Ein europäischer Eisenbahnriese hatte den „Vertrag des Jahrhunderts“ in der Hand, doch eine französische Firma kam ihm dazwischen

Der spanische Eisenbahnhersteller sollte einen Milliardenauftrag erhalten. Doch eine französische Firma klagt gegen die Vergabe. Auch eine deutsche Firma fühlt sich ungerecht behandelt. Regionale Politiker und Gewerkschaften fordern, dass der Auftrag im Land verbleibt, wo die Fahrzeuge schlussendlich auch fahren sollen.

Was ist das für ein Vertrag? Der spanische Zughersteller CAF sollte ursprünglich einen Großauftrag mit der belgischen Bahngesellschaft SNCB/NMBS für die Lieferung neuer Züge erhalten. Das Rahmenabkommen umfasst potenziell Züge im Wert von bis zu 3,4 Milliarden Euro.

Branchenkenner und Zeitungen bezeichneten das Angebot aufgrund des großen Umfangs auch als „Vertrag des Jahrhunderts.“ Der Vertrag ist essentiell für die Modernisierung der belgischen Bahnflotte und zählt als einer der größten Bahnaufträge Europas der letzten Jahre.

Doch der französische Konkurrent Alstom hat Einspruch gegen die Vergabe eingelegt. Damit könnte der spanische Hersteller den Großauftrag noch verlieren.

Französische und deutsche Firma erheben Einspruch gegen Vergabeverfahren

Wer hat Einspruch erhoben? Sowohl Alstom (Frankreich) als auch Siemens (Deutschland), die im Ausschreibungsverfahren unterlagen, legten jedoch Einspruch gegen die SNCB-Entscheidung ein und klagten vor Gericht.

Die französische Firma Alstom argumentierte, ihr Angebot sei 107 Millionen Euro günstiger und sie könnten zudem belgische Arbeitskräfte in ihren Werken in Brügge und Charleroi einbinden. Das rief auch Gewerkschaften auf den Plan. Denn die befürchteten, würde Alstom das Angebot nicht erhalten, wären in Belgien mehrere hunderte Arbeitskräfte direkt bedroht (via vrt.be). Die Argumentation von Analysen:

Wenn Alstom den Auftrag erhält, würde dies die Auslastung des Alstom-Werks in Brügge (Belgien) für einige weitere Jahre sichern und eine Umstrukturierung sowie möglicherweise die Schließung des Werks vermeiden. Davon berichtet etwa das englischsprachige Magazin Reuters.com.

SNCB bestätigt erneut spanische Firma als Hauptinteressent, Alstom will erneut klagen

Wie geht die Sache weiter? Am 17. April 2025 stoppte der belgische Staatsrat, das höchste Verwaltungsgericht in Belgien, vorläufig die Auftragsvergabe an den spanischen Hersteller CAF. Die SNCB sollte den Auftrag erneut prüfen.

Nach weiterer Prüfung bestätigte die SNCB im August 2025 erneut CAF als bevorzugten Bieter, aber der Vergabeprozess bleibt weiterhin von rechtlichen Auseinandersetzungen begleitet. Die nächste Anhörung hierzu findet am 29. August 2025 statt, das Ergebnis wird einige Wochen später erwartet.

Gewerkschaften und einige Politiker kritisieren nach wie vor, dass der Auftrag nicht an einen Anbieter mit Fertigung in Belgien gehen könnte. Das berichtet das Magazin Belganewsagency.eu.

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