Ein kleines Spiel aus Stuttgart wurde auf Steam zu einem überraschenden Erfolg. In der Spitze erreichte der 5€-Titel „Halls of Torment“ 26.005 Spieler auf Steam. Hauptsächlich für den Erfolg verantwortlich war der Twitch-Streamer Asmongold, der den Entwicklern genau in die Falle ging. Denn Halls of Torment kombiniert das süchtig machende Spielprinzip von „Vampire Survivors“ mit den nostalgischen Gefühlen der Spieler für Diablo: Und Asmongold repräsentiert genau die Zielgruppe, die man erreichen wollte.
Was ist das für ein Spiel?
„Halls of Torment“ ist eine Variante von „Vampire Survivors.“
Der Spieler steuert einen Helden, auf den unablässig Gegner zu rennen, die er abwehren muss, indem er wild um sich ballert. Der Spieler bestimmt, indem er den Helden weiterentwickelt, über die Waffen und Fertigkeiten des Helden. Die Genre-Bezeichnung ist „Roguelike Shoot’em Up“. Es geht um Looten, Ballern, Leveln.
„Halls of Torment“ wurde von einem Team in Stuttgart, den Chasing Carrots, entwickelt und war so konzipiert, dass man versucht hat, Spieler zu erreichen, die auf Diablo stehen. Man wollte den Hype voll mitnehmen, den Blizzard im Sommer 2023 für Diablo 4 erzeugen würde: Halls of Torment erschien am 24. Mai – Diablo 4 am 5. Juni.
Autoplay
Twitch-Streamer zeigt das Spiel vor 21.000 Zuschauern
Was war der Durchbruch? Der Twitch-Streamer Asmongold entdeckte das Spiel im Juli 2023 für sich und spielte es 13 Stunden live im Stream, vor im Schnitt 21.282 Zuschauern.
Auch andere große Streamer schauten nun auf das Spiel wie LIRIK, Sodapoppin oder der deutsche Kanal Bonjwa.
Das führte dazu, dass die Spielerzahlen des Titels im Juli 2023 um 450 % stiegen und in der Spitze 26.000 Zuschauer erreichten. Offenbar hat vielen, die das Spiel durch die Twitch-Streamer fanden, gefallen, was sie da sehen, denn die Reviews auf Steam bei „Halls of Torment“ stehen bei exzellenten 96 % positiven Bewertungen.
Zwar war der Hype nicht nachhaltig und die Spielerzahlen sind mittlerweile bei etwa 900 Spielern, die durchschnittlich online sind, aber dieser „zweite Frühling“, den Asmongold auslöste, war für das Studio ein willkommener Geldsegen.
Team nutzte den Hype, den Blizzard für Diablo 4 ankurbelte
Was sagt der Entwickler dazu? In einem Podcast (via okcool) äußerte sich der Kopf hinter dem Spiel, Paul Lawitzki, recht abgeklärt zu dem Hype: Vor „Vampire Survivors“ habe man mit dem Team jahrelang an der Simulation „Good Company“ gearbeitet, die sich nicht so gut verkauft hatte und viel Arbeit machte:
Good Company hatte zum absoluten Höhepunkt 199,7 Spieler im Schnitt und 1.222 Spieler in der Spitze auf Steam online
Halls of Torment hatte zum Höhepunkt 8.264,6 Spieler im Schnitt und 26.005 Spieler in der Spitze auf Steam online
Das Studio verlor aus verschiedenen Gründe während der Arbeit an Good Company zahlreiche Mitarbeiter, stand finanziell vorm Aus und man musste Auftrags-Arbeiten annehmen. Das passte Lawitzki so gar nicht.
Letztlich erkannte man die Möglichkeit, mit wenig Aufwand einen „Vampire Survivors“-Klon zu entwickeln. Auch wenn sich Lawitzki erst dagegen sträubte, weil er so einem „aktuellen Hype-Spiel“ misstraute, erkannte er, was für eine Faszination von dem Spielprinzip ausging und „schluckte den Stolz runter.“ Letztlich wollte man was entwickeln, das auch mal Geld einspielt.
Man versuchte dann gezielt, die eigene „Vampire Survivors“-Variante in Richtung Diablo zu lenken und damit zu spielen, dass Fans heiß auf „mehr Diablo sind“, es wenig Alternativen im Angebot gibt und Blizzard die Lust weiter anheizt. Schon im Oktober 2021 habe Lawitzki die Möglichkeit erkannt, von dem Hunger der Spieler auf Diablo zu profitieren:
„Ich hab damals so eine Preview gesehen von Diablo 4 im Jahr davor und dann […] hab ich gedacht: Ah, ich würde jetzt gern Diablo spielen, aber Diablo ist ja nicht raus und wird lange nicht rauskommen. Was ist dann passiert? Ich hab angefangen, Path of Exile zu spielen. Hab mir einen Ersatz gesucht. Und dann hab ich mir gedacht: Ich bin bestimmt nicht der Einzige, dem es so geht. Das können wir doch zu unserem Vorteil nutzen.“
Offenbar hat das voll funktioniert. In dem Moment, als Asmongold, der „typische Blizzard-Spieler“, im Stream über Halls of Torment sprach, er es später spielte und so genoss, war klar, dass man hier etwas Besonderes hat.
Allein ein YouTube-Video, wie Asmongold „Halls of Torment“ spielt und das mit „This Game Changed My Life“ überschrieben ist, erreichte 1,3 Millionen Aufrufe. Das ist eine Reichweite und Werbung für das Spiel, die unbezahlbar ist.
Halls of Torment kostet 5 € auf Steam und ist aktuell im Early Access.
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