Wenn man von den besten Videospielprotagonisten spricht, landet man schnell bei Kratos, Geralt oder Arthur Morgan. Für MeinMMO-Redakteur Niko kann es aber niemand Geringeres sein, als der Ex-Gangster einer Action-RPG-Reihe, der völlig absurde Abenteuer erlebt.
Es gibt viele tolle Protagonisten in Videospielen. Mit Kratos fühlt man sich ziemlich mächtig, vor allem seit dem Soft-Reboot 2018, und mit Geralt aus The Witcher hat man einen coolen Hexer, der immer den richtigen Spruch auf den Lippen hat (zumindest wenn man die richtige Antwort auswählt).
Doch für mich sind diese beiden und auch die vielen anderen bekannten Protagonisten nur zweitrangig. Denn der beste Protagonist, den ich jemals spielen konnte, ist Kazuma Kiryu aus der Yakuza- beziehungsweise Like-a-Dragon-Reihe.
Sein jüngstes Ich könnt ihr in Yakuza 0 spielen:
Autoplay
Er hilft einfach jedem, auch wenn er nicht so aussieht
Wer ist Kazuma Kiryu überhaupt? Seit 20 Jahren treibt der mittlerweile 55-Jährige schon sein Unwesen, nicht nur in Tokyo. Schon im ersten Teil der Yakuza-Reihe, der 2005 auf der PlayStation 2 erschien, spielte man den japanischen Ex-Gangster, der nach langer Zeit aus dem Gefängnis entlassen wird. Für einen Freund, der eine kranke Schwester im Krankenhaus hatte, ging er in Haft.
Und das beschreibt Kiryu ganz gut. Auch wenn er aussieht wie jemand, der jedem auf der Straße eins reinhauen will, so tut er meistens nur Gutes. Er gründet innerhalb der Reihe sogar ein Waisenhaus. Dabei hat er für Yakuza-Verhältnisse einen ziemlich untypischen Kodex: Er tötet nicht (auch wenn viele seiner Aktionen eigentlich tödlich enden sollten).
Auch wenn er es selbst nie sagen würde: Er ist ein bedingungsloser Held, quasi die romantische Idee hinter den Yakuza als Volkshelden (via University of California Press). Dabei steht er in der Reihe explizit als Kontrast zu den anderen Yakuza, die meist fiese Verbrecher sind, die alles für Geld tun würden.
Ich mag diese Thematik sehr, sie zeigt eine Idealvorstellung und wie sie in der Realität nicht funktioniert, denn auch Kiryu ist schon im ersten Teil kein Yakuza mehr. Sein bedingungsloses Heldsein kann vor allem in einem Aspekt herausstechen, nämlich in den Nebenquests.
Egal, was ihm für absurdes Zeug passiert, er bleibt immer cool
Was ist so besonders an den Nebenquests? In der Spielereihe trifft man in diversen Nebenquests, auch Substories genannt, auf unzählige absurde Menschen und Situationen. Meistens hilft Kiryu ihnen, indem er ein paar Gangster verkloppt oder eines der unzähligen Minispiele, wie Karaoke, spielt.
Dabei ist Kiryu oftmals nicht völlig neutral. Er sieht jemanden, der vielleicht nicht der gängigen Norm entspricht, und in Gedanken denkt er an ein passendes Klischee. Doch er hilft trotzdem und geht oftmals als naiver Ex-Gangster mit einer Lehre fürs Leben zurück.
Er versteht viele Dinge nicht oder kann sie nicht nachvollziehen, er verurteilt sie aber nie. Wie in einem klassischen RPG ist er der strahlende Ritter, der den Leuten hilft, die gerade eine Quest für ihn haben.
Ans Herz wuchs er mir vor allem dank der absurden Geschichten. Oft wirkt er dabei völlig überfordert, wie man selbst, wenn man in einer sozialen Interaktion nicht weiß, wie man reagieren soll. Das macht ihn trotz seiner wenigen Worte menschlich.
Das ist auch der Grund, warum bei mir die wenigen emotionalen Momente funktionieren. Ich war selten so traurig in einem Spiel, wie in einem Moment aus Like a Dragon Gaiden The Man Who Erased His Name (fürchterlicher Name, ich weiß). Ohne zu viel zu spoilern: Kiryu wird ein Video der Kinder aus seinem Waisenhaus gezeigt, und er fängt bitterlich an zu weinen.
Und ganz ehrlich: Es gibt nur ganz wenige Videospiel-Szenen, die in meinen Augen so gut synchronisiert sind, mir fallen nicht mal Spiele ein, in denen annähernd so realistisch geweint wird.
Das ist nicht nur ein trauriger Moment, sondern auch ein schöner, denn man sieht, wie Kiryu den Kindern geholfen hat und wie er sie inspiriert, ein besserer Mensch zu werden. Und genau das bedeuten die Reihe und Kiryu für mich: Man sollte versuchen, Gutes zu tun, egal in welcher Situation man sich befindet.
Kiryu ist nicht am besten geschrieben, aber das muss er auch nicht
Figuren wie Geralt in Witcher 3 sind auf dem Papier besser geschriebene Figuren. Sie haben mehr Nuancen als Kiryu, mehr Charakter. Doch das ist für mich für einen Protagonisten, den ich selbst spiele, nicht immer relevant. Kiryu ist wie Superman. Er zeigt, wie Menschen sein sollten. Ich fühle mich einfach immer wohl, wenn ich ihn steuer.
In Yakuza 0 und 1 wird regelmäßig erwähnt, dass Kiryu das größte Potenzial hatte, eine eigene Abteilung des Yakuza-Clans zu führen. Doch er ist nicht der Mensch dafür. Er kann einfach nicht wegsehen, wenn jemand Hilfe braucht.
Ja, das Verprügeln von Gangstern macht Spaß, Kiryu hat auch sehr vielseitige Moves dafür, aber die schönsten Momente sind die, in denen Kiryu ein Held ist. Mal rettet er einen Hund, mal einen Obdachlosen vor fiesen Typen. Und genau dann, machen die Schläge, die man als Spieler ausführt, am meisten Spaß. Neben dem Protagonisten hat es mir auch die Open World angetan: Ubisoft hat Open Worlds zerstört, doch die Welt eines tollen Action-RPGs zieht mich bis heute in ihren Bann
Der Beitrag Der beste Protagonist aus einem Videospiel ist weder Geralt noch Kratos, sondern ein 55-jähriger Boomer, der in einem Action-RPG Gangster verkloppt erschien zuerst auf Mein-MMO.
