Der Chef von World of Warcraft gibt zu, dass man viele Jahre gewartet hat, bis ein Problem komplett aus dem Ruder gelaufen ist. Jetzt handelt man.
Mit der kommenden Erweiterung Midnight steht in World of Warcraft eine der größten Transformationen bevor, die das MMORPG von Blizzard je erlebt hat. Das liegt nicht nur an dem Housing-Feature, sondern vor allem auch an der Änderung der Addon-Philosophie. Denn Interface-Addons können künftig deutlich weniger und sollen in Kämpfen gar keinen Vorteil mehr bieten. Manche Spielerinnen und Spieler fragen sich, ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. Doch in einem Interview stellt der Game Director von WoW fest: Man hätte schon vor vielen Jahren handeln sollen.
Was ist das für ein Interview? In dem Interview mit Game Informer (auf YouTube) spricht der Game Director von World of Warcraft, Ion Hazzikostas, vor allem über den langen Blogpost, den er vor einigen Tagen veröffentlicht hat. Der Interview-Partner hat einige Fragen, teilweise aus der Community, und bittet um eine genauere Erklärung einiger Punkte.
Jetzt, denn der perfekte Zeitpunkt war vor Jahren
Auf die Frage, warum Blizzard genau jetzt die Einschränkung der Addons vornehme, geht Hazzikostas ein wenig genauer ein:
Um das mal ein bisschen zu drehen: Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die zweitbeste Zeit dafür ist genau heute.
Vermutlich hätten wir schon mehr dieser Art vor 8 Jahren tun sollen, als wir zum ersten Mal Addons auftauchen sahen, die es nicht nur leichter gemacht haben, zu verarbeiten, was eigentlich gerade bei einem Raidboss passiert, sondern auch sehr direkt versuchten, Probleme zu lösen. Du weißt schon, Dinge, die den Spielern einfach sagten: „Lauf zum Stern, lauf zum Diamant“ oder „So wird die Mechanik gelöst“. Wir hätten damals sehen sollen, wohin sich das entwickeln wird.
Das Interview geht dann zu der Sorge der Community über, dass diese Entscheidung mit den Addons überhastet und plötzlich gekommen wäre. Daher würde man gerne wissen, wie lange die Entwickler darüber schon gesprochen und das Ganze geplant haben. Hazzikostas sagte dazu:
Das ist etwas, über das wir nachgedacht haben und dann wirklich sagten „Wir müssen das tun“ – bestimmt schon seit zwei bis drei Jahren. Wir haben angefangen zu planen und angefangen zu designen, wie unsere Version [von Addons] aussehen würde und wir versuchten herauszufinden, wie wir diese Transformation verwirklichen können. Spät im letzten Jahr haben wir dann angefangen, öffentlich darüber zu reden – über unsere Philosophie und die Richtung, in die es gehen könnte.
Wenn man es so betrachtet, dann kommt die Änderung also nicht aus heiterem Himmel, sondern hat schon eine ganze Weile Vorlauf bekommen. Es gibt nur eben keinen schrittweisen Abbau der Features – sondern einen radikalen Schnitt.
Das Feedback der Community gab den finalen Anstoß
Hazzikostas erklärt dazu, dass selbst da aber noch nicht alles in Stein gemeißelt war. Die Ankündigung und Veröffentlichung der Pläne erfüllte nämlich noch einen anderen Zweck. Es sollte nicht nur eine „Warnung“ an die Addon-Autoren sein, dass bald Änderungen notwendig sind und die Spielerinnen und Spieler darauf vorbereiten, sondern man wollte sich noch einer anderen Sache vergewissern:
Eine Sache, die wir damit tun wollten, war die Stimmung in der Community zu erfühlen.[…] Wenn wir von den Spielern gehört hätten: „Fasst meine Addons nicht an. Das ist perfekt. Wir wollen nicht, dass sich irgendetwas ändert.“ – wenn wir das von den meisten gehört hätten, dann hätten wir mit dieser Sache nicht weitergemacht.
Aber was wir von vielen Spielerinnen und Spielern gehört haben, war: „Ja, ich sollte keine Addons herunterladen müssen, damit ich das Gefühl habe, das Spiel ‘richtig’ spielen zu können. Ich hasse es, einer Gilde beizutreten oder einer Gruppe und dann muss ich etwas herunterladen und einstellen, weil das von allen erwartet wird. Und so weiter.“
Damit will Hazzikostas wohl ausdrücken, dass für ihn und das ganze WoW-Team das Feedback aus der Community an oberster Stelle steht und die Entwickler basierend auf diesen Rückmeldungen handeln. Eine Sache, die seit Dragonflight immer deutlicher wird und schon zu vielen positiven Veränderungen im Spiel geführt hat, auch wenn es noch einige Probleme gibt. Denn gerade das „neue Story-Writing“ einiger Charaktere sorgt immer wieder für harsche Kritik.
Der Beitrag Der Boss von WoW gesteht Fehler ein: Man hätte schon vor 8 Jahren reagieren sollen erschien zuerst auf Mein-MMO.
