Wissenschaftler werfen eine Kuh tief ins chinesische Meer und entdecken unerwartete Gäste. Was als einfaches Forschungsexperiment beginnt, entwickelt sich zu einer Entdeckung, die das Verständnis über Haie, Tiefsee und Klimawandel infrage stellt.
Um dieses Experiment geht es: Wie vom Magazin IGN Brasil berichtet wurde, haben Forscher eine tote Kuh 1.600 Meter tief im Südchinesischen Meer versenkt. Ziel des Experiments war es, das natürliche Verrotten eines Walkörpers zu simulieren – ein sogenannter „Whale Fall“, bei dem ein Kadaver über Jahre hinweg zum Zentrum eines ganzen Tiefsee-Ökosystems wird.
Statt eines Wals diente in diesem Fall eine tote Kuh als Ersatz. Sie wurde 1.629 Meter tief an einem Kontinentalhang vor der Insel Hainan versenkt. Weil sie in Größe und Gewebe einem Wal relativ nahekommt und viel einfacher zu beschaffen ist. Die Forscher wollten laut einer am 1. Juni 2025 veröffentlichten Studie im Fachjournal Ocean-Land-Atmosphere Research beobachten, welche Tiere sich davon anlocken lassen.
Die Tiefe ist nicht nur in der Realität voller Rätsel – auch in Spielen wie Subnautica begegnet uns das Unbekannte unter der Meeresoberfläche auf eindrucksvolle Weise. Seht hier das Video zum Spiel.
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Was in der Tiefe schlummert
Was wurde durch das Experiment angelockt? Besonders überraschend war das Auftauchen von acht pazifischen Schlammhaien – einer Haiart, die bisher nur im kalten Nordpazifik dokumentiert wurde. Das ist die erste bestätigte Sichtung dieser Art im Südchinesischen Meer. Alle identifizierten Exemplare waren weiblich. Bisher ging man davon aus, dass diese Haie nur im Nordpazifik leben, von Japan bis Baja California. Die neue Sichtung stellt dieses Bild infrage.
Die Sichtung markiert den südlichsten bekannten Punkt ihres Vorkommens im gesamten Pazifikbecken. Nun prüfen Biologen, ob sich ihr Lebensraum durch Umweltveränderungen verschoben hat oder ob hier eine bislang unentdeckte Population lebt, möglicherweise sogar ein Rückzugsort für Weibchen oder Jungtiere.
Was war besonders am Verhalten der Tiere? Die Unterwasserkameras dokumentierten ein fast schon höfliches Verhalten: Die Haie stellten sich in einer Art Rotation auf, um nacheinander zu fressen. Größere Tiere gingen gezielter und aggressiver vor, kleinere hielten sich zunächst zurück. Statt eines chaotischen Kampfes herrschte ein geordnetes System, ein Hinweis auf soziale Fresshierarchien, die bei Raubfischen bislang kaum bekannt waren.
Die Haie zogen beim Fressen zudem ihre Augen zurück. Da ihnen eine Nickhaut – also ein schützendes drittes Augenlid – fehlt, interpretieren Forscher das als natürlichen Selbstschutz. Ähnliche Mechanismen sind bisher nur von wenigen Arten bekannt. Zusätzlich waren bei mehreren Tieren auffällige Parasiten in den Augen sichtbar, vermutlich Copepoden. Solche parasitären Befälle treten sonst nur bei Grönlandhaien auf, einem nahen Verwandten.
Welche Arten tauchten außerdem auf? Neben den Haien wurden auch Schneckenfische und zahlreiche Amphipoden dokumentiert. Kleine, garnelenähnliche Krebstiere, die sich normalerweise erst nach längerer Zeit an Kadavern ansiedeln. Das deutet darauf hin, dass tropische Tiefsee-Ökosysteme unter Umständen produktiver sind als bislang gedacht.
Was bedeutet das für die Forschung? Die Entdeckung wirft wichtige Fragen auf. Haben sich durch den Klimawandel Lebensräume verschoben? Oder ist das Südchinesische Meer schlicht noch zu wenig erforscht? Das häufige Vorkommen der Haie in dieser Region könnte auf beides hindeuten. Die hohe Aktivität der Haie könnte darauf hinweisen, dass es in dieser Tiefe mehr Nahrungsquellen gibt als bisher vermutet. Künftige Vergleichsstudien aus anderen Meeresregionen sollen helfen, mehr über Energieflüsse, Fortpflanzungsräume und Verhaltensmuster großer Tiefseearten zu erfahren.
Ob in der Tiefsee oder an der Oberfläche: Extreme Bedingungen fordern oft ungewöhnliche Anpassungen. Während Haie in 1.600 Metern Tiefe mit Rotationsverhalten reagieren, greifen Menschen bei Hitze oft zum Falschen. Warum man lieber Tee als kaltes Wasser bei Hitze trinken sollte, zeigt, wie überraschend effektiv der Körper funktioniert.
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