Der Gaming-Entwickler Peter Molyneux (64) hat das Genre der „Götter-Simulationen“ geprägt und war für Meilensteine im Gaming der 90er und 00er-Jahre bekannt wie Populus, Dungeon Keeper, Black & White und Fable. Aber der Brite hat einige Rückschläge erlebt und sich einen Ruf eingehandelt, seine Projekte viel schöner zu beschreiben als sie sind. Gegen diesen Ruf will er nun vorgehen.
Was sind die guten Seiten von Peter Molyneux?
Der Engländer gilt als Visionär, der das Gaming entscheidend vorangebracht hat. Er ging Risiken ein, setzte auf neue Ideen und Konzepte. Molyneux steht hinter einigen großartigen Ideen und Serien.
In den späten 80ern und 90ern hatte er starke Erfolge im Strategie-Genre mit Spielen wie der Götter-Simulation Populus, Powermonger, Syndicate, Theme Park und Dungeon Keeper – in denen der Spieler die absolute Kontrolle über ungewöhnliche Szenarien genießt
In den 2000ern arbeitete er an weiteren bahnbrechenden Titeln wie dem „Gott und sein Monster“-Spiel Black & White, Fable oder der Hollywood-Simulation „The Movies“
Dabei war Molyneux brillant darin, noch vorm Release seiner Spiele die Games so euphorisch zu beschreiben, dass sie fantastisch klangen und einen großen Hype erzeugten. Es wirkte so, als spiele er auf der internationalen Gaming-Presse wie auf einem Klavier.
Fable gehört zu den großen Serien, die eng mit Molyneux verbunden sind. Hier ein Trailer zum aktuellen Spiel:
Autoplay
Genialer Designer wirkt wie ein Schaumschläger, dem man nichts mehr glaubt
Das waren die schlechten Seiten von Peter Molyneux: Molyneux hatte schon immer die Tendenz, seine Games zu „oversellen“, mehr zu versprechen als die Produkte später halten konnten
Die Serie „Black & White“ wurde gerne über die riesige Kreatur beworben, die man als Spieler abrichten konnte – das überschattete aber das eigentliche Gameplay, das sich viel banaler um das Erobern von Dörfern drehte.
Irgendwann galt Molyneux als jemand, dem man einfach nicht mehr vertrauen konnte. Jede seiner Aussage wurde mit einem Augenrollen „Ach, der schon wieder“ begleitet. Es war so eine Art „No Man’s Sky“, bevor es No Man’s Sky gab – der Name “Molyneux” wurde synonym für gebrochene Versprechen und viel Hype um Nichts.
Um es hart zu sagen: All seine letzten Projekte standen unter keinem guten Stern. Seit 2010, seit Fable 3, kam da nicht mehr viel Positives. Ein Schicksal, das Molyneux mit anderen Granden wie Richard Garriott teilt.
„Lebensverändernder Preis entpuppte sich als Niete“
Das war der Tiefpunkt: Große Kritik kam am Projekt „Curioisty: What’s Inside the Box“ (2012) auf: Das experimentelle Videospiel schien sich nur darum zu drehen, einen Würfel zu lösen und an den mysteriösen Preis im Inneren heranzukommen.
Die Frage, was wohl in dem Würfel sei, stand im Zentrum des Spiels. Molyneux beschrieb es als „lebensverändernd und nach jeder Definition fantastisch.“
Doch letztlich ruinierte das Spiel den Ruf von Molyneux endgültig und wurde sogar als Schwindel gesehen, weil das „Lebensverändernde Ding“ in der Box am Ende lediglich eine Beteilung am Umsatz an einem neuen Game von Molyneux war, an Godus, das sich letztlich als Niete entpuppte. Viel Geld bekam der Gewinner nicht raus, lebensverändernd und nach jeder Definition fantastisch war hier gar nichts.
Das war ein großer Rückschlag für die Karriere und den Ruf von Molyneux.
„Würde gleich allen verraten, was im Wüfel is“
Das sagt er nun: In einem Interview mit gamesindustry.biz wird er gefragt, was er heute anders machen würde: Molyneux sagt, als Erstes würde er heute allen verraten, was als Preis im Würfel auf den Gewinner wartet.
Damals dachte er, es sei aufregender, wenn man es nicht verrät und motivierender, aber im Rückblick sei das absolut naiv gewesen. Wenn er es nochmal entscheiden müsste, wäre er auch niemals mit seinem Projekt „Godus“ auf Kickstarter gegangen – das lief desaströs. Auch hier wurde im Nachhinein unterstellt, seine Versprechen seien nichts wert.
Wie sieht er seinen Ruf? Molyneux glaubt, sein Problem sei schon immer gewesen, dass er gerne Ideen zu Spielen diskutiert hat, die noch in der Entwicklung waren. Das habe ihn immer in so viele Schwierigkeiten gebracht.
Jetzt schreibe er einen Blog, in dem er jeden Schritt von der Idee an erklärt. Damit will er offenbar zeigen, dass er keine Luftblasen erzeugt und nur plappert, sondern dass hinter allem, was er sagt und tut, echte Arbeit steckt:
Man schießt nicht einfach aus der Hüfte. Es sind lange, überlegte und ziemlich interessante Reisen, auf die man geht. Eigentlich ist es [der Blog] der Versuch, dieser Idee zu widersprechen, dass alles, was ich sage, ein Versprechen ist, das gebrochen wird.
Aktuell arbeitet Molyneux an „MOAT“, einem Service-Game für Konsolen und den PC, das in der Fable-Welt von Albion spielen soll. In das Game will der 64-Jährige all seine Energie stecken.
Demnächst soll auch Legacy erscheinen. Das letzte Spiel von Molyneux, das auf die Technik „NFT“ setzt, die mittlerweile aus dem Trend gekommen ist:
Neues Multiplayer-Game bietet NFT-Grundstück für 800.000 Euro an, wird direkt verkauft