Bockschwere Games sind genau mein Ding, aber das neue Dying Light hat mich fast gebrochen

Dying Light bekommt mit The Beast einen neuen Teil. Die Macher haben MeinMMO eingeladen, sich das Action-Game bereits vorab anzuschauen. MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus ist es gewohnt, in Spielen zu leiden, aber The Beast hat seine Frust-Toleranz sehr auf die Probe gestellt.

Ich liebe Herausforderungen in Videospielen – wenn sie denn gut gemacht sind. Soulslikes gehören zu meinen Steckenpferden und sogar mein „Feel Good Game“ ist ein Survival-Builder, der immer schwerer wird.

Als wir das Test-Angebot für The Beast bekommen haben, dachte ich nicht, dass das neue Dying Light in diese Kerbe schlagen würde. Den zweiten Teil habe ich ganz gerne gespielt, weil die Mischung aus Prügelei, RPG und Parcours durchaus Laune macht, obwohl ich Zombies nicht mag.

Dann kam das Spin-Off jetzt um die Ecke Und ich dachte mir: Cool, neue Stadt erkunden, paar Untoten die Rübe zermatschen und bisschen nette Story. Ja, am Arsch.

Noch habe ich das Spiel nicht durch, aber innerhalb der ersten 10 Stunden bin ich schon häufiger draufgegangen als in meinem gesamten Durchlauf in Dying Light 2. Normalerweise würde mich sowas dazu bringen, mich mehr anzustrengen oder aus Frust ins Fitness-Studio zu gehen, aber The Beast ist manchmal einfach unfair.

Dying Light: The Beast erscheint am 18. September um 18:00 Uhr für PC, PS5 und Xbox.

Nachts ist es nicht einfach nur schwerer, sondern richtig nervig

Ich weiß, dass Dying Light mit dem Tag-und-Nacht-Zyklus spielt. Tagsüber schlurfen ein paar zugedröhnte Zombies durch die Straßen und sehen dabei aus, als hätten sie ‘ne volle Windel an. Ein paar Spezial-Zombies oder Menschen lockern die Menge auf, das war’s aber. Am Tag geht man eben erkunden. Erst nachts geht es richtig ab.

Hier gibt’s härtere Gegner und es ist dunkel. Also so richtig dunkel. Außerhalb vom Lichtkegel der Hochleistungs-Taschenlampe sieht man gar nichts und das Licht zieht natürlich Gegner an – besonders die richtig üblen Schattenjäger, die, anders als andere Zombies, klettern können.

Meine erste Begegnung mit der Nacht war während einer Story-Mission, in der ich eine neue Art von Zombie jagen sollte. Bereits beim ersten Hinweis steht ein Schattenjäger rum und klatscht mich um. Nur drei Schläge und ich liege im Dreck. Und der stand da sogar nur zufällig.

Kampf? Ist nicht. Rennen ist angesagt.

Normalerweise würde ich jetzt wieder zu der Position gehen und dem untoten Herrn mit dem geteilten Kiefer genau diesen aus dem Gesicht prügeln. Geht aber nicht. Am Anfang bin ich viel zu schwach für einen Kampf mit Schattenjägern und selbst später ist das fast unmöglich. Die Biester sind zäh.

Nach dem zweiten Respawn habe ich gelernt, Gegner nachts einfach zu vermeiden. Ein Kampf lohnt sich nicht und ein Tod kostet Erfahrungspunkte, also lass ich’s sein. Kurz vor einem Speicherpunkt wurde ich dann aber trotzdem erwischt.

Ein Schattenjäger hat meine Fährte aufgenommen und ich musste fliehen. „Eine Jagd beginnt“, heißt es, und die halbe Stadt ist mir plötzlich im Nacken. Die Zombies lassen auch nicht einfach ab, ich muss rennen, bis ich ein Safehouse erreiche.

Das nächste ist aber auf der anderen Seite der Stadt laut Anzeige und schon nach den ersten drei Dächern habe ich einen zweiten Jäger an mir dran und ein weiterer fängt mich von vorne ab. Das ganze dauert sicherlich seine 5-10 Minuten, nach denen ich halbtot in letzter Sekunde die Tür zum sicheren Rathaus öffnen kann.

Mich stört Schwierigkeit nicht, aber ich hätte dann doch gerne die Möglichkeit, mich zu wehren. Insbesondere, weil The Beast genau eine solche Möglichkeit eigentlich perfekt eingebaut hat.

So ein Anblick bei Nacht sollte eigentlich Zeichen genug sein, abzuhauen.

