China verbrennt so viel Müll, dass Menschen jetzt schon alten Abfall ausgraben, um ihn zu verkaufen

China braucht Müll, um damit die Energieversorgung des Landes zu gewährleisten. Nun fehlt es China an Müll, weil die gigantischen Verbrennungsanlagen leer laufen. Jetzt wird sogar Müll aus dem Boden geholt.

Was genau ist in China los? In China ist der Bedarf an Müll in den vergangenen Jahren so massiv angestiegen, dass inzwischen regelrecht Müll aus Deponien hervorgeholt werden soll.

Die Volksrepublik hat in den letzten Jahren massiv in sogenannte Waste-to-Energy-Anlagen investiert, also in Müllverbrennungsanlagen, die nebenbei Strom erzeugen. Chinas Müllverbrennungssektor repräsentiert dabei mehr als die Hälfte der weltweiten Abfallenergiekapazität.

Am 1. Januar 2020 startete das Ministerium sogar eine nationale Online-Plattform, die der Öffentlichkeit Echtzeitdaten zu Emissionen aus Müllverbrennungsanlagen zugänglich macht – etwa Stickoxid- und Schwefeldioxidwerte. Infolgedessen wurde die Müllverbrennung als zentrale Entsorgungsmethode etabliert und landesweit massiv ausgebaut (via Sixth One).

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Wie die Financial Times berichtet, erreicht die Kapazität der chinesischen Müllverbrennung inzwischen über eine Million Tonnen pro Tag. Das übertrifft sogar die Vorgaben des aktuellen Fünfjahresplans.

Dennoch arbeiten die Anlagen wohl unter der eigentlichen Kapazität, da mittlerweile der Brennstoff schlicht fehlt. Die Verbrennungsanlagen laufen derzeit nur mit einer Auslastung von etwa 60 %, während 40 % der möglichen Kapazität schier ungenutzt bleibt (via GlobalTimes).

Zum Vergleich: In Deutschland gibt es derzeit 66 Müllverbrennungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von etwa 20,6 Mio. Tonnen jährlich. Laut NABU ist die größte Anlage Deutschlands mit einer Kapazität von 780.000 Tonnen die Restmüllverbrennungsanlage Köln.

Weniger Müll bedeutet weniger Energie

Warum gibt es zu wenig Müll und wie geht man damit um? Eigentlich klingt es doch wie eine gute Nachricht: China produziert weniger Hausmüll. Dank besserer Mülltrennung, Recycling, Bevölkerungsrückgang und einem veränderten Konsumverhalten fällt heute schlicht weniger Restmüll an.

Was jedoch für Umweltbehörden und die Umwelt an sich ein Erfolg ist, wird für die Betreiber der Hightech-Verbrennungsanlagen zum Problem (via Xataka).

Aufgrund des Mangels an Müll reagieren nun viele mit einer ungewöhnlichen Maßnahme. Laut lokalen Medienberichten, auf die sich die Financial Times beruft, werden in manchen Regionen Mülldeponien ausgehoben, um die Anlagen am Laufen zu halten. Dieser Ansatz ist bekannt als „Landfill Mining“ und bezeichnet in der Regel den geordneten Rückbau von Deponien zur Gewinnung nutzbarer Rohstoffe aus Abfällen (via Financial Times).

Teilweise zahlen Betreiber sogar Geld, um überhaupt noch Müll zu bekommen. Das führt zu einem paradoxen Zustand: Während andere Länder ihre Deponien leeren wollen, arbeiten chinesische Unternehmen daran, aktiv nach altem Müll zu graben, um die Technologie zu füttern.

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In dieser Reportage wird die aktuelle Situation etwas genauer beleuchtet. (via x.com)

Was bedeutet das für die Umwelt? Aus ökologischer Sicht ist die Entwicklung eindeutig positiv. Weniger Müll ist aus ökologischer Sicht grundsätzlich positiv. Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass die Emissionswerte und Schadstoffbelastung der Luft infolge abnimmt (via Sixth One).

Die Financial Times weist darauf hin, dass einige Kommunen und Verbrennungsanlagen bereits begonnen haben, andere Abfallquellen wie Bau- oder Industriemüll beizumischen.

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