcraft lief sicherlich von meinem persönlichen Start im Frühling 2005 (alles war neu und SO faszinierend!) bis zum Fall vom heroischen Lichkönig in „Wrath of the Lich King“. Was war das für ein epischer Finalkampf einer Erweiterung!

Von den ersten 58 Leveln abgesehen, erlebte ich diese Phase unter dem Banner der Gilde Godmode vom schönen Server Dun Morogh, in der ich gemeinsam mit einem befreundeten Paar untergekommen war. Dort arbeitete ich mich im Laufe von „Vanilla“ erst zum Offizier der Schurken hoch, nur um zum Start von „The Burning Crusade“ dann auch in den Gildenrat aufzusteigen und regelmäßig Raid-Abende zu leiten.

WoW und Bugs, das gehört seit Tag 1 zusammen:

Spieler, Organisator, Seelsorger, Manager

Ich weiß noch, wie gleichermaßen erfüllend und anstrengend der Job als Raid- und Gildenleiter war. Teils kam ich mir wie ein Vollzeit-Manager vor, mit regelmäßigen Meetings und Bewerbungs- sowie Personalgesprächen. Ständig musste irgendetwas vorbereitet oder organisiert werden. Oder jemand hatte etwas auf dem Herzen und brauchte ein, zwei Ohren, die zuhören.

Dazu kam, dass TBC einige ganz besondere Herausforderungen für Gildenleiter im Gepäck hatte. Die Umstellung von 40er- und 20er-Raids auf erst 10er (Karazhan) und dann 25er. Oder den Attunement-Wahnsinn, den man meistern musste, um stets genug Mitstreiter im Kader zu haben, die es sich über aufwendige Questreihen hinweg verdient hatten, die jeweilige Instanz überhaupt betreten zu dürfen.

Da sich bei Godmode ein fantastischer Haufen zusammengefunden hatte, investierte ich diese Zeit und Energie lange sehr gern. Schließlich gab’s nicht nur die Arbeit für die Gilde, sondern auch das gemeinsame Feiern nach einem First-Kill, die feuchtfröhlichen Gildentreffen, Ingame-Hochzeiten, launige PvP-Runden sowie unzählige gemeinsame Stunden im TeamSpeak.

In WoW: Burning Crusade Classic gingen Bosse wie Vashj zuerst ohne die damaligen Nerfs live:

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Die Doppelachse des Grauens

Zu den Herausforderungen der ersten WoW-Erweiterung gehörten auch die teils richtig knackigen Bosskämpfe, für die man immer mal wieder ein bestimmtes Raid-Setup oder Klamotten mit spezifischen Widerständen benötigte.

Zu den härtesten Progress-Blockern der TBC-Ära gehörten dabei die beiden Endbosse der Tier-5-Stufe: Lady Vashj aus der Höhle des Schlangenschreins sowie Kael’thas Sonnenwanderer aus der Festung der Stürme. Wie andere Bosse der Erweiterung fielen auch diese anfangs so schwer (und verbuggt) aus, dass Blizzard sie im Laufe der Erweiterung mehrfach spürbar abschwächen (und reparieren) musste.

Selbst die damaligen Profi-Spieler von Nihilum, Death Wish oder Death & Taxes brauchten Wochen, um die beiden Endbosse dieser Stufe in die Knie zu zwingen:

World First Kill des letzten Bosses vor Lady Vashj im Schlangenschrein: 12. März 2007

World First Kill von Lady Vashj durch Nihilum: 29. März 2007

World First Kill des letzten Bosses vor Kael’thas: 24. April 2007

World First Kill von Kael’thas durch Nihilum: 25. Mai 2007

World-First-Race im Schlangenschrein von WoW: The Burning Crusade. Die vollständige Historie der Raid-Erfolge aus World of Warcraft findet ihr auf method.gg.

Warum war Lady Vashj so schwer?

Bei Lady Vashj steht ein 3-Phasen-Kampf an, in dem Spieler Aufgaben übernehmen müssen, die über Wipe oder Sieg entscheiden. Besonders knifflig ist Phase 2, in der sich Vashj mit einer Blase schützt, die man über die Deaktivierung von Reaktoren brechen muss. Dafür gilt es, Elementare zu erledigen, aus deren Reste einen besudelten Kern zu looten und diesen dann zu einem der Reaktoren zu bringen.

