Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name – im Test (Xbox Series X)

Seite 1

Spiel:Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His NamePublisher:SegaDeveloper:Ryu ga Gotoku TeamGenre:Action-AdventureGetestet für:XSXErhältlich für:PS4, PS5, XOne, XSXUSK:18Erschienen in:12 / 2023

Beim Ryu Ga Gotoku Studio hat man derzeit viel zu tun mit Like a ­Dragon: Die Neuauflage des Samurai-Spin-offs Ishin! ist erst ein paar Monate her, Ende Januar erscheint das episch anmutende Infinite Wealth und zwischendurch soll Gaiden eine Lücke füllen. Denn The Man Who Erased His Name wurde zwar durchaus so konzipiert, dass auch Neulinge ohne große Vorkenntnisse ausreichend durchblicken, aber eigentlich ist es vor allem dafür gedacht, treuen Fans zu erzählen, was die Yakuza-Ikone Kazuma Kiryu nach seinem vorgetäuschten Ableben in Teil 6 und bis zu seiner Co-Titelheld-Rolle in Infinite Wealth so getrieben hat.

Wie sich herausstellt, ist das nicht wirklich spannend: Als Agent für eine weitere halbseidene Organisation agiert er mehr oder weniger wie gehabt und wird natürlich von seiner Vergangenheit eingeholt. Da helfen auch der neue Code­name ”Joryu” und seine Sonnenbrille nicht, selbst wenn ihn dank Letzterer die meisten Leute tatsächlich nicht mehr erkennen – Clark Kent lässt grüßen. Wie üblich landet er in einem eskalierenden Konflikt und muss als moralischer Turm in der Brandung zwar tonnenweise Leute nach Strich und Faden verprügeln, aber bringt dabei niemanden selbst um die Ecke. Erneut wird die verwinkelte Story mit haufenweise Storysequenzen und pompösen Worten erzählt. Deutsche Texte sind von Haus aus dabei, die englische Synchro allerdings noch nicht – sie wird erst nachgereicht, ein Termin dafür stand bis zu unserem Druckschluss nicht fest.
Statt wie sonst ein Dutzend Kapitel warten in Gaiden lediglich fünf Abschnitte und die Story ist in etwa zehn Stunden schaffbar, was aber nicht heißt, dass es deshalb wenig zu tun gibt: Der Anteil an Kloppereien hat gefühlt noch zugelegt und dabei kommt es auch ziemlich häufig zu Situationen, bei denen Ihr alleine oder mit wenigen Mitstreitern mindestens zweistellige Gegnerzahlen niederknüppeln sollt.

Seite 2

Diese Art Massengefechte ist allerdings weniger die ­Sonnenseite von Like a Dragon, was in ­Gaiden noch dadurch ­verstärkt wird, dass die Änderungen im Kampfsystem nicht so ganz aufgehen wollen. Joryu kann nahtlos zwischen ”Yakuza”- (wuchtige Hiebe wie bisher) und ”Agent”-Stil wechseln. Letzterer ist etwas flotter und nicht ganz so kräftig, erlaubt aber dafür den Einsatz von Hightech-Gadgets. Mit einem dünnen Seil fesselt Ihr Feinde oder zieht sie heran, ein Kugelschreiber kann als Minigranate geworfen werden und Drohnen schwirren als fliegende Mini­wummen herum. Prinzipiell sind das gewitzte Ideen, aber in den oft recht hektischen Haudrauf-Situationen lassen sich diese Gimmicks nur selten wirklich sinnvoll einsetzen und bei Bossduellen (die traditionell unverhältnismäßig mächtig auftreten) haben sie ebenfalls meist wenig Wirkung. Dass Joryu zudem jetzt nur noch dann schnelle Ausweichbewegungen ausführen kann, wenn er sich per Schultertaste auf einen Gegner konzentriert, ist unverständlich und fällt gerade in Massenkeilereien unangenehm auf.

Ansonsten wird die etablierte ”Like a Dragon”-Formel kompetent durchgezogen: Jenseits der Story gibt es eine ganze Menge unterhaltsamer Nebenbeschäftigungen, die typischen Mini-Missionen wurde dabei in einen etwas anderen Rahmen gepackt, der ganz ordentlich funktioniert. Überraschenderweise wird der ikonische Stadtteil Kamurocho diesmal überhaupt nicht besucht, stattdessen seid Ihr überwiegend in Sotenbori unterwegs. Dazu gesellt sich nach einer Weile das ”Castle” – ein schwimmender Ganoven-Freizeitpark, wo unter anderem Käfigkämpfe anstehen – und zu Beginn steht ein kurzer Abstecher in ein nur teilweise zugängliches Ijincho an. Richtig spannend wird es schließlich nach dem Finale: Dann bekommt Ihr Zugang zu einer großzügig ausgestatteten Demo von ­Infinite Wealth, wo Ihr mit Kiryu und ­Ichiban schon ganz schön viel auf Hawaii anstellen könnt.

Meinung & Wertung

Ulrich Steppberger meint: Es klingt hart, ist aber leider so: Das beste an Gaiden ist die Schnupperfassung von Infinite Wealth, die man nach dem Durchspielen freischaltet. Denn die wirkt rundum frisch und hat gewitzte Ideen, während Kiryus Undercover-Einsatz fast sprichwörtlich die Zeit totschlägt. Die Kloppereien nehmen subjektiv noch mehr Zeit als je zuvor ein und fühlen sich abgenutzt an, zumal der Agenten-Kampfstil keine wirklich spürbare Daseinsberechtigung liefert. Auch die Story bleibt eher blass und das Drumherum ist zwar wie üblich willkommen, vermittelt aber teils fast den Eindruck einer lästigen Pflichtübung. Trotz dieser recht harschen Kritik ist Gaiden durchaus solide Unterhaltung, aber wie anfangs gesagt: Es stachelt mehr die Hoffnung an, dass Infinite Wealth ein großes Ding wird, statt selbst zu glänzen.

Solide ”Füller-Episode”, die aber nicht so gut den Spagat zwischen Dauergekloppe und Drumherum schafft.

Singleplayer74MultiplayerGrafikSound

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *