Das Horror-Spiel „Slay the Princess“ hat Steam im Sturm erobert. Die Begeisterung ist groß – aber das schaurige Spiel ist definitiv nicht für jeden etwas.
Schon der Trailer hatte mich damals fasziniert und diese Begeisterung scheint nicht umsonst gewesen sein. Jetzt, wenige Tage nach dem Release von „Slay the Princess“, hat der Titel satte 97 % positive Bewertungen auf Steam bekommen. Das ist für Horror-Titel ohnehin schon eine Seltenheit – bei einem Spiel in schwarz / weiß aber nochmal etwas seltener.
Worum geht es in Slay the Princess? Die Geschichte von „Slay the Princess“ ist ganz leicht zusammengefasst, denn der Erzähler berichtet mit dem Start des Spiels direkt davon:
Du bist auf einem Weg im Wald. Und am Ende des Weges ist ein Häuschen. Und in dem Keller dieses Häuschens ist eine Prinzessin.
Du bist hier, um sie zu erschlagen. Wenn du das nicht tust, bedeutet es das Ende der Welt.
Eine Warnung, bevor du weitergehst.
Sie wird lügen, sie wird betrügen und sie wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um dich davon abzuhalten, sie zu erschlagen. Glaub ihr kein einziges Wort.
Ab dann liegt das weitere Vorgehen ganz in der Entscheidung der Spielerinnen und Spieler.
Wie sieht das Gameplay aus? Wer bei Slay the Princess nun actionreiches Gameplay erwartet, der ist eindeutig an der falschen Adresse. Im Kern ist das Horror-Spiel nämlich ein Text-Abenteuer, auf dessen Verlauf ihr mit euren Entscheidungen Einfluss nehmt. Je nachdem, welche Antwortmöglichkeiten und damit verbundene Folgen ihr wählt, ist der Verlauf der Geschichte drastisch anders.
Dabei haben die Entwickler durchaus an kuriose Optionen gedacht. So könnt ihr einfach umdrehen und eure Mission abbrechen, selbst wenn der Erzähler das bedauert.
Spannend ist, dass es keine „falschen“ Antworten gibt, die zu einem verfrühten Ende führen könnten. Es geht immer weiter – irgendwie. Manchmal nur nicht so, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte.
Was macht den Horror von Slay the Princess aus? Der Horror von Slay the Princess ist vielschichtig, im weitesten Sinne aber psychologischer oder visueller Natur – auf Jump Scares wird weitestgehend verzichtet.
Wenn ihr euch für mehr Details interessiert, dann könnt ihr diese im Spoilerkasten lesen:
Spoiler zur Handlung und zum Horror von Slay The Princess
Der Horror in Slay the Princess besteht aus mehreren Dingen. Zum einen ist es zu Beginn ein unbehagliches Gefühl, eine dem Anschein nach wehrlose, gefangene Prinzessin einfach erschlagen zu sollen. Gleichzeitig ist der Erzähler direkt suspekt – denn er beschreibt nicht nur die Geschichte, sondern unterhält sich auch mit dem Helden.
Früher oder später endet jede Geschichte. Entweder mit dem Tod der Prinzessin oder eurem eigenen – oder auf eine andere interessante Weise. Doch danach ist die Story nicht vorbei. Ihr beginnt erneut eure Reise und die Anzahl der Stimmen hat zugenommen. Wenn ihr etwa gestorben seid, dann hört ihr nicht mehr nur die Worte des Erzählers und des Helden, sondern auch des „Gebrochenen“. Wenn ihr die Prinzessin ohne nachzufragen ermordet habt, gesellt sich stattdessen „Der Gefühlskalte“ hinzu.
So kommen immer mehr Stimmen hinzu, die eigentlich alle zum Helden gehören und jeweils ganz unterschiedliche Absichten und Motivationen mit sich bringen.
Verstörend ist allerdings auch die Darstellung der Prinzessin. Denn je nachdem, was ihr mit ihr anstellt, ist sie in künftigen Durchläufen anders. Tötet ihr sie direkt, dann wird sie etwa zu einem Geist und nochmal später zu einem finsteren, zombie-artigen Wesen, das sich eurer Seele bemächtigen will. Wenn ihr der Prinzessin allerdings nachgebt, dann entwickelt sie sich zu einem gottgleichen Wesen, das alleine durch ihre Worte Gehorsam einfordern kann.
Vor allem die verschiedenen, gezeichneten (und oft animierten) Darstellungen der Prinzessin sind schaurig und bedrückend.
Besonders interessant ist, dass man das ganze Spiel recht „episodisch“ spielen kann. Man entscheidet sich für einen Pfad und schaut, zu welchen neuen Optionen das führt und wie sich die kommenden Durchläufe verändern. Dadurch hat Slay the Princess ganz natürliche „Ausstiegspunkte“, an denen man das Spiel schließen kann, ohne das Gefühl zu haben, gerade mitten in einer wichtigen Sequenz aufzuhören.
Was sagen andere? Hier einige Auszüge aus den Steam-Bewertungen:
„Das ist nicht das Spiel, das ich dachte, dass es sein würde. 11/10, würde wieder in den Spiegel schauen.“ – PURP
„Das einzige Spiel, das mich dazu brachte, mit Baldur’s Gate 3 zu pausieren.“ – Vamperic_Knight
„Die Stanley Parable des Dark Souls der Visual Novels.“ – Bunnyboulder
Einen kleinen Dämpfer gibt es dann aber doch. Aktuell ist „Slay the Princess“ nur in englischer Sprache verfügbar – sowohl die vollständig vertonten Dialoge als auch die Untertitel. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, wird kaum Freude an dem Titel haben – allen anderen kann ich ihn nur wärmstens ans Herz legen.