Gemein: Wer den Kern trägt, ist paralysiert und kann sich nicht bewegen. Die Lösung: Man wirft den Kern von Spieler zu Spieler, bis dieser nah genug am Reaktor ist, um diesen zu deaktivieren. Damit das klappt, muss man sich aufteilen, Schaden fokussieren, absprechen und auf Sichtlinien achten.

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In der Praxis sah das jedoch so aus, dass die Elementare verschwanden, bevor sie getötet wurden, dass die Sichtlinie für den Wurf nicht gegeben war, dass der Kern beim falschen Spieler landete oder dass die verantwortlichen Spieler durch andere Mechaniken starben und sich nicht rechtzeitig ein Ersatz organisieren ließ.

Erschwert wurde all das durch zig andere ständig auftauchende Gegner, die auf eine ganz bestimmte Art kontrolliert werden wollten. Fröhliches Wipen in Phase 2 war das Ergebnis. Und wenn man diesen Punkt endlich gemeistert hatte, war da ja noch Phase 3, in der Vashj unter anderem Spieler aus dem Raid übernimmt und in Todesmaschinen verwandelt. Das sorgte sogar noch in TBC Classic für Frust.

Lady Vashj

Was machte Kael’thas so knifflig?

Was Bosskämpfe mit unterschiedlichen Phasen angeht, hat Blizzard es bei Kael’thas einfach übertrieben. Zuerst bekommt man es nacheinander mit seinen vier Beratern zu tun (Phase 1). Danach weckt der Boss seine legendären Waffen zum Leben, die man schnellstmöglich erledigen und den richtigen Spielern zuteilen muss (Phase 2).

In Phase 3 hetzt Kael’thas seine Berater erneut auf den Schlachtzug, nur dieses Mal gleichzeitig. Nach einiger Zeit greift er dann selbst in den Kampf ein, um beispielsweise einen tödlichen Pyroblast auf Spieler zu schleudern (Phase 4). Zu guter Letzt entfernt der Blutelfe die Gravitation im Raum, sodass man sich schwebend mit Kael’thas anlegen muss (Phase 5).

All das sowie die ganzen noch nicht erwähnten Mechaniken in alle Köpfe reinzubekommen, die genauen Strategien dann einzustudieren und bei jedem kleinen Fehler wieder von vorn anzufangen, während es bei Phasenwechsel gern auch mal Zwangspausen gibt, weil der quasselnde Kael nicht in die Pötte kommt … das war eine harte Geduldsprobe, die zumindest für meine Gilde viele Wochen andauern sollte.

Die Gang von Kael’thas.

Ausgebrannt: Zeit für Urlaub … in Karazhan

Über Wochen hinweg sah unser Progress-Alltag in Burning Crusade daher so aus:

Am ersten Abend der ID alle Bosse bis auf Vashj und Kael’thas legen.

Danach dann Abend für Abend Vashj versuchen, bis sie schließlich lag.

Im Anschluss ging es dann bei Kael’thas weiter, bis auch der erstmals das Zeitliche segnen.

Zu guter Letzt möglichst vielen Spieler die beiden Endboss-Kills ermöglichen, da man diese für die nächste Tier-Stufe benötigte.

Was sich jetzt recht leicht herunterschreiben lässt, erforderte damals enorm viel Energie und Zeit. Die Gilden- und Raidleitung sprach ständig über Strategien, Raid-Setups und Verbesserungsmöglichkeiten, sie organisierte und unterstützte, damit alle bestens vorbereitet in die Kämpfe gingen. Sie motivierte, wenn andere keine Lust mehr hatten, kämpfte aber auch selbst mit Frust und Wut im Bauch.

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All das forderte bei mir irgendwann seinen Tribut. Als Vashj und Kael lagen, war die Freude und der Stolz auf die Gilde zwar groß, aber ich merkte auch, dass ich eine Pause und Abstand zum Raid-Progress brauchte. Also trat ich zurück. Spielte einige Zeit kein WoW. Kehrte mit einem Twink dann aber auf die Scherbenwelt zurück, um einer sympathischen kleinen Gilde dabei zu helfen, durch Karazhan zu kommen.

Später half ich dann im Tier-6-Content von TBC als Heiler bei Godmode recht regelmäßig aus. Zum Start von Wrath of the Lich King war ich dann wieder voll am Start. Nur Gilden- und Raidleiter, das wollte ich nie wieder sein – ein Vorsatz, der bis heute gilt. Könnt ihr das nachvollziehen? Eine weitere Anekdote von mir findet ihr hier: Vor MeinMMO – Als das Geld knapp war, schrieb ich Geschichten über schlüpfrige Superhelden

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