Ein Blick in die Beta von WoW: Midnight zeigt, dass es da noch einiges zu besprechen gibt. Denn die Qualität lässt zu wünschen übrig.
Wer in die Beta der kommenden Erweiterung von World of Warcraft, also Midnight, hineinschaut, kann schon die meisten Inhalte erleben. Story-Fans saugen dabei vor allem die Quests und Dialoge auf, die es im Spiel zu finden gibt. Doch während ein paar kleine Details begeistern, gibt es auch Anlass zur Sorge. Denn manche Dialoge in Midnight wirken deplatziert und sorgen dafür, dass uralte, eigentlich weise Charaktere plötzlich erscheinen, als wären sie nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte.
Beim Lesen der Quests fielen mir ein paar Dinge auf, die mir besonders gut gefallen haben, aber eben auch einige Details, die mir Bauchschmerzen bereiten. Ich hab danach in die verschiedenen Foren und sozialen Medien geschaut, ob ich mit der Meinung alleine dastehe – und nein, anderen ist das auch aufgefallen.
Autoplay
Kleine Details, die Freude bereiten …
Aber lasst mich erst mit etwas Positivem beginnen. Blizzard hat mit dem neuen Quel’Thalas ziemlich gute Arbeit geleistet. Blutelfen-Fans werden sich in der Überarbeitung ihrer Heimat verlieren und das Gebiet lieben – davon bin ich wirklich überzeugt.
Dabei haben die Entwickler auch darauf geachtet, dass es kleine Spitzen in den Dialogen gibt. Kleine Anspielungen auf die Kultur und Vergangenheit der Blutelfen und ihrer Vorfahren. So kann man etwa mit den Angehörigen des Silberbundes sprechen – also Hochelfen. Wenn man selbst Blutelfe spielt, dann haben die Sprüche wie diese parat:
„Ich höre nicht auf die Worte von Verrätern.“
„Ich kann immer noch die Teufelsmagie an Euch riechen. Ihr habt Glück, dass wir gerade einen gemeinsamen Feind haben.“
„Ich werde kämpfen, um Silbermond zu verteidigen, aber ich werde niemals vergessen, wie Ihr uns verraten habt, indem ihr Euch der Horde angeschlossen habt.“
„Ich hatte Freunde in Theramore, als die Horde es bombardiert hat. Wir haben gerade nur ein Zweckbündnis, mehr nicht.“
Das sind alles Sätze, bei denen ich mir denke: Sehr cool, dass Blizzard das einbaut. Das fühlt sich richtig und passend an.
… und wichtige NPCs mit Jahrtausenden an Lebenszeit benehmen sich wie 14-Jährige
Leider zieht sich das nicht durch die ganze Erweiterung. Denn an anderer Stelle fallen vor allem große, namhafte NPCs negativ auf. Nehmen wir Lady Liadrin, die wir euch hier genauer vorgestellt haben. Sie ist ein wichtiger Charakter der Blutelfen und spielt in Midnight eine große Rolle. Sie begleitet uns auf mehreren Quests und nach einer Weile in Zul’Aman bei den Amani-Trollen, sagt sie das Folgende:
Während wir mit Zul’jarra gereist sind, stellte ich fest, dass meine Annahmen den Amani gegenüber … herausgefordert wurden.
Erstens wusste ich nicht, dass jeder Stamm eine eigene Identität mit eigener Herrscher-Klasse hat. Und dass sie „Amani“ genannt werden, weil das der ursprüngliche Name ihres Stammes und der Name des Herrscher-Stammes war.
Ich wusste auch nicht, dass, obwohl sie mehrere Loa anbeten, jeder Stamm von ihnen mit einem Loa assoziiert ist – Akil’zon für die Amani und Halazzi für die Bleichborken.
Oder, ich nehme an, dass die Waldschattentrolle und die Bruchhauer die gleichen sind. Ich schätze, wir werden sehen.
Diese Aussage wäre vollkommen in Ordnung, wenn sie von einer jungen, unerfahrenen Blutelfe stammt. Sie ist allerdings absolut inakzeptabel, wenn sie von Lady Liadrin stammt. Einer Blutelfe, die seit Jahrtausenden gegen die Trolle in Quel’Thalas kämpft. Einer Blutelfe, die seit vielen Jahrhunderten in einer Gesellschaft lebt, in der Trolle der größte Feind sind und sie mit ihren Blutrittern zeitweise die stärkste Streitmacht gegen genau diese Trolle darstellt.
