Star Ocean: The Last Hope – im Klassik-Test (360)

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Spiel:Star Ocean: The Last HopePublisher:Square EnixDeveloper:Tri AceGenre:RollenspielGetestet für:360Erhältlich für:360USK:12Erschienen in:7 / 2009

So hat sich Edge Maverick seinen ersten Auftrag an Bord des nagelneuen SRF-Sternenkreuzers Calnus bestimmt nicht vorgestellt. Auf der Suche nach einem neuen Heimatplaneten für die Bewohner der atomar verseuchten Erde gerät die terranische Pionierflotte in eine Warpraum-Turbulenz und muss auf dem urweltlichen Planeten Aeos notlanden. Nach einigen Erkundungstouren und dem Zusammentreffen mit der befreundeten Alienrasse der Eldarianer bekommt Edge vom verletzten Captain der Calnus das Kommando übertragen. Zusammen mit seiner Kindheitsfreundin Reimi und dem grünhaarigen Grünschnabel ­Faize soll der 20-jährige Heißsporn das Fortbestehen des Homo sapiens im Alleingang sichern.

Im Xbox-360-Prequel der langlebigen Star Ocean-Serie startet tri-Ace in bester ”Star Trek“-Manier das gigantische Märchen vom unendlichen Sternenozean von vorn und legt das Schicksal von Edge, seiner insgesamt sieben Mitstreiter und der kompletten Menschheit einmal mehr in Eure Daddelfinger. Wer dieses Setting als recht traditionell empfindet, wird vom Spielablauf wenig überrascht sein. Unter der prächtig aufpolierten Hightech-Hülle auf Basis einer verbesserten Infinite Undiscovery-Engine werkelt eine klassische japanische Rollenspiel-Mechanik.

Nachdem sich moderne Energiewaffen zur Bekämpfung der spinnenartigen Fauna von Aeos als nutzlos erweisen, greift Edge zum Technoschwert und folgt – SciFi hin oder her – dem gut ausgetretenen Pfad so vieler Fantasy-RPG-Helden vor ihm. Altbekannt, jedoch nicht altbacken, denn tri-Ace interpretiert die Formel aus Erkundung, Monsterkämpfen und Partyverbesserung genau an den richtigen Punkten neu. The Last Hope schaltet z.B. bei Feindkontakt in eine extra Kampfarena, zeigt Euch aber vorher jeden Gegner fair in der Oberwelt. Dadurch könnt Ihr die Kampfreihenfolge recht gut planen, versucht Gegnern in den Rücken zu fallen, um einen Kampfvorteil zu erzielen, oder entkommt mit einem kurzen Sprint aus gefährlichen Situa­tionen. Das Echtzeit-Kampfsystem, ohnehin ein Markenzeichen der Serie, wurde behutsam modernisiert und mit klug ausgetüftelten Neuerungen angereichert. Geübte Kämpfer lassen die Monsterbrut aus Echsenkriegern, Kampfdrohnen und dämonischen Ausgeburten mit perfekt getimten Ausfallschritten ins Leere schlagen, aktivieren dadurch den Blindside-Modus und initiieren hinter ihrem Gegner ein Effektgewitter aus einem halben Dutzend Spezialattacken. Ein übersichtliches Pausen-Ringmenü zur Verabreichung von Heilitems oder dem Austausch eines aktiven Charakters während eines Kampfes rundet dieses beste Element des Spiels hervorragend ab.

