Eine junge Ärztin wird von ihrem Arbeitgeber kritisiert, weil sie auf ihrer Nintendo Switch auf dem Arbeitsweg spielt. Doch was ist eigentlich auf dem Weg zur Arbeit alles erlaubt und was nicht?
In einem groß diskutierten Beitrag auf Reddit erklärt eine junge Frau, dass sie als Assistenzärztin in einem Krankenhaus arbeitet. Doch ihr Arbeitgeber hat ein Problem: Sie spielt auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Heimweg auf ihrer Nintendo Switch. Sie selbst erklärt:
Die Begründung war, dass ich als Ärztin auch außerhalb des Krankenhauses eine gewisse Professionalität wahren müsse. Es wurde gesagt, dass Patienten mich sehen und sich denken könnten, ich würde meinen Job nicht ernst nehmen und sei zu unreif.
Sie selbst erklärt, sie sei verunsichert, was sie nun dürfe und was nicht. Doch viele Nutzer erklären ihr unter ihrem Post: Der Arbeitgeber hat sich nicht in ihren Arbeitsweg einzumischen. Und viel wichtiger, sie solle sich solche Vorwürfe schriftlich geben lassen, damit sie etwas gegen ihren Arbeitgeber in der Hand hat.
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Euer Arbeitgeber darf nicht bestimmen, wie und auf welche Weise ihr zur Arbeit kommt
Darf mein Arbeitgeber bestimmen, was ich auf dem Weg zur Arbeit mache? Nein, grundsätzlich darf sich euer Arbeitgeber nicht einmischen, was ihr auf dem Weg zur Arbeit macht und genauso wenig, wie ihr zur Arbeit kommt. Denn der Arbeitsweg (oder Obligationszeit) ist rechtlich eine besondere Kategorie, da er weder Arbeitszeit noch Freizeit ist. Das hat bereits das Bundesarbeitsgericht festgestellt (BAG, Az. 5 AZR 427/17).
Deswegen hat der Arbeitgeber nur wenig Mitspracherecht, was ihr dort macht und wie ihr zur Arbeit kommt. Ihr müsst nur gewährleisten, dass ihr pünktlich und arbeitsfähig am Arbeitsplatz erscheinen könnt:
Grundsätzlich dürft ihr frei entscheiden, wie ihr zur Arbeit kommt: Egal, ob ihr zu Fuß lauft, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto fahrt oder sogar ein öffentliches Verkehrsmittel verwendet. Das erklärt Peter Meyer, Fachanwalt für Arbeitsrecht, in einem dpa-Schreiben, das unter anderem der Süddeutschen vorliegt.
Es gibt aber wichtige Ausnahmen: Habt ihr keinen festen Arbeitsplatz, sondern fahrt direkt von zu Hause zum ersten Kunden und vom letzten Kunden aus wieder zurück nach Hause, so gelten laut Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts Hin- und Rückweg als Arbeitszeit (BAG, Az. 5 AZR 292/08).
Ebenfalls eine Ausnahme: Beim Bereitschaftsdienst hält sich der Arbeitnehmer in der Regel im Unternehmen oder in unmittelbarer Nähe auf und muss sich dazu bereithalten, seine Arbeit jederzeit aufnehmen zu können. Das erklärt etwa Allrecht.de.
Der Arbeitgeber kann keine detaillierten Verhaltensvorschriften für den Arbeitsweg erlassen, solange ihr pünktlich und arbeitsfähig am Arbeitsplatz ankommt. Das erklärt etwa Till Bender von der Rechtsschutzabteilung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in einem Gespräch mit der Rheinischen Post.
Es gibt Einschränkungen, wenn euer Verhalten auf dem Weg die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen kann, etwa Alkoholkonsum oder wenn ihr völlig übermüdet ankommt, aber eine wichtige Operation durchführen müsst. Das kann der Arbeitgeber dann ahnden.
Versicherungstechnisch gilt der direkte Weg zur Arbeit als geschützt (gesetzliche Unfallversicherung, via BMAS.de), aber private Umwege oder Aktionen können diesen Schutz beeinträchtigen.
Der Arbeitgeber hat während des Arbeitswegs kein Weisungsrecht hinsichtlich der Aktivitäten, weil die Zeit keine Arbeitszeit ist und keine unmittelbare Tätigkeit für den Arbeitgeber vorliegt.
Anders sieht es aus, wenn man während der Freizeitgestaltung den Ruf der Firma gefährdet, indem man sich etwas rassistisch in sozialen Netzwerken äußert oder durch dessen Gestaltung die eigene Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt. Dann kann es zu Sanktionen bis hin zur Kündigung kommen (via ra-pavel.de)
Die Lebenshaltungskosten steigen seit vielen Monaten stark an. Davon ist auch die Generation Z betroffen. Bei vielen geht das so weit, dass sogar Jobangebote abgelehnt werden, weil man sich finanziell nicht stabil genug fühlt, für einen neuen Job in Vorleistung zu treten oder treten zu können: Ein Teil der Generation Z ist gezwungen, Jobs aus einem Grund abzulehnen: Sie kann sich die Kosten für Uniformen und Reisen nicht leisten
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