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Ihr schlüpft in die Rolle der kleinen Ting: Mit ihren Eltern in eine neue Nachbarschaft gezogen, sieht sich das schüchterne Mädchen mit den ersten handfesten Herausforderungen des Lebens konfrontiert. Bald geht die Schule los, Freundschaften wollen geschlossen werden und dann ist da noch das Geistermädchen Xiu. Mit diesem versteht sich Ting blendend – allerdings kann nur sie Xiu sehen, die von Tings Eltern und Außenstehenden naheliegend als imaginäre Freundin abgetan wird. So entfaltet sich eine gelungene Geschichte, die Tings augenscheinlich gewöhnlichen Alltag mit übernatürlichen Begegnungen verwebt. Ausufernden Horror solltet Ihr nicht erwarten, hier gruselt man sich allenfalls sporadisch. Vielmehr geht es um zwischenmenschliche Beziehungen der Protagonistin und dabei werden auch unangenehme Themen angepackt.
Regelmäßig rücken Aspekte malaysischer Kultur und Folklore charmant in den Fokus. Charaktere reichern ihr gebrochenes Englisch mit Floskeln und Redewendungen an – die bekommt Ihr dann als Spieler auch erklärt und eingeordnet. Das resultiert in atmosphärischen Unterhaltungen, mit denen Ihr letztlich die meiste Spielzeit verbringt. Hier und da dürft Ihr auch mal rätseln, schleichen oder unter Zeitdruck Entscheidungen treffen. Diese spielerischen Einschübe gehen aber nie über den Grad der ”Beschäftigungstherapie” hinaus.
Durchaus gelungen gestaltet sich der titelgebende und unverbrauchte Papier-Look. Greift Ihr zur Switch-Version, müsst Ihr Euch allerdings trotz der minimalistischen Optik mit einer wackligen Performance und aufploppenden Texturen arrangieren.
Meinung & Wertung
Kevin Pinhao meint: Die größte Stärke der Paper Ghost Stories ist die Geschichte. Das alltägliche Leben aus der Perspektive eines heranwachsenden Mädchens zu erleben, funktioniert gut – insbesondere, weil der Handlung der Spagat zwischen übernatürlichen Elementen und ernsten Themen gelingt. Besonders löblich: die Bemühungen, Spielern Aspekte der malaysischen Kultur und Folklore näherzubringen. Damit Ihr den Titel genießen könnt, müsst Ihr aber vor allem die Lust am Lesen mitbringen. Abseits von umfangreichen – und leider nicht vertonten – Gesprächen bekommt Ihr nämlich allenfalls sporadisch mal etwas zu tun.
Adventure mit feinfühliger Story und unverbrauchtem Stil, spielerisch allerdings mit etwas wenig Substanz.
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