Borderlands 4 – im Test (PS5)

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Spiel:Borderlands 4Publisher:2K GamesDeveloper:Gearbox SoftwareGenre:Ego-ShooterGetestet für:PS5Erhältlich für:PS5, Switch 2, XSXUSK:18Erschienen in:11 / 2025

Die Ego-Shooter-­Marke kehrt nach einem Ausflug in Tiny Tinas Fantasy-­Wunderland zurück zur Hauptreihe. Doch statt in alte ­Muster zu verfallen, macht die Reihe den größten qualitativen Sprung seit Borderlands 2 (2012).

Dass sich die Serie fortbewegt, wird wunderbar durch den Schauplatzwechsel unterstrichen. Statt erneut den chaotischen Wüstenplaneten Pandora zu bereisen, verschlägt es Eure Heldentruppe auf den neuen Himmelskörper Kairos, der vom Diktator Timekeeper beherrscht wird. Dieser will den freien Willen unterdrücken und setzt dafür den Bewohnern Nackenimplantate ein, mit denen er sie kontrollieren kann. Uns erinnert er dabei angenehm an einen Schurken, der direkt aus dem Marvel-Universum stammen könnte und den wir nur zu gerne aufhalten wollen. Im Gegensatz zu den schrägen Calypso-Zwillingen aus Borderlands 3 sorgt er auch für einen ernsten Grundton. Der irre Handsome Jack bleibt jedoch weiterhin unser Lieblingsantagonist der Serie.

Neben der überzeugenderen Geschichte erlebt auch die Präsentation ein Upgrade. Die Story wird jetzt immer wieder durch kleine Zwischensequenzen aufgewertet. Schade ist dabei, dass sie zumeist nur Euren Charakter abbilden – selbst im Online-Modus mit anderen Jägern.

Pandoras Hub-Welten waren zwar weitläufig genug, um Fahrzeuge zu rechtfertigen, doch oft war die Erkundung aufgrund linearer Wege sehr restriktiv. Häufig ­musstet Ihr über Portale oder Schnellreiselaternen das Gebiet wechseln, wodurch Ihr insbesondere im Multiplayer-Modus in Eurer Freiheit eingeschränkt wurdet.

Kairos bietet Euch nun eine weitläufige Open World, in der Ihr zahlreiche Stunden verbringen könnt, bis Ihr überhaupt auf die ersten Grenzen trefft oder über ein Tor in einen Boss-Dungeon reist. Auch verläuft Euer Weg nicht mehr nur auf engen Pfaden. Wenn Ihr einen Punkt in der Ferne seht, dann könnt Ihr ihn erreichen. Dank Enterhaken, Jetpack und die Möglichkeit, an bestimmten Wänden zu klettern oder auch mal zu schwimmen, müsst Ihr Euch endlich nicht mehr vor jeder kleinen Klippe fürchten, die vorher zum Ableben führte. Solche Stellen gibt es zwar immer noch, doch sind diese klarer ersichtlich.

Die Open World bietet zwar reichlich Nebenquests und nette Hotspots, trotzdem ist sie serientypisch für unseren Geschmack immer noch etwas zu leblos an vielen Ecken und hält zu lange Laufwege in petto, die Ihr jedoch später mit Eurem jederzeit abrufbaren, flotten Fahrzeug – dem sogenannten ”Digirunner” – schnell überwindet. Durch spezielle Missionen schaltet Ihr für Euer Gefährt weitere Varianten diverser Waffenhersteller frei. Schade ist, dass Ihr jederzeit nur alleine darauf unterwegs sein könnt, aber immerhin kommen die Bikes mit eigener Ausrüstung daher.

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Wir empfanden die offene Spielwelt als einen wichtigen Impuls, der der Marke lange gefehlt hat. Wer sich außerdem von Nebenquests gerne ablenken lässt oder Zufallsevents mit Bossbegegnungen mag, der wird hier ebenfalls nun besser versorgt als früher. Da Ihr jederzeit den Schwierigkeitsgrad ändern könnt und Gegner mit Euch skalieren, könnt Ihr aber auch problemlos der Hauptquest folgen. Das gilt insbesondere für den Multiplayer-Part: Ihr könnt ohne Probleme mit einem frischen Helden bei Euren Freunden einsteigen, die bereits die nächsten Hub-Welten erreicht haben.

