Das MMORPG-Jahr 2025 führt die lange Dürre-Periode des Genres nicht nur fort, sondern begräbt auch einen prominenten Teil der Zukunft der Online-Rollenspiele. MeinMMO blickt auf die vergangenen 12 Monate zurück.
Als ich im Dezember 2024 auf das MMORPG-Jahr 2025 vorausblickte, war ich hoffnungsfroh. Es gab neue MMORPGs (Throne and Liberty sowie Tarisland), spannende Early-Access-Titel mit Potenzial (wie Pax Dei oder Corepunk) und umfassende Erweiterungen für alle großen Genre-Vertreter.
Noch wichtiger: Die Verschiebungen und eine Einstellung versprachen ein starkes MMORPG-Jahr 2025, mit potenziellen Neuerscheinungen wie Chrono Odyssey, Aion 2 und Blue Protocol: Star Resonance. Dazu kamen mehrere Spiele, die ihren Early Access verlassen wollten. Und auf dem Zettel der MMORPGs der Zukunft standen so viele westliche Großprojekte wie seit vielen Jahren nicht.
Ein Genre zerlegt sich selbst
Zwölf Monate später ist von diesem Optimismus kaum etwas übrig geblieben. Ganz im Gegenteil! Obwohl die Dürrephase für Fans von Online-Rollenspielen bereits seit 2015 andauert und es seitdem echt viele unterwältigende Jahrgänge gab, dürfte 2025 als das schlimmste MMORPG-Jahr aller Zeiten in die Geschichte eingehen.
Viele der Spiele, die kamen, enttäuschten. Die größten Hoffnungsträger für 2025 trauten sich gar nicht erst aus der Entwicklung. Und dann gingen auch noch einige der prominentesten Projekte der absehbaren Zukunft über die metaphorische Planke, um es sich auf dem Grund des MMO-Friedhofs gemütlich zu machen.
Übrig bleibt ein Scherbenhaufen von einem Genre, das vor allem von den etablierten Größen am Leben gehalten wird, die mittlerweile seit Dekaden online sind. Zum Glück gibt es noch ein paar wenige MMORPGs mit großen Ambitionen, dank denen Fans mit ein wenig Resthoffnung auf 2026 und darüber hinaus blicken können.
Autoplay
Ein MMORPG-Jahr mit vielen Opfern
In jedem Jahr gibt es ein paar erfolglose MMORPGs, die abgeschaltet werden. 2025 mussten sich die jeweiligen Fans von den folgenden 5 Spielen verabschieden:
vom PC- und Mobile-MMORPG Tarisland von Tencent, das erst 2024 erschienen war
vom PC- und Konsolen-MMORPG Skyforge, bei dem sogar Obsidian Entertainment (Grounded 2, The Outer Worlds 2, Avowed) seine Finger im Spiel hatte
vom Free2Play-MMORPG MapleStory 2 von Nexon, das nie aus dem Schatten des beliebten Vorgängers heraustreten konnte
vom Krypto-MMORPG Ember Sword, dem im Early Access das Geld ausgegangen ist, dabei hatte man durch den Verkauf von Häusern einige Umsätze erzielt
vom Anime-MMORPG Gran Saga, das 25 Millionen Dollar gekostet haben soll, aber bereits nach 4 Monaten offline gehen musste
Für das größte Aufsehen hat aber das Ende eines MMORPGs gesorgt, das noch eine ganze Weile online sein wird: Ich meine natürlich New World. Die Ankündigung vom Wechsel in den Wartungsmodus kam zum unmöglichsten Zeitpunkt. Schließlich hatte die frisch gestartete Saison 10 gerade erst für eine positive Trendwende gesorgt.
Die parallel zum Ende von New World durchgeführten Entlassungen bei den Amazon Game Studios könnten zudem das MMORPG für Herr der Ringe begraben haben. Das deutete zumindest die Nachricht einer betroffenen Entwicklerin an.
Umfassende Entlassungen gab es 2025 auch bei Microsofts Games-Sparte beziehungsweise Zenimax. Ein Opfer der Streichungen: das MMORPG mit dem Code-Namen „Blackbird“, an dem die Macher von Elder Scrolls Online bereits 7 Jahre gearbeitet haben sollen.
