Chihiros Reise ins Zauberland ist einer der größten Anime-Klassiker aller Zeiten. Eine Kreatur aus dem Meisterwerk von Hayao Miyazaki kennt wohl jeder: das Ohngesicht. Doch was ist das Monster überhaupt und wofür steht es?
Als Chihiros Reise ins Zauberland 2001 erschien, konnte sich der Film nicht nur (etwas verspätet) einen Oscar bei Verleihungen 2003 schnappen: Er machte das Studio Ghibli weltweit bekannt und gehört noch bis heute zu den bekanntesten Anime-Filmen aller Zeiten.
Der Film begeistert vor allem durch die bunte Welt, in die Protagonistin Chihiro reist. Die verschiedenen Geister sind das große Highlight. Der bekannteste Bewohner der Welt ist wohl das Ohngesicht. Doch was ist der Geist überhaupt und was repräsentiert er?
Autoplay
Eine eigene Kreation von Hayao Miyazaki
Was ist das Ohngesicht? Auch wenn sich Miyazaki gerne mal von der japanischen Geisterwelt inspirieren lässt, basiert das Ohngesicht auf keiner mythologischen Figur oder einem Yōkai. Es ist eine eigene Kreation. Es ist eine große schwarze Kreatur mit einer Maske als Gesicht. Die Maske erinnert an die japanischen Nō-Masken, die für eine spezielle Art des Theaters benutzt werden. Ob das die Ursprungsidee für die Maske war, ist aber unklar.
Im Japanischen trägt das Ohngesicht den Namen Kaonashi. Das heißt übersetzt so etwas wie gesichtslos. Das passt aber zur Erklärung Miyazakis, die der x-Account von Kinro_ntv (ein spezieller Freitags-TV-Slot bei Nippon TV, der regelmäßig auch Ghibli-Filme zeigt) 2024 zitierte. Auf Deutsch sagt Miyazaki etwa:
Es gibt überall Ohngesichter. Ich glaube, es gibt überall Menschen, die sich an jemanden binden wollen, aber keinen Sinn für sich selbst haben.
Warum ist das für den Film relevant? Im Film wird das Ohngesicht, nachdem es gezeigt hat, dass es scheinbar Gold erschaffen kann, von den Mitarbeitern des Badehauses belagert. Man lobpreist ihn für seine Spenden, und das scheint ihm zu gefallen. Als sich Chihiro jedoch bei ihm bedankt, sie aber sein Geschenk nicht annimmt, wird er zu einem wahnsinnigen Monster, das scheinbar alles aus Gier heraus versucht, zu fressen.
Als Chihiro das Ohngesicht konfrontiert, sagt sie ihm: Es wäre sicher besser, wenn sie nach Hause gehen würden. […] Wo ist denn ihre Familie, haben sie keinen Papa und keine Mama? Das Ohngesicht antworte: Nein, nein, ich bin allein, ganz allein.
Danach reist sie mit dem Ohngesicht mit dem Zug. Während alle Gäste das Fahrzeug langsam verlassen, bleiben das Ohngesicht und Chihiro übrig. Am Ende bleibt das Ohngesicht bei der Hexe Zeniba und hilft ihr im Haus.
Wie kann man das Ohngesicht interpretieren? Zusammen mit der Aussage von Miyazaki könnte das Ohngesicht ein identitätsloser Geist sein, der auf ewig umherirrt, um seine Identität zu formen, gut oder schlecht. Dies tut der Geist aber nur durch andere Wesen, weshalb er allen gefallen möchte. Deshalb wurde das Ohngesicht im Badehaus auch so gierig und verfressen, weil es sich an die Gier der anderen angepasst hat.
Würde man das auf die echte Welt projizieren, könnte der Film hier auf Menschen deuten, die unbedingt versuchen, es allen recht zu machen, ihre eigenen Interessen, Emotionen und Gedanken aber zurücknehmen. Sie passen sich an, aber ohne die eigene Identität zu zeigen und zu entwickeln. Bei Chihiros Reise ins Zauberland gab es aber ein gutes Ende für das Ohngesicht. Der Geist wurde bei Zeniba akzeptiert, ohne ständig etwas zu geben.
Doch das ist nur eine Interpretation des Films und der Worte Miyazakis. Wie so oft kann man auch Chihiros Reise ins Zauberland und die Figuren darin aus verschiedenen Blickwinkeln sehen. Die Ghibli-Legende ist auch nicht gerade dafür bekannt, alles aus seinen Filmen zu erklären. Wie sich der Film im Ranking schlägt, seht ihr hier: Alle Ghibli-Filme im Ranking nach IMDb
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