Die Zeit zum Jahresende ist für MeinMMO-Redakteurin Lydia perfekt, um ein paar Titel aus ihrem unerschöpflichen Backlog auf Steam abzuarbeiten. Ein Spiel hat sie dabei mehr in Beschlag genommen, als erwartet.
Zwischen Plätzchenbacken, den letzten Geschenken kaufen, und die Bude für den Familien-Besuch fit zu machen, hatte ich vor Weihnachten nicht allzu viel Zeit – oder innere Ruhe – zum Zocken. Ich wollte kein episches Abenteuer starten, nur, um es dann nach ein bis zwei Stunden direkt wieder zu unterbrechen, weil irgendwas erledigt werden muss.
Stattdessen beschloss ich, mich meinem Pile of Shame zu widmen, der über Jahre voller Steam-Sales und Bundles bedenklich angewachsen ist. Ich suchte also nach Titeln mit einer Spielzeit von wenigen Stunden, ideal, um sie an einem Nachmittag vor Weihnachten durchzuspielen.
Aus einer ziemlichen Laune heraus startete ich Overboard!, ein Adventure-Game von Inkle aus dem Jahr 2021. Ehrlicherweise weiß ich nicht einmal, wie es eigentlich in meine Library gelangt ist. Aber als großer Fan von Detektiv-Spielen sprach mich die Prämisse an, einmal selbst die Mörderin zu sein, und meine Tat vertuschen zu müssen – und ehe ich mich versah, war ich am Haken.
Autoplay
Die Lebensversicherung gibt es nur, wenn jemand anderes in den Knast geht…
In Overboard! schlüpfen wir in die Rolle der ehemaligen Schauspielerin Veronica Villensey, die ihre besten Tage hinter sich hat. Auf der Überfahrt nach Amerika entledigt sie sich ihres untreuen Ehemanns, um die Lebensversicherung einzustreichen, und nochmal ganz neu anzufangen.
Mit 8 Stunden bis zur Ankunft in New York gilt es, den Verdacht von sich abzulenken, damit das neue Leben nicht wenig glamourös im Knast beginnt.
Dieses Unterfangen ist an sich nicht schwierig: Während ich mich in meinem ersten Durchlauf noch in Widersprüche verwickelte, gelang es mir bereits beim zweiten Anlauf, die Mitreisenden von meiner Unschuld zu überzeugen, und mir sogar den schmucken Kommandeur des Schiffs zu angeln.
Ein Run ist mit etwa 30 Minuten recht kurz, und die Erfahrung ließ mich mit einem etwas unbefriedigten „Das war alles?“ zurück. Aber gut, ich hatte ja einen kleinen Gaming-Happen haben wollen, und theoretisch hätte wohl nichts dagegen gesprochen, das Spiel abzuhaken, und mich etwas anderem zu widmen. Wäre da nicht ein Detail.
Denn wie Veronica – und ich – schnell feststellen müssen, zahlt die Lebensversicherung bei einem Suizid nicht. Es genügt also nicht, alle davon zu überzeugen, dass mein Göttergatte sich selbst in die Wellen gestürzt hat – ich brauchte einen Mörder.
Die nächsten Tage verbrachte ich damit, immer perfidere Pläne zu schmieden, um mein Timing zu optimieren und den perfekten Mord zu begehen. Dabei hatte ich auch gerade dann Spaß, wenn ich eigentlich gar nicht spielte.
Denn nach jedem Durchlauf, wenn ich mein Steam Deck wegpackte, begann ich sofort, meinen nächsten Run zu planen: Was könnte ich beim nächsten Mal anders machen? Vielleicht erst die Schlaftabletten und dann… Ob ich dann noch genug Zeit für mein Stelldichein mit dem Kommandeur habe?
Das Spiel selbst liefert dabei einige zusätzliche Anreize. So kann man nebenbei auch noch den jungen Engländer beim Kartenspiel ausnehmen, oder in der Kapelle mit Gott plaudern… oder was auch immer sich dafür ausgibt.
Für ein Spiel, das eigentlich nur einen kalten Nachmittag überbrücken sollte, beschäftigte mich Overboard! auf diese Weise mehrere Tage, auch wenn die Spielzeit auf Steam am Ende nur ein paar Stunden sind.
Für den vollen Preis mag das manch einem zu wenig sein, doch praktischerweise ist der Titel im Zuge des Winter Sales noch bis zum 5. Januar 2026 um 50 % auf Steam reduziert und kostet gerade nur 6,24 €. Wer will, kann sich auch direkt den Nachfolger Expelled! sichern, der im März auf Steam erschienen ist.
Nach Weihnachten hatte ich übrigens die Muse, mich auf ein etwas intensiveres Gaming-Projekt einzulassen, und begann endlich das Spiel nachzuholen, an dem dieses Jahr wohl niemand vorbeigekommen ist: Clair Obscur. Nun kann auch ich nachvollziehen, warum das Rollenspiel so viele in seinen Bann gezogen hat – und jetzt bereits die ersten Nachahmer anlockt.
Der Beitrag Ich wollte ein kurzes Spiel für zwischendurch, stattdessen verbrachte ich meine Feiertage damit, den perfekten Mord auf Steam zu planen erschien zuerst auf Mein-MMO.
