Neue Krimi-Serie auf Netflix entpuppt sich als SF-Thriller, der euch das Gefühl gibt, verdammt clever zu sein

Seit dem 19. Oktober läuft auf dem deutschen Netflix die britische Serie „Bodies“: Was auf den ersten Blick wie ein Polizei-Thriller oder historischer Krimi wirkt, stellt sich im Laufe der 1. Folge als ein Science-Fiction-Thriller raus, der durchdacht und clever ist und den Zuschauern mit vielen Twists und Rätseln im Zickzack durch die knapp 6-stündige Handlung führt. Ein wohl komponierter Plot ist genau das Richtige für die Weihnachtszeit, sagt MeinMMO-Autor Schuhmann – und man fühlt sich beim Zuschauen so clever, wenn man erkennt, wohin die Handlung führt.

So beginnt Bodies: Die Geschichte macht schon in der ersten Folge einige rasche Änderungen durch, sodass der Eindruck entsteht, man sieht 3 Serien auf einmal:

einen modernen Cop-Thriller

einen historischen Krimi

eine in sich verschachtelte SF-Story

Zu Beginn begleitet man eine muslimische Polizistin durch ihren Arbeitstag im modernen London. Sie überwacht eine rechte Demonstration, entdeckt einen verdächtigen jungen Mann, liefert sich mit ihm eine hitzige Verfolgungsjagd und findet schließlich in einer Seitengasse die Leiche eines nackten Mannes.

So würde ein „normaler“ zeitgenössischer Krimi oder Thriller anfangen, wie man ihn häufig aus England sieht: Kulturell aufgeladen, ein diverser Cast und ein spannender Beginn mit einem zentral, nicht aufzulösenden Mysterium: Warum liegt da ein nackter Mann, zu dem es keinerlei Anhaltspunkte gibt? Warum findet man keine Kugel?

Genau so fangen Serien von der Insel an.

„Wisse, du wirst geliebt“

So überrascht Bodies: Doch jetzt schlägt „Bodies“ einen wilden Haken und schickt den Zuschauer ins London des Jahres 1943: Die Nazis bombardieren die Hauptstadt und ein jüdischer Cop wird von einer mysteriösen Stimme in genau diese Gasse geschickt, wo die Leiche eines nackten Mannes liegt, die er verschwinden lassen soll. Dabei spürt man in jeder Szene das Misstrauen und die Abneigung, die dem jüdischen Cop entgegenschlägt.

Doch auch in dieser Zeitebene bleiben wir nicht lange. Schon kurze Zeit später sind wir im historischen London 1890. Wieder begleiten wir einen Polizisten und er führt uns in die Gasse, zu dieser Leiche.

Die Polizisten ermitteln, man schaut gespannt zu. Rasch bekommt man das Gefühl, Parallelen zu erkennen:

Etwa das geflüsterte „Wisse, du wirst geliebt“ – das wohl das Zeichen eines Geheimbundes sein muss, der irgendwie mit den Morden in Verbindung steht. Und ist das nicht jedes Mal dieselbe Leiche, die da in dieser Gasse in London gefunden wird?

Auch er findet die Leiche – nur etwa 140 Jahre früher.

Nun ist man wie einem historischen Mystery-Thriller angelangt. Rätselt zusammen mit den Polizisten, was es für Zusammenhänge und Parallelen zwischen der Gegenwart und den zwei historischen Zeitebenen geben könnte.

Doch wenn man gerade das Gefühl hat, zu verstehen, was die Serie zeigt und wie es läuft, kommt ein finaler Zeitsprung ins Jahr 2053, in dem eine mysteriöse Macht die Herrschaft über London an sich gerissen hat und der Bevölkerung über große Einblendungen versichert: „Wisse, du wirst geliebt.“

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Neue Netflix-Serie „Bodies“ erinnert an Cloud Atlas

Das macht den Reiz der Serie aus: Die einzelnen Zeitebenen sind in sich interessant und zeigen spannende Konflikte. Jeder der ermittelnden Polizisten ist in seiner Zeit ein Außenseiter und trägt irgendein Stigma mit sich:

Die Polizistin Shahara Hassan aus 2023 ist Muslima und trägt Kopftuch.

Der Polizist Karl Weissmann alias „Charles Whiteman“ ist 1943 als Jude ein Fremdkörper in der britischen Polizei.

Alfred Hillinghead wirkt 1890 wie ein sauberer Biedermann mit Frau und Tochter, verbirgt aber ein Geheimnis, das ihn Kopf und Kragen kosten wird.

In der Zukunft ermittelt mit Iris Maplewood eine Polizistin, die nur dank fortschrittlicher Technik überhaupt laufen kann. Und die sich selbst in der Zukunft mit einer aufdringlich schwatzhaften Nachbarin herumschlagen muss.

Bodies vermittelt ein tolles Gefühl, wenn man versteht, worum es eigentlich geht

Der eigentliche Reiz entsteht aber, wenn man erkennt, wie clever der Plot konstruiert ist und wie einzelne Figuren in jeder Epoche ähnliche Rollen spielen und Ziele verfolgen.

Wie in Cloud Atlas funktioniert jeder Teil der Handlung für sich alleine, aber das große Ganze strahlt noch mal seinen eigenen Reiz aus. Wenn man im Laufe der Handlung versteht, wie die einzelnen Figuren und Erzählstränge wirklich miteinander verknüpft sind, ist das schon ein sehr befriedigendes Gefühl, den Groschen fallen zu hören.

Besonders brillieren Kyle Soller als zugeknöpfter Polizist Alfred Hillinghead und Stephen Graham als nebulöse Figur, die in allen 4 Zeitebenen die entscheidende Rolle spielt.

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