Ninja Gaiden 4 – im Test (PS5)

Seite 1

Spiel:Ninja Gaiden 4Publisher:MicrosoftDeveloper:Platinum GamesGenre:ActionGetestet für:PS5Erhältlich für:PS5, XSXUSK:18Erschienen in:11 / 2025

Die knallharte Schnetzel­serie kehrt zurück. Verantwortlich ist dafür niemand Geringeres als Entwickler PlatinumGames, der mit dem neuen Action-Kracher beste ­Erinnerungen an die Frühwerke Metal Gear Rising: ­Revengeance, Bayonetta und Vanquish aufleben lässt.

Fleißige M!-Leser haben bereits mitbekommen, dass der eigentliche Serienheld Ryu Hayabusa einem neuen Ninja das Scheinwerferlicht überlässt: Yakumo. Dessen Raben-Clan ist ein Nachfahre des Dunklen Drachen, der diesmal das cyberpunkige Tokio heimgesucht hat. Der Dunkle Drache konnte zwar weggesperrt werden, doch um ihn zu töten und die Dämonen des Ungetüms endgültig auszulöschen, müsst Ihr ihn erst wieder befreien, indem Ihr mithilfe von Priesterin Seori einige Siegel zerstört.

Damit ist die dünne, aber immerhin klare Story von Ninja Gaiden 4 bereits erzählt. Yakumo zeigt zwar durch seine Unterhaltungen mit seinen Funk-Kameraden ein wenig mehr Persönlichkeit als der wortkarge Ryu, doch baut Ihr kaum eine Verbindung zu den Nebenfiguren auf, die ohnehin meist nicht zu sehen sind. Daher zünden auch die wenigen Story­überraschungen nicht.

Das klang bis hierher wenig vielversprechend, doch den guten Ruf erarbeitete sich die Marke sowieso nicht durch tiefe Charakterstudien, sondern durch fordernde Action und ein grandioses Kampfsystem für Könner. Genau das erwartet Euch in 19 Kapiteln voller linearer und brutaler Missionen.

Vorneweg: Die Kämpfe sind verdammt schnell und sehr herausfordernd. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad sind Blocks, ständiges Ausweichen und flotte Spezialangriffe ein Muss, um zu überleben. Nicht selten steht Ihr Gegnermassen gegenüber, die Euch auch aus der Ferne oder im Rücken treffen, wenn Ihr die Bildschirmwarnungen ignoriert.

Gleichzeitig können wir auch eine Entwarnung aussprechen. Wie in einigen Soulslike-Vertretern erleidet Ihr zuerst temporären Schaden, den Ihr durch eigene Schläge negiert. Geschicklichkeitseinlagen und Abstürze bestrafen Euch außerdem mit kaum Lebensverlust. Das Spiel versorgt Euch zusätzlich mit ausreichend Heilitems sowie Wiederbelebungssteinen und erweckt Euch nach einem Tod mit voller Lebensleiste. Auf dem einfachen Schwierigkeitsgrad dürft Ihr außerdem etliche Hilfen anschalten. Aktiviert Ihr alle Assistenten, werdet Ihr sogar zur unverwundbaren Kampfmaschine. Wer also nur die stilvolle Action-Gaudi ohne schweißnasse Hände genießen möchte, wird hier abgeholt.

Grundsätzlich beherrscht Yakumo ein ähnliches Moveset wie Ryu, wodurch Ihr wie gewohnt an Wänden entlangsprinten könnt oder über Wandsprünge höhere Etagen erreicht. Außerdem lernt Ihr im Verlauf vier Waffen zu meistern, die sich je nach Kampfsituation anbieten. Das kennt Ihr bereits aus früheren Ablegern.

Seite 2

Eine Besonderheit ist, dass jede Klinge eine Blutrabenform besitzt. Haltet Ihr L2 gedrückt, verwandelt sich beispielsweise Euer Schwert in einen Bohrer oder der Kampfstab in einen Hammer. In dieser Form unterbrecht Ihr mächtige Angriffe Eurer Feinde und teilt mehr Schaden aus. Durch angebrachte Treffer, abgelaufene Zeit oder Finishing-Manöver, die Ihr nach dem Abtrennen von Gliedmaßen ausführen könnt, ladet Ihr die dafür nötige Ninjutsu-Anzeige wieder auf. Die beste Defensive ist daher wie so oft in Ninja Gaiden die Offensive.

