Grand Theft Auto: Liberty City Stories – im Klassik-Test (PS2)

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Spiel:Grand Theft Auto: Liberty City StoriesPublisher:Take 2Developer:Rockstar LeedsGenre:ActionGetestet für:PS2Erhältlich für:PS2USK:Erschienen in:8 / 2006

Die Grand Theft Auto-Serie von Rockstar Games bricht seit ihrem 3D-Debüt 2001 alle Rekorde: GTA 3 schlug ein wie eine Bombe, die nochmals aufgemotzten Semi-Nachfolger Vice City und San An­dreas setzten den Siegeszug fort und thronen in der Rangliste der meistverkauften Spiele der Konsolen-Neuzeit ungefährdet ganz oben. So bedeutend ist das Gangster-Epos, dass es Microsoft auf der E3 eine große Präsentation des kommenden NextGen-Debüts Wert war, obwohl der ­Titel nicht mal Xbox-360-exklusiv sein wird. Auch im Handheld-Sektor etablierte sich Grand Theft Auto als Macht, der PSP-Ableger Liberty City Stories nimmt wenig überraschend bei den Verkaufscharts für Sonys Handheld die Spitzenposition ein.

Die eingebaute Absatzgarantie eines GTA ließ Rockstar und die Mutter­firma Take 2 nicht kalt: Schließlich hat nicht jeder eine PSP, während die PS2 inzwischen fast zum Synonym für ­Videospielkonsolen geworden ist und entsprechend viele Abnehmer gefunden hat – aber seit San Andreas gab es kein neues Grand Theft Auto mehr. Kein Wunder also, dass der nahe liegende Schluss gezogen wurde: Liberty City Stories erscheint auch für die PS2 und kann sich damit rühmen, der erste wichtige Titel zu sein, der den Sprung vom Handheld auf den heimischen Fernseher geschafft hat. Die unter der ­Federführung von Rockstar Leeds entstandene Umsetzung entspricht fast komplett dem PSP-Vorbild, allerdings wurden die Mehrspieler-Funktionen nicht übernommen – dafür zahlt Ihr aber nicht den vollen Preis an den Kassen; stattdessen kostet das umfangreiche Mafia-Abenteuer schmale 30 Euro.

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Bei Grand Theft Auto: Liberty City Stories startet Ihr erstmals nicht in einer gänzlich neuen Stadt Eure Verbrecher-Karriere. Ganz im Gegenteil: Schauplatz des Geschehens ist die ­namensgebende Metropole, die ­bereits bei GTA 3 im Mittelpunkt stand. Genau das gleiche Pflaster wird Euch aber auch nicht vorgesetzt: Die Handlung spielt diesmal im Jahr 1998, also drei Jahre vor den dama­ligen ­Geschehnissen. Entsprechend kennt Ihr zwar alle Straßenzüge und die meisten Bauwerke, doch es gibt auch Unterschiede zu entdecken: So befindet sich z.B. die Brücke zum Stadtteil Staunton Island ebenso noch im Bau wie das große Stadion in Portland, außerdem schippert Ihr hier auf Wunsch mit Fähren zwischen den Stadtbezirken herum. Natürlich zieren andere Werbemotive die Plakatwände und geben der Stadt ein etwas bunteres Erscheinungsbild, dazu gesellen sich neue Positionierungen für die versteckten Extras oder bei den Rampen für waghalsige Autostunts.

Star der Geschichte ist der Mafioso Toni Cipriani, der vor einigen Jahren aus der Stadt flüchten musste und jetzt wieder zu seinem Clan zurückkehrt. Allerdings wird er bei den Leones nicht überall mit offenen Armen aufgenommen, weshalb er sich erst wieder mühsam nach oben arbeitet. Traditionell besucht Ihr in der Stadt die auf dem Radar markierten Auftraggeber und nehmt Missionen an, um die Story voran zu treiben. Anders als z.B. bei San Andreas gibt es jedoch keine Handlungsstränge, die Ihr einfach ignorieren könnt: Alle Aufträge müssen absolviert werden, nur die Reihenfolge steht Euch gelegentlich frei.

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Natürlich habt Ihr wie immer die Gelegenheit, nebenbei auch weniger gesetzeswidrige Tätigkeiten auszuführen: Verdient z.B. als Taxifahrer oder Feuerwehrmann ein paar Dollar. Ein spaßiger Neuzugang ist die Möglichkeit, sich als Verkäufer für Autos oder Motorräder zu betätigen: ­Kutschiert einen kaufwilligen Kunden durch die Gegend, um ihn von den Vorzügen des Vehikels zu überzeugen.

