Es gibt Hits auf Steam, es gibt Geheimtipps und es gibt Infested Fortress: Das neue Strategiespiel auf Steam hat zwar 92 % positive Reviews und Spieler, die ihm hohe Suchtgefahr bescheinigen, aber kaum wer fasst das Game zum Release auch nur an. Dabei wirkt es wie RimWorld in einem Fantasy-Dungeon. Vielleicht ist das auch besser, sagt MeinMMO-Autor Schuhmann. Denn das Game macht süchtig und ist eine Gefahr für die Freizeitgestaltung.
Was ist das für ein Spiel?
Infested Fortress ist Strategiespiel auf Steam, in dem man seinen eigenen Dungeon in Echtzeit baut wie in Dungeon-Keeper. Ein Tages-Timer tickt unerbittlich und neue Tage bringen gefährliche Fabelwesen, wilde Tiere und untote Plünderer ins Dungeon.
Schlachten gegen die angreifenden Gegner-Horden und Bosskämpfe werden per Rundenstrategie ausgefochten wie in Baldur’s Gate 3.
Das Spiel ist auf Steam seit dem März 2023 im Early Access, aber erst seit dem 29. Oktober offiziell erschienen. Es kostet 19,50 € – es steht aber auch eine kostenlose Demo zum Download bereits. Das Spiel gibt’s auf Deutsch und Englisch, vertont ist es allerdings nur in Englisch.
Der Trailer sieht nach nichts aus, das Spiel hat’s aber drauf:
Autoplay
Ein Mix aus Dungeon Keeper und RimWorld in einem Fantasy-Dungeon
Wie spielt sich das Game? Erstaunlich gut. Wie im uralten „Dungeon Keeper“ oder in „Dwarf Fortress“ bekommt ihr euer eigenes Dungeon, das ihr erweitern könnt, indem ihr grabt und Mauern erbaut, sodass ihr bald eine imposante Festung errichtet. Mit jeder Zelle, die ihr neu frei buddelt, erhaltet ihr neue Rohstoffe wie Holz, Stein, Magma, Gold, Erze oder schlicht Muttererde. Immer wieder entdeckt ihr im Dungeon auch Nutztiere wie Hühner, Schweine oder Kühe, für die ihr Farmen erbaut.
In den rasch ausufernden Gewölben könnt ihr frei Räume einrichten und habt innerhalb weniger Minuten verschiedene Wirtschaftskreisläufe am Start:
So könnt ihr Weizen, Korn oder Pilze anbauen – aus denen Suppe oder Brot entsteht, mit dem eure mageren Fantasy-Helden über die Runden kommen. Ernähren sie sich ausgewogen und vielfältig, erhalten sie einen Bonus auf die Lebenspunkte. Hungern sie, sind die HP rasch im Keller.
Ihr könnt verschiedene Ausrüstungsgegenstände in unterschiedlichen Qualitäts-Stufen herstellen und habt somit auch gleich ein Progress-System am Start: Während ihr zu Beginn nur einen Bogen oder ein Kurzschwert herstellen könnt, werden eure Helden rasch geschickter und können aus den stärkeren Materialien, die ihr abbaut, bald Flammenschwerter oder mächtige Rüstungen fertigen.
Ihr könnt zudem Unterkünfte, Trainingsräume oder einen Speisesaal errichten.
Ihr solltet dabei darauf achten, dass euere Festung sinnvoll gebaut ist und die Räume mit Mauern voneinander sinnvoll abgetrennt sind, damit die Effektivität oben bleibt: Denn wenn ihr einfach ungestaltet alle Räume auf einer riesigen Freifläche anordnet, sinkt die Effektive der Räume extrem ab. Neben langen Laufwegen drohen Effektivitäts-Verlust, Hunger und Zeitverschwendung.
Baut ihr schlecht, werdet ihr in den Kämpfen rasch keine Chance mehr haben.
Eine Heldengruppe wie in einem Rollenspiel mit Items und Skills
Das ist der Reiz des Spiels: In „Infested Fortress“ seit ihr eigentlich ständig unter Druck, denn in regelmäßigen Abstanden warten Gegner darauf, dass ihr sie besiegt, sonst rauben sie euch aus, reißen euch die Festung ein oder beginnen einfach von selbst den Kampf.
Um der Monster-Horden Herr zu werden, habt ihr eine Gruppe von Helden zur Verfügung: Ihr startet mit 3, bekommt aber regelmäßig Nachschub hinzu. An Tag 15 habt ihr etwa 6 Helden zur Verfügung, die ihr auch alle mit in die Schlacht nehmen könnt.
Wer im Kampf fällt, muss ersetzt werden. Das lädt zum ständigen Neuladen oder gar Neustarten ein.
Die Ansammlung von Helden ist unterschiedlich und erstaunlich vielfältig:
Es gibt Plattenrüstung tragende Tanks wie Champion oder Ritter.