Die Bestie ist die beste Neuerung, die Dying Light einfallen konnte

Der ganze Clou an The Beast ist, dass der Hauptcharakter Kyle Crane nicht mehr nur wie in Teil 2 eine gewisse Immunität gegen das Zombie-Virus entwickelt hat, sondern eine ganz besondere Kreatur geworden ist.

Nach Jahren der grausamen Experimente in einem geheimen Labor irgendwo in den Alpen hat Kyle die Kraft bekommen, sich in eine Bestie zu verwandeln, allerdings unkontrolliert.

Stecke ich genug ein, teile ich genug aus oder weiche ich Angriffen aus, komme ich in den „Bestien-Modus“. In dem prügle ich Gegner mit bloßen Fäusten zu Brei oder reiße Zombies buchstäblich den Kopf ab. Doom Guy lässt grüßen.

Jetz’ jibbet auf’s Maul!

Unerwartete Soulslike-Elemente in einem Parcours-Spiel

Diesen Bestien-Modus kann ich sogar noch weiter verbessern, indem ich Chimären jage und etwas aus ihrem Körper abzapfe. Irgendeine Wissenschaftlerin erklärt, was das ist, aber für mich zählt: Das sind Skillpunkte für meinen Bestien-Skilltree.

Chimären, genau wie einige kleinere Gegner, sind harte Feinde mit Move-Sets und Arenen. Dinge, die ich eigentlich aus Dark Souls gewohnt bin. Jede Chimären-Art hat zudem einen besonderen Strang dieser Substanz, die ich besorgen soll, verbessert mich also auf eine bestimmte Art. Wie die einzigartigen Boss-Waffen aus… Dark Souls.

Die Kämpfe selbst, in denen ich bestimmten Angriffen ausweichen und kleine Zeitfenster für eine begrenzte Anzahl an Attacken nutzen muss, erinnern mich ebenfalls stark an Soulslikes. Etwas, das ich in Dying Light nicht erwartet habe, aber wirklich begrüße.

Trotzdem ist The Beast kein Soulslike, sondern eben immer noch Dying Light und das kommt deutlich hervor, nur leider nicht ganz so gut wie im Vorgänger.

Bis jetzt war jede Chimäre mit einem sehr coolen und durchaus knackigen Bosskampf verbunden.

Starkes Gameplay mit einigen Abstrichen

Hauptsächlich renne ich beim Spielen immer noch durch die Stadt und versuche, Zombies auszuweichen. Kämpfe lohnen sich einfach nicht. Das bisschen mickriger Loot ist nicht einmal die Haltbarkeit der Waffen wert, die sie kosten.

Großer Pluspunkt: Kommt es doch zum Kampf, gibt es mit Tritten eine sehr amüsante Art, Gegner zu besiegen. Liegen sie am Boden, kann ich einfach immer wieder nachtreten, bis sie liegenbleiben. Sieht saudumm aus und lässt mich immer etwas kichern, spart aber Haltbarkeit der Waffe.

Kern des Gameplays ist und bleibt aber Erkundung und eben Parcours. Über Dächer rennen, sich an Masten schwingen und auf Vorsprüngen balancieren ist das, was hauptsächlich die ganze Zeit über passiert. Leider ist genau das Feature etwas schwach umgesetzt.

Kletter-Passagen, die oft Pflicht sind für Quests, ziehen sich, weil Kyle wirklich lahm ist. Die Steuerung hakelt etwas, Kletterpassagen sind oft mühselig und lang und einige Fassaden, die Ezio und Altaïr mit dem kleinen Finger erklimmen könnten, sind Herrn Crane plötzlich nicht griffig genug. Kollege André Baumgartner von der GameStar hatte damit weniger Probleme, vielleicht liegt’s also an mir.

Ein paar weitere negative Punkte:

Die KI ist wirklich dumm. Wenn Zombies mich bemerken, ich aber unter einen Tresen oder Ähnliches krieche, stehen sie vor mir und gucken zu, als wäre ich ein Schaufenster.

Dialoge sind etwas… dürftig. Teilweise passen die Betonungen nicht zum Gesprächsverlauf und einige NPCs reagieren fragwürdig. In einem Fall erkennt mich eine Person als Held, obwohl ich vor gerade mal 3 Stunden in der Stadt angekommen bin, und bittet mich um Hilfe.

Oft bin ich gezwungen, Dinge so zu erledigen, wie das Spiel sie von mir will. Ich soll etwa eine Höhle von Zombies befreien. Ein NPC schlägt vor, Sprengsätze zu nutzen. Sogar dann noch, als ich mit Molotows schon alles abgefackelt habe – außer die Gegner, die ständig respawnen oder die unsterblich sind.

