Ausgerechnet ein Sport-Anime hat MeinMMO-Dämon Cortyn verzaubert. Denn Birdie Wing schafft es, selbst langweiliges Golf grandios zu machen.
Die Welt der Anime ist groß und bunt – es gibt im Grunde für jeden Geschmack etwas. Auch, wenn ich so ziemlich allen Serien eine Chance gebe, dann gibt es doch ein Genre, das ich im Regelfall einfach links liegen lasse: Sport-Serien. Ich finde Sport wie Fußball, Handball oder Volleyball schon „in real“ ungeheuer langweilig zum Zuschauen. Wenn bei einer WM alle kreischend vorm Fernseher sitzen, bin ich meistens schon vor dem Anpfiff vor Langeweile eingeschlafen.
Entsprechend skeptisch war ich auch immer gegenüber Sport-Anime. Als Kind habe ich damals noch aus Mangel an Alternativen „Kickers“ oder „Mila Superstar“ geschaut – aber so wirklich begeistert war ich davon nie.
Jetzt hat es mich aber erwischt. Denn nach langem Zögern habe ich mir „Birdie Wing – Golf Girls’ Story“ angeschaut – und es war alles, was ich niemals erwartet habe.
Birdie Wing erzählt die Geschichte von zwei jungen Frauen, die eine Leidenschaft für das Golfen haben.
Aoi Amawashi gilt als aufstrebendes Profitalent an einer japanischen Schule und sammelt gerade ihre ersten Erfahrungen auf namhaften nationalen Turnieren. Sie wird dabei zum Teil von ihrer Mutter instrumentalisiert, die vor allem die Bekanntheit ihrer Firma erhöhen will, die Sport-Produkte herstellt.
Dem gegenüber steht Eve aus dem fiktionalen europäischen Land Nafrese. Auch sie spielt Golf, allerdings aus ganz anderen Gründen: Bei zweifelhaften Spielen im Untergrund verdient sie Geld, um damit ihre Freunde zu unterstützen, die sich wiederum um illegal im Land aufhaltende Kinder kümmern.
Eves Leben nimmt allerdings eine dramatische Wendung, als sie eher zufällig ein Spiel gegen Aoi austrägt – zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie richtig gefordert und die beiden entwickeln sofort eine Rivalität und schwören sich, in der Zukunft ein richtiges Duell zu liefern.
Doch dank Eves „Untergrund-Golf“-Aktivitäten wird sie der Schützling von einem Mafia-Boss und muss für ihn Spiele austragen, die Konflikte zwischen den Parteien ohne Blutvergießen klären sollen – und sie gerät dabei selbst in die Schusslinie.
Birdie Wing lebt von seinen großartigen Charakteren. Egal ob man die beiden Protagonistinnen Eve und Aoi nimmt oder die zahlreichen Nebencharaktere wie die abgedrehte Vipére, die Mafia-Mitglieder oder die altgedienten Golf-Trainer – alle haben interessante und nachvollziehbare Geschichten mit spannenden Wendungen und gut begründeten Motivationen.
Natürlich hat Birdie Wing auch das, was wir gerne mal als „Anime-Unsinn“ bezeichnen. Denn die verschiedenen Charaktere haben unterschiedliche „Special Moves“, die sie beim Golf benutzen. Seien es die „Rainbow Bullets“ von Eve oder andere Kräfte ihrer Gegenspieler, die meistens jedoch nur Sinnbild für ihre jahrelange Übung und den Fokus sind, den sie in den Sport legen.
Hinzu kommt, dass Birdie Wing einfach eine wunderbar abgeschlossene Erfahrung ist. Der Anime findet ein würdiges und befriedigendes Ende, ohne dass es überhastet wirkt oder man das Gefühl hat, dass da nun unbedingt noch eine zweite Staffel kommen muss.
Ich bin mir sicher, dass es vielen wie mir geht. Wer mit Sport-Sendungen “in echt” schon nicht viel anfangen kann, wird das vermutlich auch bei Anime meiden. Aber das war, zumindest in diesem Fall, ein Fehler.
Birdie Wing war eine durch und durch runde und fesselnde Erfahrung, die meine Einstellung zu Sport-Anime nun deutlich offener gemacht hat – etwas, von dem ich nicht mehr dachte, dass es jemals passieren würde.
Ich kann euch die Serie nur ans Herz legen. Egal ob ihr Sport, tolle Charaktere oder einfach eine fesselnde Story mögt – und ein paar Golf-Fachbegriffe lernt man ganz nebenbei auch noch.
Ich fand Golf niemals sonderlich spannend. Das hat sich dank Birdie Wing geändert.