Toni ist ein fähiger Bursche, der mehr kann als sein GTA 3-Kollege, aber nicht so viel wie CJ aus San An­dreas: So klaut Ihr nicht nur vierrädrige Boliden, sondern schnappt Euch auf Knopfdruck auch Motorräder; Flugzeuge und Hubschrauber ergattert Ihr dagegen nicht. Außerdem solltet Ihr Euch von Gewässern fern halten – Euer Mafioso ist zwar ein harter Bursche, aber zugleich Nichtschwimmer.

Auf der Heimkonsole profitiert Liberty City Stories von der besseren Leis­tung: Die Grafik hat zwar nicht die Qualität der speziell für die Hardware entwickelten Teile, wartet aber mit belebteren Straßen auf als das portable Original. Auch die Bildrate und die Weitsicht wurden dezent aufgebohrt. Ganz von Rucklern bleibt Ihr dennoch nicht verschont, auch die Texturen gerieten teils etwas niedrig aufgelöst. Angenehmer als auf dem Handheld fällt die Steuerung aus, bei der sich die größere Knopfzahl des PS2-Pads positiv auswirkt: So könnt Ihr mit dem rechten Analogstick ­jeder­zeit die Kamera bewegen und Euch Übersicht verschaffen. Auch das ­Waffen wechseln und der Einsatz des überarbeiteten, aber immer noch ­etwas bockigen Zielsystems geht nun besser von der Hand.

Wie üblich musste auch Liberty City Stories einige Federn lassen, um die USK-Hürde zu nehmen: In der deutschen Version könnt Ihr deshalb keine Passanten meucheln und dann ihr Kleingeld klauen, auch die versteckten Amoklauf-Extras wurden gestrichen. Auf die Missionen und den Spielspaß haben diese Details aber keinen Einfluss.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Ein zweites San Andreas ist Liberty City Stories natürlich nicht – aber mal ehrlich, das dürfte bei der Umsetzung eines Handheldspiels kaum überraschen. Geht Ihr mit realistischen Erwartungen an das neues­te GTA heran, erwartet Euch gewohnt epische Unterhaltung, wenn auch in etwas kleinerem Format. Die namensgebende Stadt hat sich nur in Details verändert, so viel Erkundungsfläche wie bei den beiden ­Vorgängern gibt es zwangsläufig nicht, doch nicht nur Serienveteranen freuen sich über den Ausflug in bekannte Gebiete. Klar, die Betätigungsmöglichkeiten sind nicht so vielfältig, alte Macken bleiben hartnäckig unverändert und manche intelligente Neuerung von San Andreas ­vermisse ich schmerzlich. Auch optisch wird die PS2 beileibe nicht überlastet, Texturen und Charaktere lassen die PSP-Herkunft des Öfteren klar erkennen – und trotzdem spielt dieses Grand Theft Auto auch auf dem heimischen Fernseher auf sehr hohem Niveau. Wer die Handheld-Fassung schon hat, braucht’s allerdings mangels Änderungen nicht – alle anderen ­werden prima versorgt, zumal der günstige Preis angemessen ist.

Thomas Stuchlik meint: Markenausschlachtung oder weiterer Rockstar-Coup? Liberty City ­Stories bewegt sich auf einem schmalen Grat: Kennern von GTA 3 und der PSP-Episode wird hier allzuviel bekannt vorkommen. Auch die betagte Renderware-Optik sieht trotz einigen grafischen Verbesserungen immer noch trist und langweilig aus. Daneben wurden alte Serien-­Mängel wie nicht vorhandene Missions-Checkpoints immer noch nicht ausgebügelt. Zumindest kürzte Rockstar die Missionslänge auf ein ­gesundes Maß – so hält sich der Frustfaktor in erfreulichen Grenzen. Und abgesehen vom Metropolen-Recycling macht das bewährte GTA-Konzept immer noch einen Mordsspaß! Daneben befriedigen die lebendigen wie komplexen Stadtteile so manchen Forscherdrang.

Wertung

+ gewohnt belebte Metropolenumgebung
+ Missionsdesign mit weniger Frustfallen
+ Steuerung mit PS2-Pad klappt besser

– einige ”GTA”-Macken nicht behoben
– Grafik lässt PSP-Herkunft erkennen
– Mehrspieler-Modi wurden gekippt

Geradlinige Portierung des PSP-Hits: nicht so brillant wie der ­Vorgänger, aber trotzdem stark.

Singleplayer89MultiplayerGrafikSound

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