Der südkoreanische Gaming-Publisher Nexon ist einer der erfolgreichsten Anbieter im Bereich MMORPGs. Der CEO Owen Mahoney tritt nun nach 13 Jahren zurück. In einem Interview gibt er Einblicke in das Geschäft mit MMOs und MMORPGs. Er sträubt sich gegen Spiele, die 200 Millionen $ kosten und 1.000 Leute beschäftigen. Er schwärmt von „The Finals“, das mit weniger als 100 Leuten entwickelt wird.
Für welche 5 Spiele ist Nexon vor allem bekannt? Der Publisher Nexon ist einer der erfolgreichsten Anbieter für Online-Games der Welt. Viele ihrer Spieler sind aber vor allem in Asien bekannt:
Das MMORPG „Maple Story“ läuft seit 20 Jahren
Das MMORPG „Dungeon Fighter Online“ ist nominell das größte MMORPG der Welt
Aktuell gilt der Shooter „The Finals“ als Hoffnung auf Steam
Als Publisher haben sie den Fanliebling „Dave the Diver“ herausgegeben
Als Beispiel für ein gescheitertes Projekt kann „Lawbreakers“ dienen, das 2016 erschien und nie wirklich funktionierte
The Finals ist aktuell eine große Shooter-Hoffnung:
Autoplay
Wer ist das? Owen Mahoney war in der seltenen Position, als CEO aus dem Westen ein Studio zu führen, das sein Hauptquartier in Japan und die meisten Entwickler in Südkorea sitzen hat.
Er tritt nach 13 Jahren bei Nexon, davon 10 als CEO, zurück und nimmt eine beratende Rolle in der Firma ein.
„Beste Pipeline aller Zeiten“
Warum geht der CEO? Im Interview mit GamesBeat sagt Mahoney, man plane einen Führungswechsel, weil es jetzt grade so gut läuft und es langfristig wichtig ist, solche Dinge zu regeln.
Mahoney betont, aktuell habe Nexon „die beste Pipeline aller Zeiten“, The Finals habe eine fantastische Beta gehabt.
Die Firma sei in Form, feuere auf allen Zylindern. Es sei eine großartige Zeit, um abzutreten. Eine neue Führung sei jetzt in der Lage, erfolgreich zu sein, statt sich gleich mit Herausforderungen herumzuschlagen.
MMORPG läuft seit 20 Jahren, wächst um 46 % im letzten Quartal
Wie sieht er MMOs? Für Mahoney sind MMORPGs eine wertvolle langfristige Anlage. Er spricht von „lebendigen virtuellen Welten“ und „Langlebigkeit“. Als Beispiel nennt er MapleStory, das im letzten Quartal um 42 % gewachsen ist.
Ein solches Spiel, das über 20 Jahre wächst, habe es vorher nie gegeben. Da sei einzigartig in der Spielgeschichte, mit sowas habe auch nie wer gerechnet.
AAA-Gaming mit 200 Millionen $ Budget und 1.000 Entwicklern funktionieren nicht
Das sieht er als Problem an: Mahoney spricht darüber, wie man die Kosten für Spiele niedrig halten kann. Die Zukunft im AAA-Gaming könne es nicht sein, 1.000 Leute an einem Spiel arbeiten zu lassen:
„Wenn du ein Spiele-Entwickler bist und musst ein Team von 500 oder 1.000 Leuten managen, bist du kein Kreativer mehr. Du bist ein Personal-Manager. Und dafür bist du nicht ins Gaming eingestiegen.“
Er zitiert den MMORPG-Urvater Raph Koster, der ebenfalls die These vertritt: AAA-Gaming in der aktuellen Form sei nicht mehr finanzierbar.
Mahoney sagt, indem man die richtigen Tools entwickelt und am Workflow arbeitet, könne man aus Spiele-Entwicklern wieder Spiele-Entwickler machen. Man könne keine Probleme lösen, indem man immer mehr Leute auf das Problem wirft:
Die Kunden seien unzufrieden, weil die Industrie zu oft dasselbe Produkt herstellt.
Die Spiele-Entwickler seien unzufrieden, weil sie hart arbeiten, aber dabei Fließbandarbeit verrichten.
Außerdem seien die Investoren auch unglücklich, weil Leute wie er, 200 Millionen $-Projekte genehmigen und wenn solche Projekte ein oder zweimal floppen, forderten die Leute seinen Kopf.
Laut Mahnoey sei die Entwicklung von AAA-Titeln, die immer teurer werden, einfach nicht aufrechtzuerhalten. In diesem Geschäft wolle man mit Nexon nicht sein.
„The Finals“ als Gegenentwurf – Weniger als 100 Mitarbeiter
Was ist seine Alternative? Für Nexon macht es sich bezahlt, lebendige virtuelle Welten zu unterhalten, die lange Zeit laufen:
„Die Spiele gehen mal hoch und mal ein bisschen runter, Quartal für Quartal, aber im Prinzip wachsen sie sehr konstant über einen Zeitraum von Jahren oder Jahrzehnten. Das gibt uns enorme Stabilität. Wir müssen nicht alte, verlorene Umsätze durch neue ersetzen. Wir können auf sie bauen.“
Obendrein würden sich die Produkte von Nexon durch diese Herangehensweise von anderen Produkten abheben. Statt Leute auf ein Problem zu werfen, arbeite man lieber an guten Software-Lösungen.
Das Team, das an Finals arbeite, habe weniger als 100 Mitarbeiter – trotzdem sei The Finals ein AAA-Game.
Auf diese Weise könne man mit der gleichen Anzahl der Leute, mit der andere Studios an einem großen Titel arbeiten, mehrere Spiele parallel entwickeln lassen und habe so mehrere Eisen im Feuer.
Was für Software meint er? Mahoney setzt große Hoffnung in die Künstliche Intelligenz. Aktuell würden Leute „in Photoshop virtuelle Blätter an virtuelle Bäume malen“ und wie Fabrikarbeiter behandelt werden. Man verlange keine kreative Arbeit von ihnen.
Mahoney lässt durchblicken: Wenn die KI solche Arbeiten übernimmt und die Kreativen wieder kreativ arbeiten können, würden spannendere Spiele entstehen. Dann könne die Industrie auch noch weiter wachsen.
Das steckt dahinter: Das ist ein reiner Bussiness-Blick auf Gaming und MMOs, wo es mit keinem Wort irgendwie um Design oder Spiel-Ideen geht, sondern rein um Kosten, Manpower, Bodycount und Software-Tools.
Das Interview zeigt, warum so viele Entwickler Angst vor einer KI haben, die ihre Jobs im Namen der Effektivität und des Shareholder-Values wegrationalisiert. Mahoney deutet an, dadurch werde kreative Energie frei. Es ist aber die Frage, ob die Person, die vorher „virtuelle Blätter an virtuelle Bäume gemalt hat“; dann plötzlich loszieht und geniale Gaming-Ideen entwickelt oder nicht doch aus der Industrie gedrängt wird.
Mehr zu The Finals, von dem Mahoney so schwärmt: