Nur wenig Beachtung fand ein Anime aus der letzten Saison. Dabei dürften gerade Fans von Zauberer-Duellen und spannenden Charakteren auf ihre Kosten kommen.
Es gibt Anime, die würde man sich freiwillig niemals antun, wenn nicht eine lange Nacht ohne Motivation und die „Schlag mir was vor“-Empfehlungen von Crunchyroll wären. Genau so habe ich zu „Reign of the Seven Spellblades“ gefunden. Eine Serie aus der Sommer-Saison 2023, die für mich vollkommen unter dem Radar lief.
Das mag vor allem der Fall gewesen sein, weil die Serie häufig eine vergleichsweise niedrige Bewertung bekommen hat, wie etwa 6,61 / 10 (myanimelist) oder 6,4 / 10 (IMDb).
Für mich ist die Serie damit deutlich unterbewertet, denn ich wurde mehr als nur gut unterhalten. Und gerade Harry-Potter-Fans, die inzwischen ein bisschen erwachsener sind und sich für Anime interessieren, sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren.
Worum geht es in Reign of the Seven Spellblades? An der Magier-Akademie Kimberly beginnt ein neues Schuljahr. Der Protagonist Oliver Horn tut sich mit einigen anderen Erstklässlern zusammen, um die Ausbildung zum Magier zu bestehen. Ein Vorfall bei der Eröffnungsparade, bei dem eine Schülerin beinahe von einem Troll ermordet wird, schweißt ihn sofort mit 5 weiteren Mitschülern zusammen.
Diese Gruppe versucht fortan, sich gegenseitig zu unterstützen und einander bei individuellen Problem zu helfen. Denn während eine eine Nachfahrin eines wichtigen Magier-Adelsgeschlechts mit Familiendruck ist, hat eine Samurai-Mitschülerin nahezu keine magische Erfahrung.
Im Zentrum stehen actiongeladene Kämpfe, die zumeist eine Mischung aus Schwertduell und Magie sind – wer hier nur an „Zauberstab-Gefuchtel“ denkt, wird enttäuscht. Diese Duelle sehen sogar erstaunlich gut aus und dürften zu den höherwertigen Produktionen dieses Jahres gehören.
Interessante Ansätze mit klugen Ideen – etwas überhastet
Dabei macht Reign of the Seven Spellblades eine Welt auf, in der es jede Menge Konflikte, Parteien und interessante Konzepte gibt. Ein paar Beispiele gefällig?
Unter der Akademie Kimberly befindet sich ein riesiges, magisches Labyrinth, das sich in den Nächten mit den normalen Gängen der Schule vermischt. Häufig gehen hier Schüler verloren und befinden sich dort in einem nahezu rechtsfreien Raum, in dem allerlei Schauergestalten warten (darunter auch ein Halb-Sukkubus!)
Halb-Humanoide, wie Trolle oder Feen, gelten in dieser Welt als Nutztiere. Magier können sie nach Belieben fangen, töten und mit ihnen experimentieren. Eine „Pro-Halb-Humanoide“-Gruppierung gewinnt zwar gerade Zulauf, ist aber klar in der Unterzahl. Das führt zu interessanten, moralischen Konflikten.
Dass Magier an der Akademie sterben, ist Alltag und schlicht ein Fakt. 20 % der Magier sterben bei ihrer Ausbildung – entweder durch Morde, bei der Forschung oder weil sie sich „im Zauber verlieren“ und von der Magie oder ihren Beschwörungen vereinnahmt werden.
Ein Junge muss mit den Kräften seiner „Reversi“-Fähigkeiten zurechtkommen – der Körper wechselt zwischen männlich und weiblich, was nicht nur für soziale und hormonelle, sondern auch magische Probleme sorgt.
Die namensgebenden „Spellblades“ sind übrigens besondere Kombinationen aus Nahkampf-Angriff und Zauber, die als „nicht konterbar“ gelten und quasi den Sieg sofort garantieren. Bisher sind nur 6 dieser Fähigkeiten bekannt, aber eine siebte könnte unter den aktuellen Schülern vorkommen.
Der perfekte Anime für Zauber-Fans, die ein „böses“ Harry Potter wollen
„Reign of the Seven Spellblades“ hat mich positiv überrascht und war von Anfang bis Ende eine unterhaltsame Geschichte, die in vielen Punkten an Harry Potter erinnert, aber fast immer einen deutlich dunkleren Twist nimmt. Blut, Grausamkeiten und Rachefantasien kommen hier gehäuft vor und der Anime ist in der Darstellung nicht gerade zimperlich.
Der einzige, wirkliche Kritikpunkt ist für mich, dass die Serie mit 15 Folgen eindeutig zu kurz ist, um all das zu zeigen, was im Quellmaterial eigentlich steckt. Dadurch fühlen sich einige Situationen ein bisschen überhastet an. So verweilt die Story nie lange an einem Punkt, sondern zieht rasch weiter – etwas mehr Zeit für mehr Charaktertiefe und den Ausbau der Welt, die mit so vielen spannenden Thematiken angefüllt ist, hätte der Serie gutgetan.
Trotzdem ist das eine klare Empfehlung. Wer jetzt über die Feiertage eine magische Geschichte mit durchdachter Welt und einer Prise Brutalität mag, der sollte Reign of the Seven Spellblades eine Chance geben – und etwas durchhalten, da sich ab Episode 6 die Art der Geschichte deutlich wandelt.
Wenn ihr eher düstere Anime mögt, haben wir hier ein paar Serien ab 18 Jahren.