Blizzard kann es nicht lassen: Der Schattenpriester in WoW wird radikal schlechter

WoW-Dämon Cortyn muss Frust ablassen. Denn ein Blick in die Alpha von Midnight zeigt: Der Schattenpriester wird es wieder schwer haben.

Alle Jahre wieder kündigen die Entwickler von World of Warcraft an, dass es starke Änderungen am Gameplay geben wird. Das Heilen soll sich drastisch verändern, aber auch alle anderen Klassen bekommen große Anpassungen spendiert. Blizzard verfolgt damit einige Ziele:

Die Klassen sollen zugänglicher werden.

Jede Klasse soll ein paar Tasten weniger drücken müssen.

Fähigkeiten sollen nicht von zu vielen Talenten gleichzeitig beeinflusst werden.

Im Kern ist das ein guter Gedanke. Denn die meisten Klassen in World of Warcraft sind so komplex, dass viele Spieler sich einfach sagen: Dann benutze ich eben die 1-Tasten-Rotation.

Dass Blizzard auch für meinen absoluten Liebling, den Schattenpriester, ein paar echt gute Ideen hat, erwähnte ich bereits: der Tentakelschlag ist ein richtig cooler, thematisch passender Zauber.

Mit entsprechend hoher Erwartung habe ich mir den Schattenpriester in der Alpha angeschaut und hatte schon nach wenigen Minuten den Eindruck: Da stimmt doch was nicht. Das spielt sich nicht rund und irgendwie fühlt sich alles träge und anstrengender an.

Nachdem ich ein paar weitere Meinungen und Guides dazu gelesen habe, etwa auf icyveins, wowhead oder auch dem Priester-Discord, bin ich mir ziemlich sicher: Blizzard scheitert an den eigenen Zielen gnadenlos.

Entschuldigt also, wenn dieser Mecker Mittwoch ein wenig tief in die Details von Schattenpriestern eintaucht – aber ich muss es einfach mal loswerden.

Schattenwort: Schmerz – der bekannte Zauber verschwindet

Wenn ihr an einen klassischen Schattenpriester denkt, welche Zauber kommen euch da in den Sinn? Vermutlich Gedankenschinden und Schattenwort: Schmerz. Das sind ikonische Zauber, die Priester schon seit Vanilla haben. Tja, das ändert sich. Denn Schattenpriester verlieren zwangsweise den Zauber Schattenwort: Schmerz. Der Effekt bleibt zwar bestehen, aber das Talent „Elend“ wird verändert. Anstatt dass Vampirberührung nun „nur noch“ zusätzlich auch Schattenwort: Schmerz auf das Ziel zaubert, wird Schattenwort: Schmerz durch das Talent komplett aus dem Zauberbuch gestrichen.

Was auf den ersten Blick nach einer guten Entscheidung aussieht, die einen unnötigen Zauber entfernt, wird allerdings jedem Priester eine Zornesfalte auf die Stirn treiben, der länger als 10 Minuten diese Spezialisierung gespielt hat. Denn Schattenwort: Schmerz ist einer der wenigen Zauber, die man während des Laufens wirken kann, da es ein Spontanzauber ist. Wenn man sich in einem Bosskampf bewegen muss, um Fähigkeiten auszuweichen oder lange Distanzen zu überbrücken, dann ist Schattenwort: Schmerz einer der wenigen Zauber, den man dabei drücken kann.

Auch beim Farmen in der offenen Welt ist das supernervig. Denn anstatt eben „im Laufen“ noch ein paar Mobs zusätzlich zu pullen, wird man häufig stehenbleiben müssen.

Die ohnehin schon extrem immobile Schattenpriester-Spezialisierung wird nur noch langsamer – auf Kosten eines der ikonischten Zauber, die es gab.

Da hilft auch kein Tentakelschlag – die Änderungen sind großer Murks.

Das Ende der Leerengestalt, das Ende des Flächenschadens

Eine Sache, die mir komplett schleierhaft ist, das ist die „Überarbeitung“ der Leereneruption. Der Zauber versetzt den Schattenpriester für begrenzte Zeit in eine Leerengestalt, in der er temporär Zugriff auf den Zauber „Leerenblitz“ hat. Leerenblitz wiederum hat eine klare Aufgabe: Er verlängert die Dauer von DoTs auf dem Ziel und allen Zielen im direkten Umkreis.

Oder anders gesagt: Solange man Leerenblitz wirken kann, muss man die DoTs nicht erneuern und kann Zauber benutzen, die direkten Schaden verursachen.

Wie lange die Leerengestalt aktiv bleibt – also auch, wie lange man Leerenblitz benutzen kann – hing davon ab, wie viel Wahnsinn man ausgibt, denn das erhöht die Dauer der Leerengestalt immer weiter.