Nahkämpfer wie Assassine, Slayer oder den Paladin (der seltsamerweise keine Plattenrüstung tragen darf)
Mehrere Arten von Bogenschützen, die auch Pets beschwören oder Fallen stellen können
Mit dem Priester und dem Mönch stehen euch zwei Heiler zur Verfügung, der Priester ist dabei ein eher offensiver Magier-Hybrid.
Mit Hexenmeister, Frost- und Feuermagier habt ihr drei Zauberklassen zur Auswahl, die sich deutlich voneinander unterschieden. Der Hexenmeister ist etwa ein Spezialist darin, den Gegnern das Mana zu entziehen.
Die Klassen haben dabei ein vollwertiges Skill- und Levelsystem: Ihr merkt den Machtfortschritt rasch. Während ein Level 1 Priester praktisch gar nichts kann außer dem Stock rumzuwirbeln und einmal pro Runde einen Lichtblitz auf den Gegner zu schicken, hat ein Level 5 Priester mehrere Heil-Zauber, einen Kettenblitz und einen heiligen Wirbelwind zur Verfügung.
Es ist zudem wichtig, dass ihr – wie in Monster Hunter – aus den besiegten Boss-Gegnern, neue Ausrüstung fertigt: Aus so einem Troll wird rasch ein besonderes Schwert, aus einem giftigen Manticore ein Schild.
Und die Tiere geben den Rohstoff Leder und die Ressource Fleisch für den Grill.
Das Crafting-System artet schnell aus. Für jeden Inventar-Slot gibt es zig Items für Platte, Leder oder Stoff.
Infested Fortess macht süchtig, hat aber kaum Spieler
Und das macht Spaß? Tatsächlich, ist Infested Fortress trotz seiner bescheidenen Grafik höchst sucht-erzeugend und verdammt knifflig. Schon auf der zweithöchsten Schwierigkeitsstufe ist das Game selbst für erfahrene Strategie-Spieler eine harte Nuss. Denn Infested Fortress bestraft gnadenlos Schwächen im Aufbau des Dungeons oder Fehler in der Taktik. Das Spiel konfrontiert den Spieler mit einer stark ansteigende Lernkurve:
Die anfängliche Idee: „Mein Ritter tankt die Mobs halt und der Rest macht Schaden“ scheitert rasch, wenn der Tank von 6 Skeletten in einer Runde zerfleischt wird.
Das „Kiten“ von Mobs bringt ebenfalls Schwierigkeiten mit sich. Das Spiel ist viel anspruchsvoller, als es den Anschein hat, denn auch die Gegner nutzen Fernkampffähigkeiten und so ist ein Skelettmagier durch Zauberformeln viel besser geschützt und zäher, als so ein Klapperskelett es je sein dürfte.
Bei jedem Level-Aufstieg habt ihr die Wahl zwischen neuen Skills oder ihr könnt bestehende aufwerten.
Ein Rollenspiel ohne Dialoge – auf Kampf und Crafting runtergebrochen
Denn was im Trailer etwas rau aussieht, entpuppt sich als cleveres und anspruchsvolles Puzzle, das den vollen „Rollenspiel-Kick“ liefert, den sich viele wünschen.
So eine Art „Essenz eines Rollenspiels“ ohne viel Dialog und Handlung, sondern auf die Spielsysteme Kampf und Crafting runtergebrochen.
Infested Fortress hat eine hohe Schwierigkeitsstufe und man neigt dazu, Fehler zu begehen, zu scheitern und immer wieder von vorne anzufangen.
Das Spiel scheint sich aber auf Steam noch überhaupt nicht herumgesprochen zu haben, denn es hat fast keine Spieler, trotz bereits 92 % positive Reviews.
Im März 2023 hatte es mal gleichzeitig 17 Spieler. Der Release des Spiels ist aber nun offenbar völlig verpufft und in den letzten 24 Stunden war der Spieler-Peak bei 2.
Hohe Suchtgefahr für Strategie- und Rollenspiel-Fans, die wenig Wert auf Grafik legen
Was sagen die Reviews? Spieler schwärmen davon, wie knifflig und anspruchsvoll es ist, ein effektives Dungeon zu bauen und die Monsterwellen zu besiegen, die einem das Spiel entgegenschleudert.
Wer Lust hat, einem Spiel, das nach nichts aussieht, eine Chance zu geben, sollte sich auf jeden Fall mal die Demo anschauen und dann entscheiden, ob Infested Fortress die 19,50 € wert ist.
Aber Warnung: Ich hab das Spiel am Samstag entdeckt und es bis in die Nacht um 4 Uhr gespielt. Am Sonntag hab ich’s dann nicht mehr angerührt, weil es mir sonst total das Wochenende zerschossen hätte.
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