Ridge Racer 7 – im Klassik-Test (PS3)

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Spiel:Ridge Racer 7Publisher:Bandai-NamcoDeveloper:NamcoGenre:RennspielGetestet für:PS3Erhältlich für:PS3USK:6Erschienen in:4 / 2007

Zum ­PSone-Start 1995 faszinierte das Ridge Racer-Debüt mit atemberaubendem Tempo, intuitiver Drift-Steuerung und im Heimbereich bislang ungekannt hochkarätiger Polygonoptik. Inzwischen gehört es für Rennspiele zum Standard, sehr gut auszusehen und viele Hobby-Piloten haben neue Prioritäten gesetzt – sei es der detailvernarrte Realismus eines Gran ­Turismo oder die Tuning-Orgien der Need for Speed-Serie. Ridge Racer bleibt dagegen seinen Prinzipien treu und behält das einfach gestrickte Grundkonzept bei: Fahre schnell, drifte spektakulär und lasse den Bleifuß sprechen! Zeitgemäß? Vielleicht nicht, aber auf jeden Fall auch heute noch rundum begeisternd – wenn Ihr gewillt seid, Euch drauf einzulassen.

Auch eine andere Tradition wird mit Ridge Racer 7 fortgesetzt: Wenn eine neue Sony-Konsole das Licht der Welt erblickt, muss dazu eine Tempobolzerei im Regal danebenstehen. Zum inzwischen vierten Mal wird ­diese Regel umgesetzt, weshalb PS3-Jünger zum Start nicht nur F1-Boliden, Offroad-Karossen und Tuningwagen, sondern auch stylische japanische Arcade-Flitzer über die Kurse pilotieren dürfen.

An Ridge Racer 7 ist einiges neu, aber auch vieles bekannt: Als Basis für den PS3-Erstling diente nämlich der Vorgänger, mit dem Namco bekanntlich einen Seitensprung auf die Xbox 360 wagte. Entsprechend kennen Microsoft-Rennfahrer einen Großteil der Strecken und Fahrzeuge bereits von Teil 6, doch ganz faul waren die Entwickler nicht: Zu den 15 übernommenen Kursen (die für Sony-treue Gasjunkies aber eigentlich auch neu sind) gesellen sich ein aufgemotzter Klassiker sowie ein halbes Dutzend Pisten, die es vorher noch nie zu sehen gab. Die unterscheiden sich schon auf den ersten Blick, denn bei ihnen bekommt Ihr etwas mehr Natur zu Gesicht als sonst üblich: Prescht etwa an einem rauschenden Wasserfall vorbei, driftet in dicht bewaldeten Dschungelpassagen oder fahrt durch Tropfsteinhöhlen.

Ließ Euch Ridge Racer 6 noch in vielerlei Hinsicht freie Wahl, zu welchen Rennen Ihr wann antreten wolltet, fällt die Struktur nun wieder rigider aus, ist aber zugleich abwechslungsreicher. So stehen zwar Meisterschaftsserien im Mittelpunkt, alternative Wettbewerbe stellen Euch durch verschiedene Bedingungen aber vor frische Herausforderungen – mal tretet Ihr nun nur gegen Fahrzeuge des gleichen Typs an, mal gibt es noch spezifischere Einschränkungen wie etwa zum Nitroeinsatz.

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Apropos Nitro: Die ursprünglich auf der PSP eingeführten Temposchübe gibt es weiterhin und sie fügen sich tadellos in das Arcade-Umfeld ein. Da die CPU-Gegner ebenfalls darüber verfügen und nun auch ein Windschatten simuliert wird, sind äußerst knappe und auch mal frustrierende Duelle vorgezeichnet. Die Ridge Racer-Kontrahenten werden wie eh und je später im Spielverlauf knüppelhart und teilweise unfair: Der Fan freut sich über den Nervenkitzel, so manch anderen nervt‘s einfach. Letztlich gehört das nun mal zum Oldschool-Gedanken der Serie dazu. Zugeständnisse an die Gegenwart werden aber durchaus gemacht: Erstmals habt Ihr die Möglichkeit, Eure Vehikel mit Bauteilen sowohl optisch als auch von der Leistung her aufzumotzen. Letzteres solltet Ihr auf jeden Fall tun, um Eure Siegchancen zu bewahren. Auf dem Detailniveau eines Need for Speed Carbon befinden sich die Schraubereien freilich nicht, sind aber eine lobenswerte Neuerung und selbst für weniger daran interessierte Raser ansprechend umgesetzt.