Darkzones, also die Orte mit besonderem Loot, sind zumindest anfangs immer gleich: Ein Gebäude, in das man kriechen muss, eine Handvoll Gegner und eine Tür, deren Schloss man knacken muss. Hinter der steht dann oft nochmal „überraschend“ ein Zombie mit Blick auf den Türrahmen.

So schaue ich auch meine NicNac’s an, die unters Sofa gerollt sind.

The Beast ist brutal, um brutal zu sein

Was Dying Light: The Beast schließlich zum Verhängnis werden könnte, ist die dedizierte Betonung der Brutalität. In vielen Fällen gibt es Exekutionen, die aussehen wie Glory Kills aus Doom. Selbst die „normalen“ Kämpfe sind äußerst detailliert und zeigen, was passiert, wenn ein Vorschlaghammer einen Schädel trifft.

The Beast lädt das Spiel wirklich voll mit solchen Szenen. Es ist grotesker Horror, der schocken soll – was bei mir nicht so richtig funktioniert. Ich grusle oder ekle mich eher selten und wenn ich solche Brutalität dann ständig sehe, fühlt es sich eher eintönig an.

Mehr zum Thema

Mehr zum Thema
Ein neues Survival-Game auf Steam lässt Zombies auf Bauern los und zeigt, was The Day Before fehlte: Echtes Gameplay

von Ody

Mehr zum Thema
Neues Survival-MMO sieht aus wie eine Mischung aus Stalker und Fallout 76, zeigt PvE und PvP, startet Open Beta im Oktober

von Benedict Grothaus

Mehr zum Thema
Die 31 besten Survival-Games 2025 für PS5, Steam und Xbox

von Benedict Grothaus

Leichte Unterhaltung mit leichten Schwächen

Der starke Fokus auf Brutalität und den Angst-Faktor in der Nacht lässt eigentlich coole Elemente wie den Bestien-Modus und die wunderschöne Umgebung leider etwas untergehen und sorgt für Eintönigkeit. Allerdings gilt diese Einschätzung nur für mich.

Wer auf Splatter steht, wird hier seine helle Freude haben. Allein die Welt gefällt mir durchaus. Da ich selbst in Süddeutschland wohne, ist das Setting „irgendwo in den Westalpen“ nicht nur erfrischend unverbraucht, sondern auch angenehm heimelig.

Es gibt sogar ein paar nette Details wie einen amerikanischen Soldaten, der in Stuttgart stationiert war oder NPCs, die von Bier, Schnitzel und Kartoffelsalat schwärmen. Ein Verlangen, das ich gut nachvollziehen kann.

Bis jetzt ist die Haupt-Story noch nichts Besonderes und wenn ich mir die Struktur ansehe, wird sich das eher nicht ändern: Es ist eine klassische Rache-Geschichte mit ein paar zusammenhanglosen Nebenquests. Nicht schlecht, aber eben kein Ausreißer. Reicht aus, um mich am Ball zu halten, aber ich würde das Spiel nicht nur wegen der Story zocken. Vielleicht gibt es noch den großen Twist, ich bezweifle es aus Erfahrung aber eher.

Was dagegen ziemlich reinhaut, ist das Environmental Storytelling, also die Geschichten, die sich so in der Umgebung verstecken. Hier habe ich nicht nur einzige Zeitungsartikel gefunden, die für Stirnrunzeln gesorgt haben, sondern auch einige Szenen, bei denen ich schlucken musste:

Zusammen mit dem Gameplay ist das alles zumindest rund genug, weswegen ich The Beast ziemlich sicherlich durchspielen werde … irgendwann. Gerade der Bestien-Modus und die Bosskämpfe machen dann eben doch Laune. Ich muss mich nur durch die zähen Nächte beißen.

The Beast spielt nicht nur mit seiner Brutalität, sondern auch mit dem Gefühl der Beklemmung, insbesondere in der Dunkelheit. Das hat MeinMMO-Redakteurin Jasmin Beverungen erfahren dürfen, als sie das neue Dying Light schon vor mir auf der gamescom angespielt hat: Ein neues Zombie-Spiel hat mich so sehr mitgenommen, dass ich nach nicht mal 1 Stunde froh war, wieder Tageslicht zu sehen

Der Beitrag Bockschwere Games sind genau mein Ding, aber das neue Dying Light hat mich fast gebrochen erschien zuerst auf Mein-MMO.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *