Ich wollte im neuen Warhammer-Rollenspiel zu allen nett sein, aber die Welt erlaubt das einfach nicht

MeinMMO-Redakteur Benedict Grothaus ist riesiger Fan von Warhammer. Nun hat er Warhammer 40k: Rogue Trader durchgespielt, das neuste Rollenspiel vom Franchise. Das Ende war … ernüchternd. Denn trotz aller Anstrengungen, „gut“ zu sein, bleibt die Welt eben einfach brutal.

Im Dezember 2023 kam Rogue Trader raus, auf das ich mich schon seit Jahren freue. Nach etwa 4 Wochen hatte ich das Spiel durch und bin … noch nicht ganz sicher, was ich vom Ende halten soll.

Eigentlich spiele ich liebend gerne böse Charaktere in Rollenspielen. Sogar in Baldur’s Gate 3 habe ich direkt zu Beginn die schlimmste Rolle gewählt und war eine Geißel für die Welt, auch wenn’s manchmal schwer war.

Diesmal wollte ich aber kein Arsch sein – eine Ausnahme in der Welt von Warhammer. Stattdessen habe ich meinen ganzen Durchlauf darauf ausgelegt, jedem zu helfen und so fair zu sein, wie es nur irgendwie geht.

Das Spiel ist aber offenbar der Meinung, dass ein solches Verhalten kein Happy End verdient. Und irgendwie hat es ja auch recht … das ist einfach nicht Warhammer.

Warhammer 40.000: Rogue Trader – Der Release-Trailer zum Rollenspiel


Autoplay

Gestatten? Isabell von Valancius: Beschützer der Menschen und Freund der Xenos

Was das Spiel so hervorstehen lässt, ist die Moral. Es gibt kein klassisches „gut“ und „böse“, sondern nur verschiedene Auslegungen der Situation. Rogue Trader lässt sich in dieser Hinsicht auf 3 verschiedene Arten spielen:

Dogmatiker befolgen blind alle Regeln des Imperiums: alles Unmenschliche wird vernichtet, jeder Regelverstoß mit dem Tod bestraft.

Häretiker folgen dem Chaos, glauben nur an die eigene Stärke und lassen sich mit dämonischen Mächten ein.

Ikonoklasten sind die „good guys“, sie helfen, wo sie können und versuchen, für Frieden zu sorgen. Wahre Helden.

Aus einer Laune heraus habe ich mich dazu entschieden, als Ikonoklast zu spielen und dieses Verhalten bis zum Ende durchzuziehen. Jeden Menschen, den ich irgendwie retten kann, habe ich gerettet. Im Zweifel durch Save-Scumming.

Selbst Xenos habe ich unter meine Fittiche genommen, Frieden mit Aeldari geschlossen und einem Drukhari dabei geholfen, einen Weg der Rechtschaffenheit einzuschlagen. Das soll mir erst mal jemand nachmachen!

Meine einzige dogmatische Tat war ein Exterminatus auf eine Welt, die sonst dem Chaos verfallen wäre. Das konnte ich schlicht nicht zulassen.

Ein Happy End in Warhammer? Kriege ich sicher hin!

Über 100 Stunden lang habe ich so meine eigene Utopie aufgebaut. Es gab ein Zusammenleben zwischen Xenos und Menschen und sogar so etwas wie aufblühende Freundschaft zwischen den Völkern.

Die brutale Dogmatik, jeden zu töten, der auch nur etwas vom Glauben an den Imperator abweicht, habe ich verbannt. Auch das Chaos wurde getilgt: jeder, der die dunklen Götter anbetet, wurde geläutert – oder im schlimmsten Fall getötet. Einzig etwas „freiere“ Auslegungen von Eigentum – sprich: Piraterie – habe ich noch durchgehen lassen. Bin ja kein absoluter Polizeistaat.

Ganz zum Schluss habe ich sogar durch Zufall das versteckte Ende freigeschaltet: durch eine lange Questreihe hatte ich meinen eigenen Gott an meiner Seite. Einen, den ich selbst erschaffen habe und der mein Reich schützt.

Hilft nur alles nichts, wenn die ganze Welt gegen dich ist.

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Es darf nur ein Imperium geben!

Nachdem ich die letzten Kämpfe bestritten habe, kam endlich das lang ersehnte Ende. In Owlcat-Spielen wie Rogue Trader heißt das: eine lange Reihe von Buch-Ausschnitten, die erzählt, wie die Zukunft aussieht. Ich war absolut gut, also gibt es sicher Frieden, Freundschaft und Blumen.

Denkste.

Zwar haben meine Untertanen meine Taten gefeiert und mich irgendwann selbst angebetet, das gefiel aber Big E überhaupt nicht. Kaum wurde bekannt, dass ich Ketzer läutere, eine Zuflucht für Verfolgte stelle und sogar Xenos beheimate, kam das ganze Imperium mit einer Riesenflotte an.

Direkt auf der zweiten Seite meiner Abschluss-Geschichte erschien eine Armee, die bei mir einfällt und die gesamte Galaxie ins Nirvana bombt. Zwar hat mein Gott für Schutz gesorgt, aber irgendwann war trotzdem alles dahin.

Selbst genau dieser Gott wurde irgendwann wahnsinnig und hat entschieden, seine eigene Säuberung irgendwo in einem anderen Teil der Galaxie durchzuführen. Mehrere Welten wurden zu seinem Opfer.

Und das ist noch nicht mal das Schlimmste. Ausnahmslos jeder, dem ich geholfen habe, erlitt einen grausamen Tod.

Mein eigener Gott! Sehr praktisch das. Bis er es nicht mehr ist.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sterben sie noch heute

Rogue Trader liefert mehrere Begleiter, die mich bei meiner Reise unterstützen als auch NPCs, mit denen ich oft interagiere. Wichtige Namen und Fraktionen, mit denen ich zu tun hatte – sehr zu ihrem Leidwesen:

Eine Piraten-Fraktion, die ich vom Chaos abwenden konnte, fing irgendwann an zu marodieren, weil mein Ruf bei ihnen nicht hoch genug war. Sie wurden vernichtet.

Der Lehnsherr einer meiner wichtigsten Welten und ehemaliger Pirat wurde etwas rechtschaffener und sorgte sich gut um seine Leute. Er wurde einfach erschossen.

Meine Schwester der Schlacht war zu fanatisch in ihrem Glauben und hat angefangen, jeden zu töten, den sie als Ketzer empfand – also irgendwann jeden.

Die Familie meines Truchsess’ wurde Ziel mehrerer Intrigen und ihm selbst wurde der Kopf seiner jüngsten Urenkelin in einem Karton geschickt – von den Xenos, denen ich geholfen habe.

Nach ein paar Abschluss-Seiten hatte ich eigentlich keine Lust mehr, weiterzulesen. Erst gegen Ende wurde mir dann klar, dass genau das natürlich passieren musste. Das hier ist schließlich Warhammer und nicht Peaceland.

Auch, wenn das Ende ziemlich ernüchternd und etwas frustrierend war: auf den zweiten Blick habe ich genau bekommen, was ich von Warhammer erwarten sollte. Und das ist fabelhaft. Man muss nur damit umgehen können. Darum spiele ich nun nochmal … als Häretiker.

Wirklich böse kann ich Rogue Trader deswegen gar nicht sein. Es ist eben Warhammer und natürlich werde ich vernichtet, wenn ich über 40.000 Jahre alte Doktrinen in ein paar Monaten über den Haufen werfen will. Für genau solche absurden und teilweise stumpfen Dinge liebe ich Warhammer und wünsche mir immer mehr, dass wir eine echte World of Warhammer hätten.

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