Es ist absolut unglaubwürdig, dass eine Frau in dieser Machtposition, deren Job es lange war, das Land vor dem Feind zu verteidigen, erst nach so langer Zeit komplettes Basiswissen zu den Trollen erlangt und aufgrund dieses Basiswissen nun anfängt, ihre Entscheidungen der Vergangenheit zu überdenken.
Selbst wenn man sagt: „Okay, vielleicht hat Liadrin in all ihrer Zeit niemals Aufklärungstruppen und Spione ins Trollgebiet geschickt, um sie besser zu verstehen und war nur von Hass und Rassismus geleitet“ … selbst dann ergibt das absolut keinen Sinn.
Denn Lady Liadrin ist, wie alle Blutelfen, seit fast 20 Jahren Ingame-Zeit ein Teil der Horde. Sie hat an den Seiten von Trollen gekämpft und war sogar im Troll-Imperium von Zandalar anwesend. Dass sie in diesen 20 Jahren absolut gar nichts über Troll-Kultur einschließlich der Amani, gelernt hat, lässt nur einen einzigen Schluss zu: Liadrin ist vollkommen unfähig und dumm.
Auch der Spieler „TheVagrantWarrior“ fasst das im Subreddit von WoW zu genau diesem Vorfall etwas drastischer zusammen:
Das ist einfach jenseits von frustrierend. Das Writing scheitert dauerhaft daran, die Tiefe und das Alter von Azeroths Kulturen zu respektieren. Es reduziert Konflikte und Beziehungen, die über mehrere Millennia reichten, auf unglaubliche Ignoranz. (…)
Wir reden hier über die Hoch/Blutelfen … eine Kultur, deren ganze Grundlage und kriegerische Vergangenheit untrennbar mit den Trollkriegen verbunden sind. 2,800 Jahre seit die Trollkriege offiziell ein Ende fanden und 7.000 Jahre der Kämpfe, Scharmützel und der Ko-Existenz mit verschiedenen Troll-Stämmen.
Und trotzdem ist unsere „erfahrene Führungsfrau“ geschrieben als widerwärtig dumm und ignorant der grundlegenden Trollkultur gegenüber, als wenn sie die letzten 7.000 Jahre in einem Vakuum gelebt hat. (…)
Die Homogenisierung aller Völker in Azeroth ist ein Desaster für die Story und Immersion. Bringt wieder kulturelle Eigenheiten zurück und hört auf, zehntausende Jahre an Ingame-Geschichte zu opfern, nur für einen angenehmen, ignoranten Plot-Punkt!
Ich weiß, dass Blizzard in der Vergangenheit hin und wieder Quests geändert hat, wenn der Community Inhalte besonders sauer aufgestoßen sind und ich kann nur hoffen, dass das auch hier der Fall sein wird. Denn die Menge an „Nach Tausenden Jahren des Krieges lernen wir alle komplettes Basiswissen übereinander und verstehen uns plötzlich“ in World of Warcraft ist inzwischen nervig und entwertet immer mehr Charaktere.
Ein Trend, von dem ich hoffe, dass er bald ein Ende findet, denn genau diese Konflikte zwischen den einzelnen Völkern und Fraktionen sind das, was einen großen Teil des Reizes einer spannenden Fantasy-Welt ausmacht. Und gerade am Beispiel des Silberbundes oder anderen Konflikten in Silbermond erkennt man, dass die Schreiber so etwas durchaus noch einbauen können.
Es wirkt nur so, als arbeiteten da komplett unterschiedliche Leute an verschiedenen Teilen der Story, die dann an manchen Stellen arg unpassend erscheint. Hoffentlich findet man da bis zum Release der Erweiterung noch ein paar Verbesserungen – denn das haben weder Liadrin noch die Blutelfen verdient.
Falls ihr euer Nerd-Wissen zu den Blutelfen testen wollt, schaut doch in unser Quiz rund um Quel’Thalas rein.
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