Zwei weitere ambitionierte MMORPG-Projekte aus den USA hat es hingegen erwischt, weil es beim chinesischen Publisher NetEase einen Strategiewechsel gab. Die Verantwortlichen kürzten ihre westlichen Investitionen. Betroffen waren unter anderem das neue Warhammer-MMORPG, das bei Jackalyptic Games entstehen sollte, und Project Ghost vom ehemaligen WoW-Lead Greg „Ghostcrawler“ Street.
Obwohl hinter beiden Produktionen erfahrene Veteranen standen und man bei der Entwicklung spürbare Fortschritte erzielen konnte, gelang es den Studios nicht, alternative Investoren für das jeweilige Projekt zu finden. Sparmaßnahmen waren schließlich auch für die Einstellung vom fast fertigen Perfect New World verantwortlich, einem Quasi-Nachfolger von Perfect World aus 2006.
Innerhalb eines Jahres hat sich die Liste der ambitionierten beziehungsweise namhaften MMORPG-Projekte der Zukunft, die aus dem Westen kommen, halbiert. Dort stehen jetzt noch das Online-Rollenspiel für League of Legends, Guild Wars 3, ein neues EverQuest, Ashes of Creation und – mit Abstrichen – Stars Reach von Branchen-Urgestein Raph Koster.
– Nach schwieriger Beta macht Chrono Odyssey das einzig Richtige, verschiebt sich auf 2026
– Neues MMORPG ArcheAge Chronicles setzt voll auf PvE, will mit Release noch 1 Jahr warten, obwohl es fertig entwickelt ist
Von mittelprächtig bis Katastrophe – es fehlt an Highlights
Bis August 2025 gab es zwar 9 frische MMORPG-Starts, doch war die Qualität der Neulinge so unterwältigend, dass sie – zugegeben, ein wenig gemein – im Ranking der Schande landeten. Der Einäugige unter den Blinden war das „Magicpunk-MMO-Action-RPG“ Crystal of Atlan, das immerhin mit seinen flotten Kämpfen punkten kann.
BitCraft Online blieb trotz der charmanten Zelda-Optik hinter den Erwartungen zurück; der Gameplay-Loop beim Crafting und Skillen ist zu dröge und grindig. Embers Adrift stieß indes manch einen Spieler mit seiner Solo-Unfreundlichkeit, der mühsamen Progression und dem harten Einstieg vor den Kopf.
Dann war da noch das überraschende Comeback von Defiance, das bereits in seiner Prime ein eher generisches, mittelprächtiges MMORPG war. Da half es auch nicht, dass sich die neuen Betreiber erst in das schlecht dokumentierte, technische Fundament des Spiels reinfuchsen mussten – der Start fiel entsprechend rumpelig aus.
Viele Probleme gab’s auch beim Start von The Quinfall, das mit seinen ambitionierten Versprechen und der abgelieferten Qualität an Totalausfälle wie The Day Before erinnert. Das Trio aus Blade & Soul NEO, ODIN: Valhalla Rising und 4Story: The Original trägt indes gemeinsam ein großes Schild mit einer Kauf- beziehungsweise Spielwarnung – dank aggressiver Monetarisierung respektive technischer Probleme.
Das erst nach dem Ranking veröffentlichte Ship of Heroes passt mit seinem problematischen Launch prima ins Ranking der Schande. Auf kurzfristige Verschiebungen aufgrund von Problemen bei dem Genehmigungsprozess durch Steam folgten Ärger ums Bezahlmodell (Pflicht-Abo) und zu geringe Spielerzahlen, um beispielsweise Raids realisieren zu können.
Ärger um das Bezahlmodell gab es auch bei Pax Dei, das anfangs nur den Spielern ein Grundstück mit einem Eigenheim bieten wollte, die ein Abo haben. Da sich seit dem Early-Access-Start eine Menge getan hat und Pax Dei Stärken wie die tolle Grafik besitzt, hatte ich aber zumindest einigen Spaß bei meiner erneuten Stippvisite.
