Exoprimal – im Test (PS5)

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Spiel:ExoprimalPublisher:CapcomDeveloper:CapcomGenre:ActionGetestet für:PS5Erhältlich für:PS4, PS5, XOne, XSXUSK:12Erschienen in:9 / 2023

Zehn Kampfanzüge mit zahlreichen unterschiedlichen Fähigkeiten, Dinohorden, die sich auf die Jagd nach den Spielern machen, sowie riesige Dinosaurier, die Euch in Mini-Bosskämpfen das Leben schwermachen: Die Ausgangslage, mit der Exoprimal Spieler zum Kauf bewegen möchte, klingt erst mal spannend. Doch schon nach wenigen Stunden wird klar, dass die hier aufgebotene Saurier-Kost ziemlich zahnlos ist beziehungsweise nur auf den ersten Blick wirklich bedrohlich wirkt. Aber der Reihe nach.

Exoprimal ist ein ­Team-Shooter, in dem Ihr mit zwei Gruppen à fünf Spielern gegen zahlreiche Urzeitechsen und natürlich auch andere Spieler antretet. Das heißt: Das komplette Geschehen spielt sich online ab, wer nur für sich in Ruhe die Welt erkunden möchte, hat hier keinerlei ­Chance dazu. Lediglich die Storysequen­zen lassen sich solo ”genießen”. Und ­diese sind wohlwollend ausgedrückt ”interessant”. Die Geschichte beginnt damit, dass der (leider) stumme Protagonist einen Job als Exofighter-Pilot bei der Firma Aibius bekommt. Bei Eurem ersten Einsatz stürzt Ihr auf der Insel Bikitoa ab, wo Ihr die verrückt gewordene KI Leviathan Eures Arbeitgebers kennenlernt.

Die schickt die Kampfpiloten aus zahlreichen alternativen Zeitlinien in sogenannte ­”Wargames” alias Kampfspiele gegen Horden von Dinosauriern. Der Zweck dahinter: Kampfdaten für die KI sammeln, um noch mächtigere Exosuits herzustellen. Klingt langweilig? Ist es auch. Ihr zockt ein Online-Spiel nach dem anderen und sammelt dabei Kampfdaten, die Ihr in einem unspektakulären Menü einlösen könnt, um Zwischensequenzen freizuschalten, die die Story erklären. Das dauert zwar bis zu 30 Spielstunden, allerdings sind die Sequenzen häufig unspektakulär – und dass Eure Figur nicht redet, wirkt vielfach deplatziert, sodass wenig Lust aufkommt, sich durch alle Videoschnipsel zu grinden.

Die Kämpfe ”Spieler vs. Dino” stehen in Exoprimal also klar im Vordergrund. Blöd: Es gibt nur einen einzigen Spielmodus, nämlich die eben genannten ”Wargames”. Hier dürft Ihr nur auswählen, ob Ihr im PvE- oder PvP-Modus spielen möchtet. Wählt Ihr Letzteren, könnt Ihr in den Gefechten die direkte Konfrontation mit dem gegnerischen Team suchen. Denn: Obwohl Ihr mit zwei Fünfer-Teams auf derselben Karte die gleichen Ziele abschließen müsst, befinden sich die Teams standardmäßig in unterschiedlichen Realitäten.

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Auch das ist erst einmal verwirrend, da man zwar zwischen den einzelnen Runden, in denen man eine bestimmte ­Menge an Dinos töten oder ein Gebiet verteidigen muss, immer wieder die Silhouetten der gegnerischen Exosuits sieht, diese aber nicht zwangsläufig angreifen kann.

Apropos Exosuits: Darin liegt die große Stärke von Exoprimal. Insgesamt existieren (bislang) zehn verschiedene Anzüge, eingeteilt in drei verschiedene Rollen. Tanks halten die Gegnerwellen in Schach und schützen die Mitspieler, Angriff-Suits für Nah- und Fernkampf sind für das Beseitigen der Gegnerhorden zuständig, während Unterstützer die ­Gruppe zum Beispiel mit Heilung am Leben hält. Jeder Anzug besitzt multiple Fähigkeiten und lässt sich mit bis zu drei aufrüstbaren Modulen verstärken, um sie an Euren Spielstil anzupassen. Dazu steigt Ihr über Match-EP pro Exo-Anzug bis zu 20 Stufen im Rang auf und verstärkt Euren Lieblings-Charakter damit weiter.