Während der schlappe Splitscreen ohne Gegner und mit niedrigerer Bildrate kaum erwähnenswert ist, läuft Ridge Racer 7 online zu Hochtouren auf: Wenn Ihr mit bis zu 13 Konkurrenten um den Sieg rast, steigt das Adrenalin, selbst gelegentliche Lags lassen sich dank der Arcade-Natur verschmerzen. Gelungene Rennvarianten, bei denen Ihr z.B. als Zweierteams antretet, geben der Internet­raserei zusätzlich Pfiff.

Für Grafikfetischisten ist Ridge Racer 7 ein zweischneidiges Schwert: Blitzsaubere 60 Bilder pro Sekunde selbst bei 1080p und teilweise höllisches Tempo begeistern, dafür fällt das Umgebungsdesign wenig spektakulär aus. Wirklich sehenswerte Landschaftsdetails machen sich rar, als Musterbeispiel für die mögliche Leistungsstärke der PS3 eignet sich der Arcadespaß weniger. Unterschiede zum Xbox-360-Vorgänger sind zwar gelegentlich anhand einiger subtiler Effekte erkennbar, doch auch der nutzte die Hardware vor rund einem Jahr sichtlich nicht aus.

Dass Namco einen erstklassigen Arcade-Raser abgeliefert hat, der so viel Tiefgang und Umfang bietet wie noch keiner der Vorgänger, steht fest. Bleibt nur die Frage, ob Ridge Racer 7 für Euch taugt: Seid Ihr bereit, Euch auf das traditionelle Grundprinzip einzulassen, dürftet Ihr jede Menge Spaß damit haben. Habt Ihr Euch allerdings an den Vorgängern satt gerast oder wollt etwas in Richtung Need for Speed oder Gran Turismo, dann ist das Vollgasspektakel weniger für Euch geeignet.

Meinung

Ulrich Steppberger meint: Ridge Racer kann einfach nicht schlecht sein: Klar, eine schickere Optik würde ich mir heutzutage auch wünschen, doch schlecht sieht Teil 7 deswegen nicht aus – nur eben nicht gerade spektakulär. Dafür sind die Rennen spannend wie beim ersten Teil, die Streckenvielfalt überzeugend, die Karriere abwechslungsreich angelegt und der neue Tuning-Aspekt gut eingebaut. Von den Online-Funktionen könnte sich die gesamte Konkurrenz eine Scheibe abschneiden. Ich bin eben ein Fan von umkomplizierten Rennspielen, für den Ridge Racer 7 mit seiner effektiven Drift-Mechanik genau das Richtige ist – Realismus gibt’s anderswo genug, sogar die krachige Musik passt hier einfach dazu. Für mich ist Ridge Racer 7 das gehaltvollste Rennspiel zum PS3-Start, auch wenn MotorStorm sicherlich in Sachen Optik mehr auf dem Kasten hat.

Oliver Schultes meint: ”Ein Vorzeige-Titel für die HD-Konsolengeneration sieht anders aus! Nimmt man die Next-Gen-Erwartungsbril­le ab, offenbart sich eine exzellen­te Arcade-Raserei mit punktgenauen Kontrollen, aus­­ge­feiltem Streckendesign und hohem Suchtfaktor. Optik ist eben nicht alles…” Meine Worte aus dem Ridge Racer 6-Test kann ich guten Gewissens aufwärmen, schließlich bietet Teil 7 auf PS3 nur unwesentlich Neues. Die Sixaxis-Unterstützung ist ein Gimmick, ich bevorzuge das Steuerkreuz.

Wertung

22 Strecken, davon sechs neue
erstmals in der Serienhistorie ist Auto-Tuning möglich
Karrriere-Modus wieder linearer
diesmaliges Retrospiel: ”Xevious”
Musik im traditonellen Bumm-Bumm-Schepper-Stil

Wenig Neues, aber dafür gewohnt großartig: Der Arcade-Raser fährt auch im Next-Gen-Zeitalter ganz vorne mit.

Singleplayer85MultiplayerGrafikSound

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