Auch bei den Schießereien macht die Serie einen Sprung, der hier zwar weniger gravierend ausfällt, aber doch zu einem runderen Spielgefühl beiträgt. Etliche Waffen haben jetzt einen zweiten Lauf für alternative Feuermodi. So werden unter anderem aus Scharfschützengewehren Schrotflinten und Pistolen zu Raketenwerfern. Statt nur Granaten habt Ihr nun einen Cooldown-Slot, den Ihr für andere Waffenfunde wie Miniguns oder diverse explosive Knarren nutzen könnt. Eine Heilspritze auf Knopfdruck erspart Euch außerdem mühevolles Suchen nach Heilitems in Kisten.

Gefechte fühlen sich dynamischer an, da Ihr nun rutschen oder Euch mit dem Enterhaken über das Schlachtfeld bewegen könnt. Ein nettes Detail ist zudem, dass Ihr mit dem Haken auch explosive Fässer aufsammelt, um sie auf Eure Feinde zu werfen.

Insgesamt hatten wir den Eindruck, dass sich die Gegner­balance insofern geändert hat, dass Ihr nun mit etwas weniger Feinden konfrontiert werdet, aber es dafür deutlich mehr Badass-Vertreter gibt, die ordentlich einstecken können. Das macht es schwerer, wieder auf die Beine zu kommen, wenn Ihr Euch bereits im ”Last Stand”-Modus vor dem endgültigen Ableben befindet.

Eine Balance-Änderung, die wir in jedem Fall begrüßen, ist die geringere Waffeninflation. In den letzten Ablegern wurdet Ihr mit hochwertigen Kalibern nur so zugeschüttet, sodass Ihr fast im ­Minutentakt Eure Knarren ­wechseln konntet. In ­”Borderlands 4” sind epische Funde zu Beginn sehr wertvoll und bis die erste legendäre Waffe von einem Boss gedroppt wird, vergingen bei uns zahlreiche Spielstunden.

Trotz all der Änderungen bleibt Borderlands die Ballerorgie, die Ihr kennt – mit einer Optik, die je nach Biom mal verdammt schick oder nur trostlos wirkt. Auch Performance-Probleme, ­kleinere Bugs oder manch dümmlicher Gag gehören zur Erfahrung, die Langzeit-Fans gewohnt sind. Für zweifelnde Rückkehrer ist also entscheidend, ob Ihr Open-World-Beschäftigungen mögt.

Meinung

Steffen Heller meint: Ich hatte seit Borderlands 2 nicht mehr so viel Spaß mit einem Serienteil. Die Helden selbst sind mir etwas zu blass, aber dafür haben sie allesamt launige Fähigkeiten-Sets, die das Ausprobieren der Builds interessant gestalten. Die Open World und die neuen Bewegungsmöglichkeiten sind ein ­großer Schritt in die richtige Richtung und auch die Balance-Änderungen sowie frischen Waffenkombinationen treffen bei mir den richtigen Nerv. Dass Ihr hier kein ”Super”-Gesicht seht, liegt einzig daran, dass ich nach endlosen Spielstunden mit all den Vorgängern und Spin-offs Ermüdungserscheinungen habe. Trotz mehr Dynamik fühlen sich die Dauergefechte gegen die immer noch aus schwarzen Löchern springenden Psychos und Konsorten sehr gewohnt an. Auch hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn Claptrap – den ich wirklich schätze – und einige weitere bekannte Figuren ferngeblieben wären. Lieber hätte ich auf Kairos einen richtigen Neustart mit neuen denkwürdigen Charakteren gesehen.

Wertung

3 Schwierigkeitsgrade, 2 Grafik-Modi
4 Kammerjäger zum Start
zwei Story-Pakete geplant, die zwei Helden und zwei neue Regionen bieten
DualSense-Controller kaum genutzt 

Keine vollkommene Revolution, aber nah dran: Die Ego-Shooter-Reihe mit geringer Konkurrenz findet den richtigen Weg in die Serienzukunft.

Singleplayer84MultiplayerGrafikSound

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