Das ist motivierend und die Figuren spielen sich wirklich abwechslungsreich. Wobei: Objektiv betrachtet besitzen viele der Capcom-Kreationen teils recht viele Ähnlichkeiten zu ­Blizzards Team-Shooter ”Overwatch 2. ”Roadblock” und ”Reinhardt”, ”Zephyr” und ­”Genji”, ”Barrage” und ”Junkrat”: Die Übereinstimmungen fallen Spielern beider Games sofort ins Auge.

Ob Zufall oder nicht, die Ähnlichkeiten sind kaum von der Hand zu weisen. Dennoch verleiht Capcom jedem Exosuit eigene Nuancen. Die Steuerung der Anzüge geht übrigens prima von der Hand und in einem Tutorial lernt Ihr alle Rollen sowie ihre wichtigsten Fähigkeiten kennen. Das ist sehr nützlich, da Neulinge ansonsten wohl von den Möglichkeiten des Spiels erschlagen werden. Beim eigenen Tod könnt Ihr jederzeit Euren Helden wechseln und somit erheblichen Einfluss auf den Ausgang einer Partie nehmen. Und sollte Euer Team mal zurückliegen, nicht aufgeben: ”Exoprimal” gibt der unterlegenen Gruppe in Form einer mächtigen Dino-Beschwörung oftmals die Chance, den Gegner zu stören und zu dezimieren. Das mag motivierend für die unterlegene Mannschaft sein, doch für die vermeintlichen Sieger ist der in der eigenen Realität auftauchende Saurier fast schon zu stark. Das sorgt dafür, dass man das Gefühl nicht loswird, dass ­diese Maßnahme einfach nur künstlich Spannung erzeugen soll.

Gemischt mit der Tatsache, dass die Dino-Sause nur etwas mehr als fünf Maps zu bieten hat, diese sich teilweise oft ähneln und es wie bereits erwähnt nur einen einsamen Spielmodus gibt, geht der Spielspaß schon nach wenigen Runden in den Keller.

Meinung

Kevin Hildebrand meint: Exoprimal ist in seinem aktuellen Zustand ein Härtefall. Das ­Setting des Spiels, so verrückt es auch sein mag, macht irgendwie Spaß. Und auch die zahlreichen Anzüge spielen sich herrlich unterschiedlich und sorgen theo­retisch für Langzeitmotivation. Aber wenn ich ehrlich bin: Die Ähnlichkeiten des Capcom-Shooters zu Overwatch 2 sind nicht wegzudisku­tieren. Wenn ich also einen Team-Shooter suche und auf den Dino-Part verzichten kann, bekomme ich Blizzards Shooter für 0 statt rund 60 Euro – mit mehr ­Helden, Maps und Spielmodi. Das soll keine Werbung für Overwatch sein, denn der Titel hat selbst genug Schwächen. Aber im aktuellen Zustand bietet mir Exoprimal einfach zu wenig fürs Geld. Stand jetzt ist es nur für riesige Fans der Urzeitechsen und Multiplayer-Freunde eine Empfehlung.

Steffen Heller meint: Ich empfinde das Spielgefühl zwar nicht mit Overwatch 2 vergleichbar, aber Exoprimal ist tatsächlich auch für mich ein schwieriger Fall. Die Story ist zum Wegklicken und das interessante Konzept trotz unterschiedlicher Herausforderungen schnell ausgelutscht, da es einfach an Inhalten fehlt. Das Wettrennen-Prinzip verliert außerdem durch die Parallel­dimensionen an Reiz und lässt Potenzial liegen. Lieber hätte ich frühzeitig mehr Möglichkeiten, um dem gegnerischen Team in die Parade zu fahren. Trotz all der Kritik: Mit Freunden wurde ich mit genügend Abstand zwischen den Sessions passabel unterhalten. Doch ich sehe die Spielerzahlen rapide fallen, denn in der heutigen Zeit sind 60-Euro-Multiplayer-only-Titel, die sich insgesamt repetitiv anfühlen, eine riskante Angelegenheit.

Wertung

PvP und PvE gehen Hand in Hand
zu Beginn 10 Exosuits verfügbar
Teamgrößen auf 5 gegen 5 festgelegt
wie ”EDF”, aber statt Insekten gibt es Dinohorden und große Saurier

Shooter mit abwechslungsreichen Exosuits und kurzweiligen Runden, der aber (noch) an Monotonie und zu wenig Abwechslung leidet.

Singleplayer65MultiplayerGrafikSound

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