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Wer in den letzten Jahren auf ein Sea of Thieves-inspiriertes PvPvE-Spiel mit Weltraum-Szenario gehofft hatte, sollte einen Blick auf Wildgate von Moonshot Games werfen – dem neuen Studio von Blizzard-Veteran Michael Morhaime. Das Prinzip ist schnell erklärt: Bis zu fünf 4er-Teams werden in Raumschiffen in einem prozedural generierten Sektor des Alls abgesetzt und haben dort die Aufgabe, ein Artefakt zu bergen. Ist das erledigt, müssen sie die Karte über ein interstellares Sprungtor – das sogenannte Wildgate – wieder verlassen. Zum Sieger wird das Team gekürt, dem die Flucht zuerst gelingt oder das am längsten überlebt.
Um das Artefakt und wichtige Beute (Schiffsupgrades, Waffen, Gadgets etc.) ausfindig zu machen, müssen die Teams havarierte Raumschiffswracks, verlassene Stationen, durchlöcherte Asteroiden, mysteriöse Ruinen und dergleichen mit ihrem Schiff ansteuern und dort jeweils kleine Herausforderungen abschließen. Die Palette reicht vom Ausschalten KI-gesteuerter Aliens über die Reparatur von defekten Stationskomponenten bis hin zum Abschalten von Teleportern.
Koordinierte Aufgabenteilung ist – wie bei der Konkurrenz von Rare – Schlüssel zum Erfolg. Es ergibt etwa Sinn, dass regelmäßig jemand mit den Sonden des Schiffs die Umgebung erkundet, um feindliche Bedrohungen, aber auch Rohstoffvorkommen zu lokalisieren. Letztere unterteilen sich in Eis (kühlt den Reaktor), Treibstoff (bewegt das Raumfahrzeug) und Munition für die Bordkanonen und müssen manuell gesammelt werden. Kommt es zum Duell mit anderen Crews, braucht es nicht nur zielsichere Bordschützen und einen versierten Steuermann, sondern auch Crewmitglieder, die bei Bedarf Brände löschen, zerstörte Bordkomponenten reparieren, den Zustand des Reaktors im Blick behalten und enternde Eindringe abwehren. Wer stirbt, kann nach kurzer Unterbrechung wieder in die Partie einsteigen. Geht das Raumschiff einer Crew jedoch in Flammen auf, heißt es für dieses Match Game Over. Abgeschlossene Partien sowie gemeisterte Tagesmissionen gewähren Erfahrungspunkte, mit denen Ihr im Rang aufsteigt und neue Items, Outfits, Dialogzeilen, Emotes, Graffitis und Charaktere freischaltet, die allesamt individuelle Fähigkeiten aufweisen. Erkundungsroboter Venture etwa braucht keinen Sauerstoff, regeneriert Gesundheit schneller und hat eine Kamera, die ihn vor hinterrücks anschleichenden Gegnern warnt, während Räuber Adrian ein Jetpack besitzt, mit dem er durchgehend 30 Prozent flotter fliegt als andere Figuren und obendrein über einen temporären Geschwindigkeits-Boost verfügt. Diese Prise Hero-Shooter fügt sich gut ein und motiviert, mit den drei Startcharakteren zu experimentieren und dann die übrigen vier freizuschalten.
Meinung & Wertung
Sönke Siemens meint: Wildgate übernimmt viele bewährte Elemente aus Sea of Thieves und überträgt sie erfolgreich in prozedural generierte Schauplätze im Weltall. Vor allem mit zielorientierten Teams sind die meist zwischen 20 und 40 Minuten dauernden Matches eine Riesengaudi! Das Progressions-System ist fair und motivierend, die Benutzeroberfläche übersichtlich und aufgeräumt, Cross-play klappt prima und die Technik machte im Test keinerlei Probleme. Erweitern sollten die Macher das noch recht eingeschränkte Kommunikationsrad, die Modivielfalt und die Möglichkeiten, sich vor Entermanövern zu schützen. Eine Replay-Funktion und härtere Strafen für Match-Abbrecher wären ebenfalls wünschenswert. Insgesamt aber ein starkes Debüt von Moonshot Games, die derzeit auch Community-Feedback zügig umsetzen.
Kurzweiliges Multiplayer-Spektakel mit charmanten Helden, cooler Space-Atmosphäre und ordentlich Freispielkram.
Singleplayer78MultiplayerGrafikSound