Das Gameplay war klar: Man musste versuchen, so lange wie möglich in der Leerengestalt zu bleiben, um möglichst lange vom Leerenblitz zu profitieren, der die Dauer von DoTs verlängerte. Das war Kern-Gameplay, das in Legion geliebt wurde und das später über viele Jahre langsam wieder ins Spiel kam, bis man es am Ende von The War Within zumindest ansatzweise ähnlich hatte.

Das ist das absolute Kern-Gameplay der Leerengestalt: Der Kampf gegen den Timer, der den Zauber beenden will. Das nicht nur zu beschneiden, sondern komplett zu ändern und den einzigen Vorteil – die Verlängerung der DoTs – da rauszunehmen, fühlt sich so unüberlegt und falsch an, dass ich hier schon beinahe die „Spielen die überhaupt ihr eigenes Spiel“-Karte ziehen will. Mache ich aber nicht. Ich habe ja etwas Anstand.

Die neue Variante der Leerengestalt hat keinen Leerenblitz mehr. Stattdessen kann man alle paar Sekunden Leerensalve verwenden – ein Zauber, der zwar ein wenig Schaden anrichtet, aber sonst keine weitere Interaktion bietet.

Im Klartext heißt das: DotS auf mehreren Zielen können nicht mehr langfristig aufrechterhalten werden. Das wiederum heißt: Der Schattenpriester ist nicht mehr in der Lage, DotS auf mehr als 6 Zielen gleichzeitig aktiv zu halten. Eine komplette Katastrophe für den Besuch von „Mythisch+“-Dungeons. Denn wer will eine Klasse mitnehmen, die schon beim Zusammenziehen von 2 Mob-Gruppen überfordert ist?

Schattenpriester waren aufgrund ihrer dürftigen AoE-Fähigkeiten schon jetzt dazu gezwungen, im Endgame im Grunde genau eine exakte Skillung zu spielen, wenn sie in Dungeons mitgenommen werden wollten. Wie man jetzt überhaupt noch in Dungeons mitgenommen werden soll – und dabei auch noch Spaß hat – entzieht sich mir vollständig.

Zerbrechlichkeit ohne Ausgleich

Der Schattenpriester ist eine der zerbrechlichsten Klassen im Spiel. Klar, immerhin ist man ein Stoffträger, besitzt dazu aber recht wenig Fähigkeiten, um eingehenden Schaden abzufangen. Warum Schattenpriester dennoch recht lange überleben können, liegt an ihren eingebauten Lebensraub-Mechaniken. Nicht nur können sie bei Bedarf Vampirberührung anschmeißen, um der ganzen Gruppe ein wenig Heilung zu spendieren, sondern sie heilen sich auch permanent über die „Verschlingende Seuche“.

Verschlingende Seuche ist der stärkste DoT des Schattenpriesters, der nicht nur hohen Schaden verursacht, sondern den Priester auch um 50 % des verursachten Schadens heilt. Das ist zwar nicht weltbewegend viel, macht aber sowohl in Raid-Kämpfen als auch beim Questen oft den Unterschied zwischen Leben und Tod aus.

Verschlingende Seuche verschwindet in Midnight. Stattdessen gibt es Schattenwort: Wahnsinn. Das ist im Grunde exakt der gleiche Zauber, nur ohne die Eigenheilung. Und ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, warum man dachte, dass das eine gute Idee sei.

Wie viel Schattenpriester in Midnight noch zu lachen haben? Wer weiß …

Nur eine Alpha – Aber eine mit schlechten Vorzeichen

Klar: Letzten Endes ist der Schattenpriester in seinem Zustand in der Alpha von Midnight genau das – der Zustand während der Alpha. Bis zum Release in weniger als einem halben Jahr kann sich daran noch eine ganze Menge ändern.

Aber ich bin skeptisch. Sehr skeptisch. Denn die aktuelle Alpha-Version des Schattenpriesters, für die sich ja (hoffentlich) jemand ordentlich Gedanken gemacht hat, erfüllt überhaupt nicht die von Blizzard selbst gesteckten Ziele und, was meiner Meinung nach schlimmer ist, macht überhaupt keinen Spaß. Es sind gute Ansätze darin enthalten, wie etwa der Tentakelschlag. Aber wen interessiert ein hübscher Esstisch im Wohnzimmer, wenn gleichzeitig die Hauswände weggesprengt werden?

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Es ist leider eine Tradition bei World of Warcraft, die mich ungeheuer nervt. Zum Beginn jeder Erweiterung wird der Schattenpriester so drastisch umgebaut, dass es für das Feintuning einfach nicht reicht und man dann in den ersten 6 Monaten eines Addons eine Klasse spielt, die sich einfach nicht richtig anfühlt. Dass schon jetzt absehbar ist, dass das auch mit Midnight der Fall sein wird, lässt mich genervt die Augen rollen: Dann lasst den Schattenpriester doch lieber so, wie er gerade ist. Das ist zwar nicht perfekt, aber deutlich besser als das, was wir gerade in der Alpha zu sehen bekommen.

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