Ein neuer Oscarkandidat hat mich gleichzeitig zu Tränen gerührt und laut lachen lassen

The Holdovers ist neben großen Filmen wie Oppenheimer oder Poor Things für einige Oscars nominiert. Trotzdem wird über den Film nicht so gesprochen wie über andere Filme. MeinMMO-Autor Nikolas Hernes findet das schade, denn der Film ist richtig gut und hat jede Nominierung verdient.

The Holdovers ist der neue Film von Alexander Payne. Er wurde schon 7 Mal für die Oscars nominiert und hat ihn zweimal für das Drehbuch zu Sideways und The Descendants bekommen. Sein neuer Film The Holdovers ist aktuell für 5 Oscars nominiert, darunter für den besten Film, den besten Hauptdarsteller und das beste Originaldrehbuch, und ich finde, der Film kann auch mit Oppenheimer und Poor Things mithalten.

Der Geschichtslehrer Paul Hunham, gespielt von Paul Giamatti, ist nicht wirklich beliebt, wird aber dazu verdonnert, auf die Internats-Schüler in den Winterferien 1970 aufzupassen, die nicht woanders hinkönnen. Durch ungünstige Ereignisse bleibt er dann alleine mit seinem Schüler Angus Tully, gespielt von Dominic Sessa und der Köchin Mary Lamb, gespielt von Da´Vine Joy Randolph über die Ferien im Internat.

Hier könnt ihr euch einen ersten Eindruck vom Film machen:

The Holdovers ist vulgär, lustig und emotional

Die Geschichte von The Holdovers ist simpel. Ein Lehrer muss die Ferien mit seinem Schüler verbringen. Doch Angus ist kein einfacher Schüler. Er ist schon von mehreren Schulen geflogen, er ist vulgär, trotzig und versucht ständig irgendeinen Quatsch zu machen. Doch er ist auch klug und einfühlsam und leidet unter der neuen Beziehung seiner Mutter.

Und auch Paul Hunham ist kein Unschuldslamm. Er ist fies, benotet unglaublich streng und ist auch mit seinem Rektor auf Kriegsfuß. Das klingt alles erstmal seicht und eben simpel, doch darin liegt die Stärke der Geschichte, denn die Chemie der Charaktere ist fantastisch. Wenn Angus und Paul sich streiten, dann ist das glaubwürdig, ziemlich oft wirklich lustig und angenehm explizit. Es fliegen Beleidigungen und es wird sich gegenseitig frech verarscht.

Das gesamte Kino und ich haben an vielen Stellen laut gelacht, mehr als bei typischen Komödien. Durch diese Streitereien werden die emotionalen Szenen noch effektiver. Die Trauer, Einsamkeit und Wut bringt jeder der Schauspieler organisch und lebendig rüber. Die Nominierung von Paul Giamatti als bester Hauptdarsteller ist zu 100 % verdient.

Auch die Köchin Mary wird wunderbar von Da´Vine Joy Randolph gespielt und bringt als dritte Partei eine Schlichterin mit. Sie ist genauso vulgär wie die anderen beiden, durch ihre persönliche Geschichte sorgt sie aber dafür, dass alle zusammenhalten.

Das Tolle und Erfrischende an all diesen Szenen und Momenten ist das Fingerspitzengefühl des Films. Dies schafft der Film vor allem mit seinem Editing.

Lehrer Paul Hunham ist erschrocken, was für Quatsch Angus treibt

Simples, aber effektives und gekonntes Editing

The Holdovers ist nicht ohne Grund für den besten Schnitt nominiert. Der Film schafft es, all seine Szenen für sich stehenzulassen, der Moment und das Schauspiel der Figuren sind im Vordergrund. Keine wilden Schnittgewitter oder Kameraschwenks, es wird oft mit Zooms gearbeitet, die an alte Filme erinnern. Auch wird zwischen verschiedenen Szenen auf weite Kameraperspektiven, wie Totalen, gesetzt.

Da hält man dann drauf und man sieht die Charaktere miteinander interagieren. Dadurch kriegen die Figuren des Films eine lebendige Persönlichkeit, ohne aktiv mit Worten beschrieben werden zu müssen.

Auch der Ton ist fantastisch. Musik wird meistens nur innerhalb des Films benutzt. Der Soundtrack dröhnt mir im Kinosaal nicht in den Ohren, um mir zu signalisieren, wie ich mich fühlen soll. Die Dialoge, die Charaktere und die Schauspieler stehen für sich und überzeugen mich, dass das, was gerade passiert, echt ist.

Diese Kinoerfahrung war für mich unglaublich erfrischend, obwohl sich viel an alten Filmen orientiert wird. Ich war froh, dass ich selbst entscheiden konnte, was ich bei den jeweiligen Szenen empfinde und dass nicht die ganze Zeit versucht wird, mir vorzuschreiben, was ich zu fühlen habe.

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Ich habe mich selten im Kino so wohlgefühlt wie bei diesem Film. Obwohl viele der Geschehenisse bitter und traurig sind, hat der Film eine positive Note und erlaubt es mir, ohne viel Tamtam meine eigenen Emotionen zu empfinden.

Ich hoffe, dass neben Oppenheimer und Poor Things auch dieser Film bei den Oscars beachtet wird und kann jedem einen Kinobesuch empfehlen. Seit dem 25.01.2024 könnt ihr den Film schauen. MeinMMO-Chefredakteurin Leya Jankowski kann euch einen anderen Oscarkanditaten empfehlen: Killers of the Flower Moon ist der stärkste Film des Jahres, weil er auch nach einer Woche noch schmerzt

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