Heilung für alle in Overwatch 2. Das ist eine der größten Änderungen, die es je gab – aber wird sie das Spiel wirklich besser machen?
Es gibt nur wenige Spiele, die so viel Kritik einstecken mussten, wie Overwatch 2. Viele mochten die Änderung von „6vs6“ auf „5vs5“ nicht und das Streichen der lange angekündigten PvE-Kampagne sorgte ebenfalls für (durchaus begründeten) Aufruhr. Deutlich gestiegene Preise im Shop, Bugs zum Launch und andere Problemchen sorgten sogar dafür, dass Overwatch 2 das am schlechtesten bewertete Spiel auf Steam wurde.
Doch die Entwickler versuchen weiter, das Ruder rumzureißen und Overwatch 2 im Jahr 2024 deutlich zu verbessern. Eine der größten Änderungen aller Zeiten für das Spiel steht nun an: Alle Charaktere heilen sich automatisch voll.
Der neuste Held in Overwatch wird auch sehr kritisch gesehen:
Was ist das für eine Heilung? Eine passive Selbstheilung haben aktuell nur Support-Charaktere in Overwatch. Wenn sie für einen kurzen Augenblick keinen Schaden erleiden, dann heilen sie sich um 15 Lebenspunkte pro Sekunde, bis sie vollständig geheilt sind oder Schaden erleiden und der Effekt abbricht.
Eine „abgeschwächte“ Variante davon wird es künftig für alle Charaktere geben, also auch Tanks und Schadensverursacher. Das heißt, wenn Helden sich aus dem Kampf zurückziehen und in Deckung gehen, dann sind sie nach einigen Momenten wieder bei ganzer Stärke.
Was ändert das am Spiel? Auch wenn die Änderung auf den ersten Blick gering wirkt, dürfte sie drastische Auswirkungen darauf haben, wie einzelne Kämpfe in Overwatch 2 ablaufen.
Künftig wird es deutlich attraktiver sein, auch mit Charakteren zu flankieren, die keine eigenständige Heilung oder einen dauerhaften Support im Nacken haben.
Gleichzeitig nimmt diese Änderung viel Druck von den Support-Charakteren. Anstatt panisch zu versuchen, einen weit entfernten DPS-Charakter noch retten zu wollen und sich dabei selbst in die Schusslinie zu begeben, gibt man ein bisschen Verantwortung über das Leben an den DPS-Spieler ab, der einfach in Deckung gehen könnte.
Zu guter Letzt dürfte die Anpassung dafür sorgen, dass das doch etwas eintönige Spiel von „ich warte am Medi-Pack, bis der Gegner kommt“ in Zukunft nicht mehr so oft über den Ausgang eines Gefechts entscheiden wird.
Was ist das Ziel von Blizzard? Im Blog-Post schreibt der Game Director Aaron Keller, dass Overwatch 2 „richtig gut ist, wenn das Team harmoniert“, aber „frustrierend, wenn das nicht klappt“.
Die Abhängigkeit von Team-Mitgliedern kann gleichzeitig eine der besten und der schlechtesten Eigenschaften unseres Spiels sein. (…)
Wir wollen das verbessern. Wir wollen das verbessern, indem wir das Spiel durch die Teamplay-Linse betrachten und es für Spieler leichter machen, Teil eines Teams zu sein und gleichzeitig den Schmerz lindern, wenn das mal nicht klappt.
Game Director Aaron Keller im Blogpost von Blizzard
Daher möchte man das Spiel in beide Richtungen verbessern.
Das heißt zum einen, dass man größeren Einfluss auf das Spiel nehmen können soll, auch wenn das Team nicht so gut harmoniert. Zum Beispiel ein Junkrat, der gekonnt flankiert und sich immer wieder in Deckung begibt und so über lange Zeit immer wieder vollständig heilt und die Aufmerksamkeit des gegnerischen Teams spaltet.
Zugleich sind Support-Charaktere nicht mehr in dem Zwiespalt, einzelnen flankierenden DPS-Spielern zu folgen und sich dabei selbst in unnötige Gefahr zu begeben und sogar Tanks können durch kurze Verschnaufpausen häufiger überleben, bis ihr Team wieder bei ihnen ist.
Weitere Änderungen sollen Spielgefühl verbessern: Bei Blizzard sind aktuell offenbar viele Diskussionen ausgebrochen, wie man das Spiel weiter verbessern kann. So werden laut Keller intern gerade auch Features wie eine Mini-Map oder ein Gruppen-Interface diskutiert, in dem man die Lebenspunkte des ganzen Teams sehen kann. Der Game Director sagt, dass die Idee der Mini-Map vermutlich verworfen wird – die Lebensanzeige des Teams aber „wahrscheinlich“ umgesetzt wird.
Davon abgesehen will man in der nächsten Saison massive Änderungen an der Balance durchführen, um besonders hohe Schadensspitzen zu reduzieren – das betrifft fast alle Tanks und DPS-Charaktere. „Oneshots“ oder Kombos, die im Bruchteil einer Sekunde zum Tod führen, dürften demnach deutlich seltener vorkommen.
Das sagt die Community: Die Änderungen kommen bei der Spielerschaft von Overwatch 2 mit gemischten Gefühlen an. Viele sind skeptisch, weil in der Vergangenheit geplante Änderungen mit guten Vorsätzen oft negative Auswirkungen hatten. Daher ist das Feedback im Subreddit von Overwach 2 bisher eher verhalten und nur in wenigen Fällen optimistisch, wenngleich die Vorteile durchaus gesehen werden.
„Ich muss abwarten und sehen, was für weitere Änderungen es in Saison 9 und darüber hinaus gibt, denn diese Art der Änderung schlägt Wellen und beeinflusst und wird beeinflusst von allem: Charakter-Kits, Map-Design, Spiel-Ziel, alles.“ – LanoomR
„Verdammt … die einzige gute Sache am Support war es, entscheiden zu können, welcher deiner Freunde lebt und welcher stirbt :(“ – NaCly_Asian
„An irgendeinem Punkt muss ich einfach akzeptieren, dass das Spiel sich in etwas verwandelt, das ich gar nicht mehr mag.“ – samsonixx
„Es ist schade zu sehen, dass sich alle nur beschweren. Das könnte eine sehr erfrischende Änderung sein und sie sind eindeutig bereit, das wieder zurückzunehmen, wenn es nicht passt.“ – p0ison1vy
Ob die Änderungen den gewünschten Effekt haben, das bleibt noch abzuwarten. Aber allein die Einführung einer „Heilung für alle“ dürfte die größte Veränderung an Overwatch seit dem Launch von Overwatch 2 sein.