Palworld ist da, wo Pokémon vor 5 Jahren hätte sein müssen

Als großer Pokémon-Fan schaut sich Chefredakteurin Leya Palworld an und findet, dass Nintendo geschlafen hat.

Vor zwei Jahren habe ich hier auf MeinMMO geschrieben, dass sich Pokémon immer mehr in Richtung MMO entwickelt, aber nur langsam. 

Wie langsam, wurde mir durch den Erfolg von Palworld und die absurd hohen Verkaufszahlen wieder bewusst. Viele Features, die Palworld heute so erfolgreich machen, hätte Pokémon schon vor spätestens 5 Jahren haben müssen.

Es geht mir nicht um die übertriebene Brutalität, die Palworld zeigt. Pokémon brauchen keine Waffen und man muss sie auch nicht töten können. Die Familienfreundlichkeit der Franchise, die mehrere Generationen anspricht, ist eine große Stärke der Spiele.

Teil des Erfolges ist die übertriebene Darstellung von Gewalt in Palworld, kombiniert mit einer süßen Optik. Das fühlt sich verboten an und funktioniert als Publikumsmagnet.

Mir ist bewusst, dass Palworld auch deshalb so erfolgreich ist, weil das Konzept der bewaffneten Monsterchen in den sozialen Netzwerken und auf Twitch so gut funktioniert. Das ist für Pokémon so natürlich nicht wiederholbar.

In Palworld stecken jedoch viele Dinge, auf die ich gerade als Pokémon-Fan neidisch blicke.

Eine hübsche, dynamische Open World

Mit Karmesin und Purpur, dem letzten Hauptableger der Pokémon-Reihe, kam endlich eine Open World. Die wurde jedoch viel kritisiert. Die Testerin Linda Sprenger von GamePro schrieb beispielsweise damals in ihrem Fazit:

Die Optik der Open World wirkt lieblos und detailarm, Städte verkommen zur bloßen Kulisse mit nur wenig Interaktionsmöglichkeiten und Geschäften, die ich betreten kann. Technische Macken trüben den Spielspaß zusätzlich.

Linda Sprenger im GamePro-Test zu Pokémon Karmesin/Purpur

Gerade die matschigen Texturen trübten den Spielspaß enorm.

Ich möchte jetzt nicht sagen, dass Palworld die krasseste Open World aller Zeiten hat. Aber Palworld befindet sich in der Alpha und die Welt ist ansehnlich mit unterschiedlichen Biomen und interaktiv. Ich kann etwa mit meiner Figur an Bergen klettern, dynamische Interaktionen mit Pals, den Monstern der Welt haben.

Ich dachte sofort, dass ich so eine Welt für Pokémon will, als ich hier stand.

Vor 7 Jahren hat The Legend of Zelda: Breath of the Wild eine solche offene Welt eingeführt. Eine andere, alte Nintendo-Franchise, die dadurch nochmal ganz neues Leben eingehaucht bekommen hat.

Es muss ja kein Survival-Game

Pals können mehr als nur kämpfen

Ich möchte wirklich keine Pokémon mit Waffen oder sie brutal töten.

Aber Pokémon könnten so viel mehr Funktionen haben als nur Kämpfe auszutragen. Dafür müsste man den Gedanken der Open World wieder weiter spinnen. Warum kein Housing-System in einem Hauptableger von Pokémon, in dem ein Teil der Pokémon bleiben kann um dort Tätigkeiten auszuführen?

In meiner Basis in Palworld steht ein Gehege, in dem mein Hühnchen-Pal Eier legt.

Bei Pokémon dreht sich alles noch mehr um die Monster als bei Palworld. Da macht es einfach Sinn, sich mehr auf die Interaktion mit den Monstern zu konzentrieren.

Es macht mir in den Spielen immer sehr viel Spaß, wenn ich nur kleine Dinge tun kann, wie Pokémon bürsten oder ihnen einen Ball zuwerfen. Da habe ich mich immer gefragt, warum genau diese Feature nicht viel stärker ausgebaut wurden.

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Ein richtiger Koop-Multiplayer

Für den GameBoy war es damals revolutionär, dass man zwei Gameboys mit einem Kabel verbinden und tatsächlich Pokémon tauschen oder gegeneinander kämpfen konnte. Aber einen wirklich gescheiten Multiplayer gibt es bis heute nicht.

Ja, seit Pokémon Schwert und Schild (2019) gibt es Koop-Raids in Pokémon. Aber die bieten keine befriedigende Multiplayer-Erfahrung, da es vom Gefühl nicht viel anders ist, als mit NPCs zusammen zu spielen.

Ich brauche jetzt kein super tiefgehendes MMO mit Pokémon. Aber zumindest gemeinsam im Koop die Welt zu erkunden, gemeinsam Fortschritt zu machen und vielleicht ein paar Bosskämpfe gegen starke Pokémon zu bestreiten – das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?

Alles irgendwie schon da gewesen, aber nie so richtig

Das Kuriose für mich ist, dass Pokémon viele Feature schon irgendwie in den Hauptablegern hatte. Seit den ersten Spielen Rot und Blau, bin ich bei jeder Edition dabei gewesen.

Ich kann jetzt nicht aus dem Kopf genau sagen, welches Feature genau in welchem Teil vorkam. Aber ich erinnere mich an Dinge wie:

Höhlen bauen, in denen man Deko und Möbel platzieren kann

auf Pokémon durch eine Unterwasserwelt tauchen

Pokémon in Ressorts anstelle von Boxen schicken, wo sie Beeren pflücken

dynamische Wettersysteme

Camps, in denen man kochen und mit Pokémon spielen kann

das Herstellen von bestimmten Gegenständen

… naja und eben die Open World, die aber für eine so große Franchise zu viele technische Mängel aufweist und sehr leblos wirkt

Diese Systeme waren alle in den Ansätzen immer mal wieder da und sind dann auch teilweise wieder verschwunden. Sie waren auch alle nie so ausgereift, wie es andere moderne Spiele tun.

Es geht mir gerade nicht darum, Palworld in den hohen Himmel zu loben. Auch bei Palworld habe ich noch eine gewisse Skepsis, wie das ganze weitergehen wird. Außerdem steht auch noch Kritik im Raum, dass einige Assets eventuell mit einer KI von Pokémon kopiert und angepasst wurden.

Wacht man jetzt richtig auf?

Trotzdem muss man hier ganz klar sagen, dass Entwicklerstudio GameFreak und Nintendo hier lange geschlafen haben. Zelda hat es schon vor 7 Jahren vorgemacht, Pokémon ist nie nachgezogen.

Im Prinzip ist das doch auch, was sich viele Pokémon-Fans seit Jahren wünschen: Eine gute Mischung aus Pokémon und Zelda: Breath of The Wild. Denn gerade Pokémon stand immer für das Erkunden der Welt und Freiheit. Mittlerweile haben wir doch die Mittel, dass Spiele einem das Gefühl von dieser Freiheit vermitteln können.

Ich kann mir nur vorstellen, wie man gerade bei der Pokémon Company auf Palworld schielt und im Grunde so denkt, wie ich:

Das wollen wir auch.

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