Durchwachsen war schließlich auch der globale Launch von Blue Protocol: Star Resonance. Das MMORPG konnte Kollege Cedric zwar eine Weile begeistern, ist aber auch mit vielen potenziellen Nervfaktoren live gegangen. Die Steam-Wertungen (nur 52 Prozent positiv) und die stark gefallenen Spielerzahlen (von fast 100.000 gleichzeitig auf Steam runter auf 7.500, via steamdb.info) sprechen eine deutliche Sprache.
Diverse kleine Releases und Early-Access-Starts wie die von Realm of Simplicity, Winds of Valen, Halmgaard oder Reign of Guilds waren den meisten Genre-Fans schlicht egal. Was es dieses Jahr gar nicht gab: ein Highlight, das aus der Masse an Veröffentlichungen positiv herausstechen konnte.
Wo sind die positiven Meldungen?
Die gab es in diesem Jahr nur in homöopathischen Dosen. So konnten sich zumindest 2 MMORPGs über die Sicherung ihrer Finanzierung bis zur finalen Veröffentlichung freuen:
Neues MMORPG Stars Reach ist bereits in der Alpha, sammelt noch mal über 1,5 Millionen Dollar ein
Spannend, auf eine positive Art, war zudem das erste Gameplay zum Horizon-MMORPG von NCsoft und Guerrilla Games, das an einen Mix aus den Horizon-Spielen und Monster Hunter erinnert. Einzig das Design der generischen Charaktere trübt die Vorfreude.
Und dann gab’s bei den Etablierten in diesem Jahr einige Erfolge zu vermelden:
Neue Erweiterung zu Guild Wars 2 zieht auf Steam so viele Spieler an wie nie
Wie viele Spieler hat WoW? Neue Daten sagen: mehr als jemals zuvor
In EVE Online tummeln sich 2025 so viele Spieler wie seit Jahren nicht, die Einnahmen sollen auf dem Höchststand seit 2018 sein.
Ashes of Creation ist im Dezember auf Steam in den Early Access gestartet, wodurch jetzt mehr Spieler zu einem günstigeren Preis die Chance haben, das ambitionierte Projekt bis zum finalen Launch zu begleiten.
Throne and Liberty war zwar kein Mega-Erfolg, hat aber genug Geld eingebracht, um beim Bezahlmodell als Vorbild für kommende NCsoft-Spiele zu fungieren.
33 neue Welten reichen nicht, um den Boom des 12 Jahre alten MMORPGs zu RuneScape aufzufangen, es müssen mehr her.
Zu guter Letzt ist da noch dieses faszinierende und bemerkenswerte Where Winds Meet, das sich zwar als Open-World-RPG klassifiziert, aber einen optionalen MMORPG-Modus bietet. Ja, der ist recht simpel und eingeschränkt, kein gleichwertiger Ersatz zum Singleplayer-Modus.
Dennoch könnten wir hier aufgrund des enormen Erfolgs des Rollenspiels eine mögliche Zukunft des MMORPG-Genres sehen (auch wenn ich das nicht hoffe, zumindest nicht als einziges Angebot für Genre-Enthusiasten).
Was bringt 2026?
Immerhin: Das schwierige Jahr 2025 wirkt sich in ein paar Fällen potenziell positiv auf das kommende MMORPG-Jahr 2026 aus. Dank einiger Verschiebungen erwarten uns jetzt nämlich gleich 3 ambitionierte MMORPGs aus Asien, die verstärkt den globalen Markt ansprechen möchten: Aion 2, ArcheAge Chronicles und Chrono Odyssey.
Sicherlich werden aber auch Genre-Vertreter wie Ashes of Creation, Stars Reach oder Monsters & Memories weiter spürbare Fortschritte machen und so auf ihren jeweiligen finalen Launch zusteuern. Eine Vorschau auf all diese Spiele findet ihr hier: MMORPGs 2026 – Die 8 hoffnungsvollsten Online-Rollenspiele, die nächstes Jahr erscheinen sollen
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