Tekken 6 – im Klassik-Test (PS3 / 360)

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Spiel:Tekken 6Publisher:Bandai-NamcoDeveloper:NamcoGenre:Beat’em-UpGetestet für:360, PS3Erhältlich für:360, PS3USK:16Erschienen in:12 / 2009

Die letzten Jahre waren nicht besonders gut zur Tekken-Serie. Teil 5 verkaufte sich schlechter als die direkten Vorgänger, die auf der E3 2005 vorgestellte neue Episode entwickelte sich zum Phantom, jedenfalls auf Konsole – die Arcadefassung erschien bereits vor zwei Jahren. Als schließlich die Sony-Exklu­sivität dahin war und Tekken 6 auch für die Xbox 360 angekündigt wurde, interessierte das schon fast keinen mehr – der einstige Sony-Vorzeige­titel, der zusammen mit Ridge ­Racer, Metal Gear Solid und Gran Turismo maßgeblich zum Erfolg der ­Marke PlayStation beigetragen hatte, war zu einem Multiplattform-Titel unter vielen verkommen.

Sicher, niemand zweifelte ernsthaft an der Qualität des sechsten Teils – sollte er irgendwann erscheinen; im Fokus der Beat‘em-Up-Fangemeinde stand aber schon lange nicht mehr die laut Namco erfolgreichste Prügelserie der Welt, sondern ein ganz anderer Titel, dem ein gnadenlos gutes Comeback gelingen sollte: Street Fighter IV.

Doch jetzt will die eiserne Faust zurückschlagen, rechtzeitig vor Weihnachten und ohne ernstzunehmende Konkurrenz in Sichtweite: 40 Kämpfer hat Namco mobilisiert, eine beeindruckende Zahl an coolen Veteranen und charismatischen Neuzugängen. Das Kampfsystem fußt auf einem starken Fundament, dem des anno 2005 spielerisch heraus-
ragenden Vorgängers.

Die lange Zeit zwischen den beiden Titeln merkt man der neuen Episode kaum an – Tekken 6 spielt sich so routiniert, so exzellent wie der Vorgänger. Das Kampftempo wurde dezent erhöht, die Juggle-Combos weiter gestärkt (durch Abprallen vom Boden) und die Wut-Anzeige eingeführt – bei besonders niedriger Lebensenergie könnt Ihr neuerdings stärker zuschlagen. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Feuerbälle und Waffen sind bei Tekken tabu, stattdessen geben sich verschiedenste Kampfsport-Stile die Klinke in die Hand – natürlich stets in merklich übertriebener Ausführung. Mittels doppeltem Druck auf die Oben- oder Untentaste weicht Ihr in die Tiefe aus – meist läuft ein Tekken 6-Duell aber in 2D ab. Geblockt wird übrigens automatisch, wenn Ihr die Finger von den Richtungstasten lasst – Street– oder Virtua Fighter-Fans kommt das anfangs spanisch vor.

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Das Gros der flippigen Figuren ist wieder mit an Bord: Bei ”Tekken“ kämpfen Pandabären gegen Sumoringer, Dämonen gegen geflügelte Schurken und Baumstämme gegen Cyborgs. Sechs Streithälse sind neu (und erweitern den Cast damit auf die Serien-Rekordzahl von 40) – alle Novizen haben sich im Nu in unser Beat‘em-Up-Herz geprügelt, weil sie Charisma sowie coole Manöver mitbringen und sich noch unterschiedlicher spielen als z.B. Jin und Kazuya oder Law und Hwoarang.

Wem beim Klang der vertrauten Namen das Herz aufgeht, der findet im nagelneuen Kampagnen-Modus seine Erfüllung: Hier erzählen Cutscenes über Cutscenes eine hanebüchene Story, in dessen Zentrum Neuling Lars steht – Ihr erlebt seine Auseinandersetzungen mit der Mishima Zaibatsu und der G Corporation. Anfangs wird in ellenlangen, schick inszenierten Intros alte Tekken-Geschichte aufgewärmt, später prügelt Ihr Euch im Final Fight-Stil durch grafisch triste, gleichförmige und eng begrenzte 3D-Areale. Nietet zuerst haufenweise­ Klon-Klopper um und besiegt dann den Stage-Boss – der ist stets einer der bekannten Tekken-Charaktere.

Künstliche Intelligenz findet Ihr im Kampagnen-Modus leider ebenso selten wie gute Texturen, zudem ist die Steuerung mitunter recht ­zickig und der Schwierigkeitsgrad bald gesalzen – wer nicht großer Fan von Sidescroll-Prüglern ist, wirft schnell die Flinte ins Korn. Das ist umso ­ärgerlicher, weil Ihr den klassischen Story-Modus (samt Render-Ending) nur mit Charakteren bestreiten dürft, die Ihr in der Kampagne bezwungen habt.
Die im Vorfeld angepriesene ­Online-Koop-Variante der Kampagne

soll übrigens im November per kostenlosem Update nachgereicht werden. Ähnlich verhält es sich mit dem ­Online-Versus-Modus: Erst ab Releasetag will Namco den per Download-Patch aktivieren – deshalb konnten wir ihn leider noch nicht auf Herz und Nieren testen. Ansonsten sind alle Standard-Modi enthalten: Lasst in Arcade-, Survival-, Training- oder Time-Attack-Variante die Fäuste fliegen oder verziert Eure Fighter im Editor mit unzähligen Items.

Meinung

Matthias Schmid meint: Anfangs war ich enttäuscht von der techni­schen Seite: Tekken 6 kann grafisch z.B. mit Soulcalibur IV nicht Schritt halten – schon gar nicht im teils wirklich hässlichen Kampagnen-Modus. Auch die Inszenierung der zahlreichen Story-Echtzeit-Sequenzen finde ich nicht mehr zeitgemäß – Uncharted 2 oder Metal Gear Solid 4 zeigen, wie Echtzeit-Cutscenes heutzutage aussehen können. Echte ­Tekken-Jünger freuen sich dennoch über die Flut an Insider-Informationen. Leider sind die repetitiven Kampagnen-Missionen spielerisch nicht das Gelbe vom Ei – weder mit Stick noch mit Kreuz flutscht die Steuerung. Und dennoch finde ich das Spiel ”SUPER” – warum? Weil die wichtigen Dinge stimmen. Das Kampfsystem ist flüssig und mannigfaltig, die Duelle packend schnell, die Steuerung so flüssig wie die Animationen. Auch das Kämpferaufgebot überzeugt – zudem kann ich die Jungs und Mädels im Editor mit (zu teuren) Items noch aufmotzen.

Wertung

40 spielbare Kämpfer (alle sofort wählbar)
große Kampagne im ”Final Fight”-Stil
1,8 GB optionale Installation auf PS3

Trotz unspektakulärer Grafik und ab­wechslungsarmer Kampagne ein spielerisch exzellenter Prügler mit coolen Kämpfern.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

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