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Auch das variantenreiche Skill-Sys­tem, die Item-Erschaffung und die als ’Private Actions’ bekannten optio­nalen Dialoge kehren in Star ­Ocean: The Last Hope zurück aus der Zukunft. Skillbücher schalten praktische Fähigkeiten wie einen Schatztruhen-Radar, Kenntnisse in erster Hilfe oder die seit Teil 1 beliebten Koch-Fähigkeiten frei. Tragt Ihr gefundene Rezepte zur Hologramm-Mechanikerin Welch, könnt Ihr mit ihrer Hilfe aus herumliegenden Schrottteilen und käuflichen Komponenten neue und teils sehr mächtige Ausrüstungsgegenstände zusammenschrauben. Zusätzliche Versorgung mit Bastelbedarf erhaltet Ihr durch beson­dere Rohstoffquellen auf Planetenoberwelten oder in Dungeons. An grün schimmernden Stellen darf beispielsweise Reimi Kräuter ernten, während glitzernde Erzadern mit dem Bergbau-Skill des Cyborgs Bacchus nutzbar sind. Die in den Vorgängern extrem weit gestreuten Startpunkte zur sozialen Interaktion mit einem Partymitglied, wurden in The Last Hope zum Glück etwas konzentriert. ’Private Actions’ finden häufig an Bord der Calnus statt und verkürzen die Wartezeit bei interstellaren Reisen. Je nachdem, mit welchen Figuren Ihr dabei interagiert und wen Ihr im Belegungsplan als Quartiernachbarn auswählt, ändern sich die Beziehungskisten der Weltall-Seifenoper. Wenn Ihr sämtliche Charakter-Nebenhandlungen bis zum Schluss verfolgen wollt, habt Ihr eine Menge zu tun.

Überhaupt ist The Last Hope ein Spiel für Fleißmeisen. Eine Vielzahl uninspirierter, aber reich entlohnter Sammel- und Suchquests könnt Ihr in Shops annehmen. Die tri-Ace typi­schen Bonus-Dungeons und Bosse locken zur Betätigung abseits der Hauptquest. Das ist auch gut so, denn diese reißt Euch weder in Sachen ­Inszenierung noch beim Design der Haupt-Dungeons vom Pilotensitz. Fehlbesetzte Sprecher, entsetzliches Timing und gelähmte Mimik wirken auch im dramatischsten Augenblick lächerlich. Bei Zwischensequenzen in Xenosaga-Umfang fällt dies doppelt ins Gewicht. Knausrig gesetzte Speicherpunkte und lineare Türenrätsel in hübschen, aber leeren Dungeons lassen Sorg- und Ideenvielfalt des Kampf-Modus vermissen. Wer letztlich sämtliche versteckten Inhalte, Quests und Dungeons sehen will, muss sich auf den einen oder anderen Discwechsel-Marathon einstellen. Belohnt wird solche Geduld mit zig Stunden in der Anime-Galaxie, nicht besonders innovativ im Design und teilweise kindisch in der Erzählung, aber motivierend und ergiebig in Sachen Monstervertilgung und Partyentwicklung.

Meinung

Max Wildgruber meint: Am meisten Spaß macht mir The Last Hope, wenn es nicht versucht, mir seine schale Story in langatmigen Ingame-Sequenzen schmackhaft zu machen, wenn ich nicht den vierzigsten leeren Alibi-Raum eines Dungeons im Sprint abklappere und wenn die teils abartig nervigen Kindergarten-Charaktere wie das verhaltensgestörte Zaubermädchen Lymle ihre Klappe halten und sich schön brav zum Kampf aufstellen. Wirklich gelungen und auch für andere Rollenspiel-Designer ein Lehrstück in Sachen Motivation und Nachhaltigkeit rettet der Kampfmodus und die eskapistische Edel-Atmosphäre vieler Planeten­oberflächen Star Ocean: TLH vor dem Absturz ins schwarze Loch des 08/15-Designs, in dem schon The Last Remnant und Infinite Undiscovery zu Recht verschollen sind. Kein Quantensprung, aber wenigstens solide Genre-Kost aus Japan.

Wertung

Echtzeit-Kampfsystem mit neuem Blindside-Modus und BEAT-Stilen
serientypische Item-Erschaffung, ’Private Actions’ und Skill-System
8 Planeten

Traditionelles Nippon-Rollenspiel mit polierter Hightech-Optik und zukunftstauglichem Kampfsystem.

Singleplayer78MultiplayerGrafikSound

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