Wie in Bayonetta oder Devil May Cry kommt Ihr zwar auch mit dem Spammen von Standard­angriffen recht weit, doch Ihr erlernt durch Erfahrung und Münzen etliche neue Kampfmanöver für Waffen oder Euer allgemeines Moveset, die Euch das Leben erleichtern können. Mit einem einfachen Überwurf lassen sich zum Beispiel in einigen Spielabschnitten im späteren Verlauf Feinde zügig in Abgründe befördern. Die ständig steigende Herausforderung und das Meistern der Fähigkeiten sind die großen Motivationstreiber von Ninja Gaiden 4, die Euch durchgehend gut unterhalten.

Neben all den Kämpfen erwarten Euch immer wieder kleine, abwechslungsreiche Geschicklichkeitseinlagen, die kaum fordern und sich etwas ungelenk steuern, aber ab und an diverse optionale Wege für Nebenmissionen und Prüfungen bereithalten. Mal grindet Ihr eine Bahnstrecke entlang, schwingt Euch im Gleitflug durch die Lüfte oder nutzt ein Surfbrett, um Gewässer zu überwinden.

Ein Manko sehen wir in der visuellen Abwechslung. Wohl gibt es einige coole Szenarien wie den Wechsel zwischen zwei Dimensionen oder die Kämpfe in einer Disco, doch immer wieder verbringt Ihr Stunden im gleichen Biom. So hebt sich zwar das Erklettern eines Bergs angenehm vom cyberpunkigen Tokio ab, jedoch fehlten uns hier des Öfteren hübsche, erinnerungswürdige Highlights. Das ist besonders bitter, wenn Ihr später mit Ryu in einer Rückblende im Schnelldurchlauf erneut dieselben Bosse und Areale besucht. Immerhin bringt Euer Lieblingsninja sein eigenes Moveset mit und haut mächtig zu.

Die Technik ist trotz teilweise schick designter Areale angestaubt und spart sich komplexe Lichtspiele und Partikeleffekte oder zerstörbare Vorhänge. Allerdings sorgt PlatinumGames selbst im Grafik-Modus für eine sehr starke und flüssige Performance. Mit dem richtigen Equipment erreicht Ihr bis zu 120 fps. Hier fallen indes immer wieder unscharfe Szenen auf, weswegen Ihr für Euch herausfinden solltet, ob Ihr eine bessere Bildrate oder scharfe Grafik bevorzugt. Wir setzten auf die höhere Bildrate, denn bei den geforderten Reflexen, die speziell im knallharten vorletzten Bosskampf benötigt werden, zählt jede Sekunde.

Meinung

Steffen Heller meint: Das ist kein gemütlicher Feierabend-Brawler. Die Geschwindigkeit ist höher als in Black Myth oder Stellar ­Blade und jede meiner Nachlässigkeiten wird sofort bestraft. Als Fan von Sekiro und Metal Gear Rising oder Ryus ersten zwei Abenteuern seid Ihr hier jedoch genau richtig. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass die Kampfschauplätze weniger statisch wären (sich bewegende Laser in einer Arena sind das höchste der Gefühle), aber das Kampfsystem ist verflucht gut. Ich habe mich immer wieder erwischt, die 19 versteckten Fegefeuer-Wellenkämpfe anzugehen – obwohl die darin enthaltenen Belohnungen den Aufwand gar nicht wert sind, da ich abseits davon bereits viel mehr Kohle bekomme, als nötig ist. Erwartet bloß keine Story-Bombe wie NieR: Automata oder Abwechslung im Minutentakt. Ninja Gaiden 4 ist für alle schaffbar, richtet sich aber vor allem an Spieler, die gerne ein Kampfsystem meistern, bis sie keinen einzigen ­Gegentreffer einstecken und die Höchstwertung abräumen.

Wertung

eine Erweiterung geplant
120-fps- und PS5-Pro-Modus
4 Schwierigkeitsgrade (einer nach Ende)
DualSense-Features bleiben ungenutzt
Ryu nach der Kampagne frei auswählbar

Yakumo bringt moderne Genre-Gepflogenheiten mit und verwebt sie gekonnt mit den Stärken von Ryus ersten Auftritten.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *